Ungeregelter Brexit: VDA warnt vor gravierenden Folgen für die Automobilindustrie

Der Automobilexport in das Vereinigte Königreich ist bereits jetzt im Sinkflug. Ein ungeregelter Brexit könnte zusätzlich bis zu 110 Mrd. Euro kosten.

Der Automobilexport, wie hier im Duisburger Hafen, könnte durch einen ungeregelten Brexit stark getroffen werden. | Bild: duisport/Frank Reinhold
Der Automobilexport, wie hier im Duisburger Hafen, könnte durch einen ungeregelten Brexit stark getroffen werden. | Bild: duisport/Frank Reinhold
Tobias Schweikl

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat vor einem Ende der Brexit-Übergangsfrist ohne Abkommen gewarnt. Das Vereinigte Königreich sei innerhalb der EU immer noch größter Exportmarkt für die deutschen Automobilhersteller. Gerade für den zukünftigen Markt für batteriebetriebene Fahrzeuge sei das Vereinigte Königreich wichtig und attraktiv. Daher seien – neben der Zollfreiheit – im automobilen Handel angemessene und handhabbare Ursprungsregeln wichtig.

Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), betont: „Die deutsche Automobilindustrie bereitet sich seit dem Votum der Briten auf den finalen Austritt vor – allerdings ist knapp 90 Tage vor Ende der Übergangsfrist noch immer unklar, nach welchen Regeln der Handel mit dem Vereinigten Königreich ab Januar ablaufen wird. Wir brauchen ein zukunftsgerichtetes, faires und vor allem sicheres Regelwerk für die zukünftigen Beziehungen. Auch nach dem Austritt aus der EU bleibt das Vereinigte Königreich ein wichtiger Partner der deutschen Automobilindustrie, sei es als Lieferant, Produktionsstandort oder Absatzmarkt.“

Die Unternehmen der deutschen Automobilindustrie sind demnach mit über 100 Standorten im Vereinigten Königreich vertreten, darunter sind zahlreiche Zulieferbetriebe. Die Wertschöpfungsketten seien auch mit anderen Standorten in Europa eng verbunden, heißt es beim VDA. Eine Studie des SMMT (The Society of Motor Manufacturers and Traders) zeigt auf, dass ein „No Deal“-Szenario bis zu 110 Milliarden Euro zusätzliche Kosten für die europäische Automobilindustrie bedeuten könnte.

Bereits jetzt sind die Exporte deutscher Hersteller nach Großbritannien von 810.000 Pkw in 2015 auf rund 590.000 Pkw im Jahr 2019 gesunken. Im laufenden Jahr mache sich aufgrund der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie der Nachfrageeinbruch zudem zusätzlich bemerkbar. Von Januar bis August 2020 wurden 223.300 Pkw nach Großbritannien exportiert, das sind 45 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

 „Die Verhandlungsführer sollten alles daransetzen, die Verhandlungen zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Für beide Seiten steht zu viel auf dem Spiel“, so die VDA-Präsidentin. „Die Automobilindustrie braucht ein Abkommen, das den Handel ohne Zölle und Quoten ermöglicht, handhabbare Ursprungsregeln beinhaltet und ein Kapitel zur regulatorischen Kooperation enthält. Insgesamt müssen natürlich die Interessen der EU gewahrt bleiben. Ein Ende der Übergangsphase ohne Abkommen hätte schwerwiegende Folgen für die Automobilindustrie.“