Transport Logistic: EP-Group erhält zwei Wasserstoff-Lkw

Bald soll es für den Wasserstoff-Lkw  mit Keyou-Innenleben los gehen mit dem Straßenbetrieb – auf der Transport Logistic, die vom 9. bis zum 12. Mai in München stattfand, unterschrieb nun die EP Group als erster Kunde den Vertrag für zwei 18-Tonnen-Trucks.

Schlüsselübergabe auf dem Messegelände in München. Der Lkw soll Ende 2023 ausgeliefert werden.(Foto: Keyou)
Schlüsselübergabe auf dem Messegelände in München. Der Lkw soll Ende 2023 ausgeliefert werden.(Foto: Keyou)
Anna Barbara Brüggmann

Auf der IAA Transportation 2022 stellte das Unternehmen Keyou einen wasserstoffbetriebenen 18-Tonnen-Lkw sowie einen 12-Meter-Stadtbus mit Wasserstoffmotor vor – nun soll es bald in den Kundenbetrieb gehen.

Aktuell ist Unternehmensangaben zufolge der Prototyp auf Basis eines Mercedes Benz Actros noch auf dem Bundeswehr-Testgelände in Neubiberg unterwegs, es seien jedoch alle Kalibrierungsarbeiten am Motor abgeschlossen, die Integration und Abstimmung der einzelnen Systeme sei fast beendet – und vom TÜV Süd erhielt das Fahrzeug die Einzelbetriebserlaubnis.

Im vierten Quartal 2023 sollen die ersten acht Lkw bei Kunden den Alltagsbetrieb starten - komplett auf Wasserstoffverbrennung umgerüstet und von einem Wasserstoffmotor mit sogenannter Keyou-inside-Technologie angetrieben.

Testlauf oder Dauerbetrieb?

Als erster Kunde unterzeichnete die Spedition EP-Trans aus Regensburg einen Vertrag über zwei wasserstoffbetriebene Lkw auf der Messe in München. Derzeit umfasst der Fuhrpark eine Flotte von rund 300 eigenen Lkw, die innerhalb Europas Waren für Endkunden transportieren.

„Die EP-Gruppe bekennt sich zur Nachhaltigkeit und setzt dabei auf Wasserstofftechnologien. Gemeinsam mit dem Unternehmen Keyou starten wir deshalb ein Projekt, in dem wir zwei mit Wasserstoff betriebene Lkw in unsere Fahrzeugflotte aufnehmen, um in einer Testphase den dauerhaften Einsatz der Wasserstofftechnologie für unsere Anforderungen zu bewerten“, so Georg Ehrlinger, Mitglied der Geschäftsführung von EP-Trans.

Umrüstung und Spezifikationen

Bei der symbolischen Schlüsselübergabe auf der Transport Logistic war der Lkw zu sehen, der Ende 2023 ausgeliefert werden soll. Er verfügt laut Keyou über Sechszylinder-Reihenmotoren mit 7,8 Liter Hubraum und 210 kW Leistung, die auf einer Dieselmotorplattform eines „etablierten Herstellers“, so die Angaben, basieren und nach Keyou-Spezifikationen für den Wasserstoffbetrieb umgerüstet werden.

Das Gas soll mit einem Druck von bis zu 15 bar in die Sauganlage eingeblasen werden und Zündkerzen sollen für die Entflammung des Gas-Luft-Gemischs sorgen. Ein speziell entwickeltes Brennverfahren ermögliche niedrige Abgaswerte und zugleich einen hohen Wirkungsgrad, heißt es.

Laut Aussage von Keyou-CEO Thomas Korn falle bei der Verbrennung kein CO2 an, die Stickoxid-Grenzwerte würden deutlich unterschritten, da die Motoren mit effizienter Magerverbrennung betrieben würden – „in einem Bereich, in der kein Stickoxid entsteht“, so Korn.

Auf den umgerüsteten 7,8-Liter-Motor soll ein 13-Liter-Motor folge, der derzeit angepasst und bald in einem 40-Tonner von Volvo erprobt werde.

Als Vorteile des umgerüsteten Wasserstoffmotors nennt das Unternehmen den weichen Motorlauf und die geringere Lautstärke gegenüber Diesel-Fahrzeugen. Der Motor durfte auch in der Messehalle live demonstriert werden – da im Betrieb nur Wasserdampf entweicht, so Keyou.

Eine Betankung mit Wasserstoff dauere circa 15 Minuten, mit der aktuellen Tankkonfiguration mit 27 Kilogramm Wasserstoff könne eine Reichweite von rund 350 Kilometern erzielt werden - je nach Kundenanforderung sei auch eine Erweiterung des Bauraums und damit eine Reichweitensteigerung auf bis zu 600 Kilometer möglich.

Miet- und Servicekonzept

Die ersten acht Lkw werden von Keyou eigenen Angaben gemäß vermietet – berechnet werde dann eine von der jährlichen Laufleistung abhängige Kilometerpauschale. Diese soll neben der Fahrzeugmiete auch Wartung & Service, die Versicherung und sogar den Wasserstoff umfassen. Service- und Garantieleistungen sollen vom Unternehmen selbst beziehungsweise von Partner-Werkstätten übernommen werden.

„Das Miet-Konzept senkt die Einstiegshürde, nimmt Kunden mögliche Bedenken vor einer neuen Technik und bietet ihnen die Möglichkeit, die Fahrzeuge im Alltag zu nutzen. Zukünftig erweitert Keyou das Pay-per-use-Modell und bietet die Umrüstung von Bestands-Diesel-Lkw zwischen 16 und 40 Tonnen an“, erklärte Korn.

Zukunftspläne

Das Geschäftsmodell soll sich in Zukunft auf die Umrüstung von Neu- und Bestandsfahrzeugen fokussieren, eine Eigenproduktion von Fahrzeugen und Motoren sei demnach nicht geplant. Man nutze stattdessen bewährte Chassis und Motoren, die entsprechend angepasst werden.

Der erste Prototypen-Lkw wurde von der Paul Nutzfahrzeuge GmbH umgebaut. Für die komplette Umrüstung für die ersten acht Fahrzeuge würden aktuell 14 Tage pro Lkw veranschlagt. „Wenn die Prozesse optimiert sind und wir mehr Erfahrung haben, wird das deutlich schneller gehen, wir peilen hier wenige Tage an“, so Korn.

Es sei geplant, ab der zweiten Jahreshälfte 2024 erste Bestandsfahrzeuge umzurüsten. Zunächst liege das Hauptaugenmerk auf dem Lkw-Markt. Als nächstes soll ein Schwerlast-Lkw mit 13-l-Motor auf Wasserstoff umgerüstet werden. Und nach dem Marktstart des Lkw will sich das Unternehmen nach eigener Aussage zunehmend auch der Markteinführung der Busse zuwenden.