Transport Logistic: Bayerisches Güterverkehrskonzept - die ersten Eckpunkte

Noch in diesem Jahr will der Freistaat ein eigenes Güterverkehrskonzept vorlegen. Ein paar Details hat Josef Rott, Abteilungsleiter im bayerischen Verkehrsministerium, in einem von der Zeitung Transport moderierten Forum auf der Transport Logistic verraten.

Josef Rott, Abteilungsleiter im Bayerischen Verkehrsministerium, im Gespräch mit Transport-Chefredakteurin Christine Harttmann. (Foto: Messe München)
Josef Rott, Abteilungsleiter im Bayerischen Verkehrsministerium, im Gespräch mit Transport-Chefredakteurin Christine Harttmann. (Foto: Messe München)
Christine Harttmann

Erste Eckpunkte seines Güterverkehrskonzepts hat das Bayerischer Verkehrsministerium in seinem Forum auf der Transport Logistic in München präsentiert. Der Freistaat wolle dazu beitragen, dass die für den Güterverkehr erforderlichen Voraussetzungen geschaffen werden, im den erwarteten Steigerungsraten nachhaltig gerecht werden zu können, beschrieb Josef Rott die Zielsetzung des Ministeriums. Der Abteilungsleiter für vernetzte Mobilität saß im Interview mit Transport-Chefredakteurin Christine Harttmann auf der Bühne. Gerade in einem Flächenland wie Bayern ist Güterverkehr wichtig, denn Unternehmen müssen mit Rohstoffen versorgt und deren Produkte zu Kunden transportiert werden. Und auch die Bevölkerung braucht Güter. Damit ist der Güterverkehr ein maßgeblicher Wirtschaftsfaktor für den Freistaat.

Da Bayern ein Flächenland ist, legt das Güterverkehrskonzept, das noch im Laufe dieses Jahres finalisiert vorgelegt werden soll, einen starken Fokus auf den ländlichen Raum. Güterverkehr müsse in der Breite verfügbar und erschwinglich sein, sagt Rott. Hinzu kommen die Transitverkehre, die das Land in Nord-Süd und in Ost-West-Richtung durchfahren. Die Alpenquerenden Verkehre, insbesondere über den Brenner, fordern alle Beteiligten immer wieder besonders.

Mit Main, Main-Donau-Kanal und Donau fließen außerdem wichtige Wasserstraßen durchs Land. Mit den anderen Verkehrsträgern sind sie über die die Häfen vernetzt. Auf genau diese Verflechtung der verschiedenen Verkehrsträger untereinander legt das Konzept laut Rott seinen Schwerpunkt. Ungenutzte Kapazitäten sollen dafür nutzbar macht – ganz besonders abseits der Metropole.

Gestärkt werden sollen Schiene und Wasserstraße, aber nicht nur die. Insgesamt aber stehen im Güterverkehrskonzept alle Verkehrsträger gleichermaßen im Fokus. Umschlaganlagen kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Schon weil, zumindest den Prognosen zufolge, im kombinierte Verkehr das höchste relative Wachstum zu erwarten ist, nehmen die KV-Terminals dabei eine besondere Rolle ein. Die passgenaue Unterstützung von Projektträgern bei Konzeption, Grundstückssuche und Planung, kündigt Rott für diesen Bereich an. Als Beispiel nennt er die Suche nach guten An- und Abfahrtswegen, bei denen das Land helfen kann.

Eigene Terminal aber will das Land Bayern nicht anstoßen. Jedes Projekt müsse eine lokale Initiative sein – ob Kommune oder Unternehmen spielt keine Rolle. „Wir werden niemanden vorschreiben, wo ein Terminal hingebaut werden soll“, erklärt Rott.

Digitalisierung und Vernetzung – auch das wird immer wieder auch im Zusammenhang mit dem Güterverkehr diskutiert. Im bayerischen Güterverkehrskonzept wird beides auch einen Platz finden. Allerdings sind hier den Einflussmöglichkeiten des Landes enge Grenzen gesetzt. Wie beim Ausbau von Infrastrukturmaßnahmen auch, liegt die Umsetzung oft in den Händen anderer Entscheidungsebenen. Die digitale Steuerung ist ein solches Beispiel. Um den Brennerkorridor optimal ausnutzen zu können, braucht es ein internationales, digitales Verkehrsmanagementsystem von Bayern über Tirol bis nach Südtirol. In dies Verhandlungen hat sich das bayerische Verkehrsministerium ja bereits eingeschaltet.

Bei anderen Themen ist die technische Entwicklung zu sehr m Fluss, die Prognosen zu ungewiss, um ihnen in einem solchen Konzept gerecht werden zu können. Rott nennt als Beispiel dafür das Autonome Fahren, bei dem heute niemand weiß, wo wir in ein paar Jahren stehen werden. Wo allerdings Bayern Handlungsmöglichkeiten hat, wird es die nutzen. Unter anderem soll die Datengrundlage für die Steuerung vor Ort geschaffen werden.

In der nachfolgenden Diskussion, zu der sich neben Rott noch Prof. Dr. Ulrich Müller-Steinfahrt (Leiter des Instituts IAL - Institut für angewandte Logistik an der Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt), Stefan Kindorf (NVBW - Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg), Sabine Lehmann (Geschäftsführerin LBS – Landesverband Bayerischer Spediteure) und Markus Schmid (Leitung Geschäftsleitung Spedition Schmid) gesellten, waren sich alle einig, dass die Logistik nach wie vor ein Akzeptanz-Problem hat.

Jeder wünsche sich, dass das Paket pünktlich ausgeliefert wird und die Regale im Laden gut gefüllt sind – wenn es aber darum geht, der Logistik den nötigen Platz zu geben, will sie keiner mehr. Ob es dabei um die Lieferzone vor der Haustüre geht oder um die Umschlaganlage am Ortsrand, die negative Haltung der Bürgerinnen und Bürger ist immer zu spüren. Umso wichtiger ist es, bei allen Planungen, dass die Bevölkerung so gut wie möglich mitgenommen wird, darauf legt Rott Wert.