Kommt man von der A8 über Pöttmes nach Neuburg/Donau, ist der Neubau direkt an der Augsburger Straße kaum zu übersehen. Die mit MAN- und grün-weißen Baywa-Fahnen gesäumte Einfahrt weist zwar auf eine Service-Partnerschaft mit MAN hin, die neue Werkstatt hat jedoch keine Markenbindung und ist für alle Kunden offen.
Franz Aigner, Baywa Technik-Regionalleiter für Oberbayern Nord erwartet uns schon zum Gespräch im großen Besprechungsraum. Erste Frage: Warum die Liaison mit MAN? „Die Kooperation als Service-Partner existiert schon sehr lange“, erklärt Aigner, betont aber, dass die Neuburger Werkstatt keine Markenbindung mit MAN pflegt und alle Marken willkommen sind. Servicetechnisch gab und gibt es jedoch seit jeher Gemeinsamkeiten zwischen Baywa-Landtechnik und MAN: Ein Bindeglied sind zum Beispiel die in einigen Fendt-Traktoren-Baureihen verwendeten MAN-Motoren. Die Dimension des Gebäudes an sich hänge nicht nur mit der starken Präsenz von MAN im süddeutschen Raum zusammen. Dezentrale Service-Stützpunkte seien im ländlich geprägten Bayern für alle Hersteller wichtig.
„Hausherr und alleiniger Betreiber der Werkstätte“, so Franz Aigner, „ist der Baywa-Konzern. Wir sind ein börsennotiertes Unternehmen mit rund 18.000 Beschäftigten. Und“, so Aigner weiter, „wir verbinden die Vorteile eines großen Konzerns mit der vielleicht eher familiären Arbeitsatmosphäre eines Mittelständlers.“ Wohl auch deshalb seien alle Mitarbeiter hier in Neuburg quasi „Eigengewächse“. Das erstaunliche dabei: Man habe selbst in der zuletzt ziemlich angespannten Personalsituation keine Probleme gehabt, gute und geeignete Leute zu finden. Aigner: „Da stellen wir uns schon auf die Hinterbeine und tun viel. Wir zeigen uns auf Ausbildungsmessen und haben eine eigene Recruiting-Abteilung. Hier in der Region haben wir zuletzt 50 Azubis eingestellt, vorwiegend aus dem kaufmännischen Bereich, Landmaschinen-Techniker und Mechatroniker.“ Klar: Beste Arbeitsbedingungen, gestellte Arbeitskleidung und 30 Tage Urlaub – da kann man nicht meckern.
Und trotzdem spürte Aigner auch in der Region Neuburg die Nähe des Ingolstädter Audi-Werks. Abwerbung komme durchaus vor, mittlerweile hätten sich die Dinge allerdings relativiert: „Es gibt auch Rückkehrer“, so Aigner.
Großzügiger Pausenraum
Unseren Rundgang durchs Haus beginnen wir mit den Sozialräumen: Den großzügigen Pausenraum schmückt eine kleine Küchenzeile samt Spülmaschine, hier lässt sich trefflich vespern und Mittag machen. Umkleide- und Sanitärräume gibt es selbstverständlich eigens für männliches wie weibliches Personal. Dass Frauen bei der Baywa nicht nur im Büro und administrativ arbeiten, belegt mein erster Mechaniker-Kontakt in der Landtechnik-Halle. Hier stören wir die hoch konzentrierte Melanie Schirmer beim Schrauben an einem Fendt Traktor. Auch sie ist ein solches „Eigengewächs“ der Neuburger Baywa: Ausbildung zur Mechatronikerin, seit Jahren schon im Betrieb. Unsere Stippvisite in der Landtechnik-Halle zeigt auf einen Blick: Hier treffen „Heavy Metal“ und High-Tech-Farming aufeinander. Ein Blick ins Cockpit eines gerade für die Auslieferung fertig gemachten Fendt-Traktor zeigt: Der Bauer von heute hantiert im Trecker nicht mehr mit Muskelkraft, sondern mit Computer, Trackball und mehr als nur einem Joystick. „Die Ausbildung zur Wartung von GPS-Anlagen und Präzisions-Lenkführung übernimmt unsere Akademie in Dietfurt im Altmühltal“, so beantwortet Franz Aigner meine Frage gleich vorweg. „Zusammen mit Marktführer Fendt lernen unsere Leute dort alles über Schnittstellen- und Iso-Bus-Technik.
80 Prozent aller Schlepper haben heute Präzisions-Lenkung – das ist Standard in der Landtechnik.“ Die Service-Bandbreite geht aber weit über Traktoren aller Marken hinaus: In Neuburg werden neben Landmaschinen aller Art auch Forst- und Kommunalfahrzeuge repariert, und natürlich Nutzfahrzeuge aller Marken.
Ein kurzer Stopp im Shop beendet vorerst unseren Rundgang durch den Landtechnik-Teil des Gebäudes. Die Ersatzteil-Theke trennt den Raum von einigen Mitarbeiter-Büros, vor der Theke gibt es alles, was der Landmann für die Arbeit im Forst benötigt. Die Husquarna-Vertretung hält hier von Motorsägen über Motorsensen bis hin zur schnittfesten Sicherheitskleidung alles vor, was Männern Spaß macht Streifzug durch den Lkw-Servicebereich: Hier fällt zuerst die Helligkeit des Raumes auf. Baywa ließ für den Neubau ein eigenes Lichtkonzept entwickeln. Das Licht der quadratischen LED-Felder an der Decke vermischt sich mit dem Tageslicht zu einer idealen, nahezu schattenfreien Arbeitsbeleuchtung. Unterstützt wird diese Lichtsituation durch helle Bodenfliesen. Der Raum ist blitzsauber, aufgeräumt und übersichtlich. Eine Kranspur mit 5-Tonnen-Seilzug-Kran überstreicht den gesamten Raum – das sieht man auch nicht alle Tage.
Fünf hydraulische Heber
Ein weiteres Highlight ist der „Inground-Lift“ mit fünf hydraulischen Hebern über die gesamte Arbeitslänge. Über ein Steuer-Tablet lassen sich die Stempel einzeln oder zusammen hoch- und niederfahren. Ein überaus praktischer Helfer für vielfältigste Aufgaben. Das bestätigen jedenfalls die zwei Mitarbeiter, die gerade einen Ford Transit vom THW mit einem Kotflügel-Schaden wieder auf Vordermann bringen. Neben einem kompletten MAN-Schüttgut-Sattel wartet eine Bundeswehr-grüne Iveco-Schwerlast-Sattelzugmaschine auf ihre Service-Einheit. Auch ein paar Militär-6x6 auf dem Hof bestätigen: Der Luftwaffen-Stützpunkt Zell mit seinem Eurofighter Geschwader und zugehörigem Fuhrpark liegt nur wenige Kilometer entfernt. Die fünfte, von der Halle durch eine hohe Mauer abgetrennte Spur belegt der Bremsenprüfstand. Die Kundschaft hierfür aus dem Neuburger und Schrobenhausener Hinterland ist typisch für den ganzen Betrieb: Bremsen-Untersuchung braucht schließlich jeder. Und so kommen nicht nur die Züge der umliegenden Speditionen, Bau- und Straßenbau-Betriebe, sondern auch die Linien- und Überlandbusse der regionalen Verkehrsbetriebe.
Frage zum Schluss: Schlägt sich der Wandel hin zur E-Mobilität bereits im Alltag der Baywa-Werkstatt nieder? Franz Aigner: „In unserer Gewichtsklasse mit relativ schweren Fahrzeugen ist der E-Antrieb noch eher Zukunftsmusik. Wir beobachten die Entwicklung aber sehr genau, um frühzeitig Hochvolt-Elektro-Kompetenz aufzubauen.“ Und alternative Kraftstoffe wie LNG? „Da die nächsten LNG-Tankstellen in Nördlingen und Ulm liegen, haben wir hier noch keine Nachfrage nach Serviceleistungen für LNG-Trucks. Aber wir können da schnell reagieren, wenn Bedarf entsteht“, so Aigner.Robert Domina
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