Kögel: Ideen für Sparfüchse auf der IAA 2022

Auch Kögel greift mit dem eCool-Tiefkühlauflieger die Idee der Energiegewinnung über den Trailer auf. Weitere Neuheiten gibt es zu sehen beim Kipper, dem Container-Chassis, dem Light Multi-Rail für den Kombiverkehr und schließlich eine möglicherweise etwas skurril wirkende aber gleichwohl interessante Abbiege-Warn-App.

Zusammen mit den Partnern SAF Holland, Carrier und Sono-Motors hat Kögel den vollelektrischen Tiefkühl-Sattel eCool entwickelt. Über die Rekuperations-Achse TRAKr von SAF wird Strom im Schub- oder auch Dynamobetrieb gewonnen und in einer Pufferbatterie zwischengespeichert. Zwei bis drei Liter Diesel pro hundert Kilometer sollen so an Einsparungen im Vergleich zu einem herkömmlichen Zug mit Dieselaggregat möglich sein.  Foto: Kögel
Zusammen mit den Partnern SAF Holland, Carrier und Sono-Motors hat Kögel den vollelektrischen Tiefkühl-Sattel eCool entwickelt. Über die Rekuperations-Achse TRAKr von SAF wird Strom im Schub- oder auch Dynamobetrieb gewonnen und in einer Pufferbatterie zwischengespeichert. Zwei bis drei Liter Diesel pro hundert Kilometer sollen so an Einsparungen im Vergleich zu einem herkömmlichen Zug mit Dieselaggregat möglich sein. Foto: Kögel
Robert Domina

Kögel hat eCool gemeinsam mit Trailerachsen-Spezialist SAF-Holland, dem Solarzellenfertiger SONO Motors und dem Spezialisten für Transportkälte Carrier Transicold aufgebaut. Wesentlicher Bestandteil des Kögel eCool ist die Rekuperationsachse TRAKr von SAF-HOLLAND. Ein elektrischer Generator in der Trailerachse SAF TRAKr wandelt während der Fahrt, beispielsweise in Schubphasen des Zugfahrzeugs, Bewegungsenergie in elektrische Energie um und puffert diese in einer Batterie am Trailer. Der Strom wird anschließend dazu genutzt, das Kühlaggregat elektrisch zu betreiben. Der Generator schaltet sich ab Geschwindigkeiten von mehr als 15 km/h zu und ist dann in der Lage eine Leistung bis zu 17 kW zu erzeugen.

Rein elektrische Betriebszeit bis zu zehn Stunden möglich

Die rein elektrisch angetriebene Kühlmaschine HE 19 E stammt wiederum von Carrier Transicold. Der Spezialist für Transportkälte liefert auch das Batteriepaket zu. Das Messefahrzeug verfügt über eine Kapazität von 23 kWh, wovon 18,4 kWh für den Antrieb der Kühlmaschine nutzbar sind. Das ist ausreichend für eine Laufzeit von rund sieben Stunden bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 2,7 kW. Für höhere Anforderungen steht auch eine Batterievariante mit 34 kWh Speichervermögen zur Wahl, die eine Betriebszeit bis zu rund zehn Stunden ermöglicht. Eine vollständige Ladung der Batterie im Stand über das Stromnetz sei in zwei Stunden möglich.

Mit Solarzellen erzeugt der Kögel eCool „grüne Energie“

Am Messefahrzeug sind zusätzlich Solarzellen von SONO MOTORS auf dem Aufbaudach installiert. Damit erzeugt der Trailer selbstständig „grüne Energie“. Bei für Deutschland im jährlichen Mittel üblichen Sonnenstunden sollen die Solarzellen insgesamt 11,8 kWh an CO2-freiem Strom pro Tag gewinnen.

Vollelektrischer Antrieb bietet geringere Betriebskosten

Beim rein elektrischen Betrieb benötigt das Kühlaggregat keinen Dieselmotor mehr. Je nach Streckenprofil und Einsatz, kann die Reduzierung des Gesamtverbrauches des Sattelzugs bei zirka zwei bis drei Liter Diesel pro 100 Kilometer liegen. Das bedeutet zugleich geringere Betriebskosten. Weitere Vorteile des Systems sind die Vermeidung von Geräuschemissionen und ein geringerer Verschleiß. Daher eignet sich der Kögel eCool mit vollelektrisch angetriebenem Kühlaggregat auch für die nächtliche Anlieferung in Innenstädten und eröffnet zusätzliche Geschäftsmodelle und größere Freiheiten bei der Fahrzeugdisposition. Außerdem sorgt das deutlich leisere vollelektrische System für deutlich weniger Schallemission und stört nicht den Schlaf der Lkw-Fahrerinnen und Fahrer auf dem Rastplatz.

Seitenverkleidungen senken Dieseldurst zusätzlich

Zu einem geringeren Kraftstoffverbrauch tragen auch die Optiflow-Seitenverkleidungen von Wabco bei, die am Ausstellungsfahrzeug montiert sind. Aufgrund ihrer aerodynamisch günstigen Wirkungen lassen sich so noch einmal bis zu 1,5 l/100 km Diesel einsparen. Die einfach montierbaren Seitenverkleidungen mit integrierten Seitenmarkierungsleuchten lassen sich in vielen Farben lackieren und sich so an Kundenfarben anpassen.

Weltpremiere: Lightplus Rail

Mit dem Lightplus Rail präsentiert Kögel seinen ersten bahnverladbaren Auflieger in Leichtbauweise. Der Curtainsider für den Kombiverkehr bietet laut Kögel einen Gewichtsvorteil von bis zu einer Tonne gegenüber vergleichbaren Standardausführungen und verbinde damit die ökonomischen und ökologischen Vorteile von Leichtbau-Fahrzeugen mit der Nutzung des umweltfreundlichen Verkehrsträgers Schiene.

Vor allem durch den Einsatz hochfester Stähle und die damit verbundene Möglichkeit, gezielt Materialstärken zu reduzieren, sei es den Konstrukteuren gelungen, das Eigengewicht des Aufliegers bei gleichbleibend hoher Belastbarkeit deutlich zu verringern.

Basisausführung 300 Kilo leichter als das Standardmodell

In Grundausstattung wiegt der Kögel Lightplus Rail 6.060 Kilogramm und damit knapp 300 Kilo weniger als die Standardausführung Kögel Cargo Rail. Mit Hilfe optional verfügbarer Leichtbauoptionen wie Felgen, Luftkessel und Sattelstützen aus Aluminium lasse sich das Eigengewicht des Lightplus Rail auf bis zu 5.750 Kilogramm drücken.

Dies sei ein herausragender Wert, wären doch bahnverladbare Trailer sind in der Regel deutlich schwerer als reine Straßenausführung. Verantwortlich für das Mehrgewicht sind hauptsächlich die speziell verstärkten Kran-Aufnahmen der KV-Ausführungen.

Geringeres Eigengewicht ermöglicht spürbare Kraftstoffersparnis

Das höhere Eigengewicht verringert jedoch die Nutzlast des Aufliegers. Zwar gelten Ausnahmeregelungen für Fahrzeuge im kombinierten Verkehr, die eine Erhöhung des zulässigen Zuggesamtgewichts auf 44 Tonnen zwischen der Be- und Entladestelle und dem nächstgelegenen geeigneten Bahnhof ermöglichen, um diesen Nachteil auszugleichen. Allerdings gleiche diese Regelung nicht den durch das Mehrgewicht verursachten erhöhten Kraftstoffverbrauch der Zugmaschine auf der Straße aus.

Wegen des geringen Eigengewichts spare der Lightplus Rail auf der Straße Diesel und verringere damit den CO2-Fußabdruck, der ja in direktem Zusammenhang mit dem Kraftstoffverbrauch steht. Dieseleinsparungen von 0,6 l/100 km pro Tonne Mindergewicht seien hier nach unabhängigen Quellen möglich. Vorläufige Berechnungen mit VECTO (Vehicle Emission Calculation Tool), dem Simulationswerkzeug der Europäischen Kommission zur Ermittlung der CO2-Emissionen und des Kraftstoffverbrauchs von schweren Nutzfahrzeugen, bestätigten laut Kögel diese Angabe.

Schon in Grundausstattung geeignet für gängige Taschenwagen

Trotz der Leichtbauweise müssten Kögel-Kunden aber keine Einschränkungen bei der Einsatzfähigkeit oder in der Handhabung des Fahrzeugs befürchten. Das Fahrzeug eigne sich schon in der Grundausstattung für den Einsatz in den gängigen Taschenwagentypen c, e, f, g, h und i. Auf Wunsch ist der Lightplus Rail mit einem klappbaren, Gasfeder-unterstützten Unterfahrschutz zu haben. Dieser schaffe den nötigen Freiraum am Heck, so dass zusätzlich die Verladung auf Taschenwagen der Typen a und d möglich sei.

Dank des Baukastensystems von Kögel stehen den Kunden alle Ausstattungsvarianten des Cargo Rail auch für den Lightplus Rail zur Verfügung. Hierzu zählen Branchenlösungen mit Papierausstattung oder Rungentaschen für den Stahltransport ebenso wie die Doppel-Codifizierung mit Flexi-Use-Aufbau.

Das Ausstellungsfahrzeug basiert auf dem verstärkten Strong & Go-Aufbau, der bei formschlüssig verstauter Ladung wie Getränken eine besonders einfache Ladungssicherung ermöglicht und auch die Daimler-Richtlinie 9.5 ohne Einstecklatten erfüllt. Zudem verfügt das Fahrzeug über die Kögel Trailer Achse KTA NOVUM in der Rail-Ausführung mit geteiltem Luftbalg für die Bahnverladung.

Ausstellungsfahrzeug mit Opti-Flow-Aerodynamikverkleidung

Am Lightplus Rail können Messebesucher auch die Heckverkleidung Opti-Flow Tail in Augenschein nehmen. Das System optimiert die Aerodynamik am Heck des Trailers und verringere somit insbesondere bei hohen Fahrgeschwindigkeiten den Kraftstoffverbrauch und den CO2-Ausstoß der Zugmaschine um bis zu 1,1 l/100 km, so Kögel.

Kögel optimiert die Port Containerchassis-Baureihe.

Alle Fahrgestell-Baureihen basieren ab der IAA Transportation 2022 auf der neuen Chassis-Generation, von der bislang nur das multifunktionale Fahrgestell Port 45 Triplex profitierte. Containerchassis der Duplex-Baureihen verfügen nun über den Kögel-eigenen, vierfach Rollen gelagerten, einteiligen Frontauszug, der sich am Port 45 Triplex schon seit mehreren Jahren vielfach bewährt hat. Dieser sei nicht nur besonders wartungsarm und leicht zu bedienen, er sei auch besonders leicht.

Die vollständige konstruktive Überarbeitung umfasst laut Kögel auch den Einsatz hochfester Stähle: Diese ermöglichten eine Verringerung der Materialstärken und reduzierten somit das Eigengewicht. Der Gewichtsvorteil gegenüber den vorausgegangenen Ausführungen beträgt in Grundausstattung zwischen 400 Kilogramm für die Modelle ausschließlich mit Heckausschub (Simplex) und 700 Kilogramm für Modelle mit Front- und Heckausschub (Duplex).

Kögel zeigt den Frontauszug sowie den innovativen, intuitiv bedienbaren Kögel Multi Container Stop (MCS) an einem Port 45 Duplex Containerchassis mit Front- und Heckausschub für ISO- und Highcube-Container der Großen 20 bis 45 Fuß. Dieses Containerchassis wiege durch die Überarbeitung nun 5.050 statt 5.750 Kilogramm.

Umfassend erneuerte Kipper

Im Fokus der umfassenden Optimierungen an Aufbau und Chassis standen die Erhöhung der Lebensdauer, mehr Bedienkomfort und ein verbessertes Sicherheitsniveau. Das betrifft zum einen die isolierte Vollstahlmulde (Freigelände S17). Die Optimierungen seien jedoch für alle Fahrzeuge der Baureihe beziehungsweise für die isolierten Muldenvarianten verfügbar.

Bolztechnik ohne Nachteile für die Reinigung

Kögel bietet den Kipper grundsätzlich als Zwei- und Dreiachser mit einem Stahlchassis an. Die Kunden haben zudem die Wahl zwischen verschiedenen Muldenkonstruktionen. Für den Transport von Schüttgut hält Kögel eine Vollstahlmulde und eine gewichtsoptimierte Stahl-Alu-Mulde vor. Den Materialmix aus widerstandsfähigem Stahlboden und leichten Aluminiumseitenwänden ermöglicht die Kögel-typische Bolztechnik. Damit sich bei nicht-isolierten Muldenausführungen kein Material im Bereich der Bolzverbindung festsetzt, bietet Kögel für die neue Fahrzeuggeneration Schmutzabweiser an. Sie erleichtern die Reinigung der Muldenaußenwand und glätten die Außenwand des Trailers. Die KTL-Veredelung schützt dabei nicht nur vor Korrosion, sondern ermöglicht jetzt auch eine Lackierung von Rahmen und Mulde in Kundenfarbe ab Produktionslinie.

Die ebenfalls überarbeitete Rückwandklappe besteht nun aus vier Millimeter starkem, hochfestem HB450-Stahl, der auch unter höchsten Beanspruchungen eine enorme Festigkeit aufweisen soll. Der in Serie klappbare Unterfahrschutz mit schmutzabweisenden Profil verfügt fortan über zusätzliche Anschlagpuffer, damit der Unterfahrschutz satt am Gummi aufliegt.

Noch mehr Bedienkomfort, weiter erhöhte Arbeitssicherheit

Zudem habe Kögel den Komfort und die Arbeitssicherheit optimiert: Unter anderem rückt die Anschlusskonsole des Kippers nun so weit nach vorne, dass der Fahrer nicht mehr unter das Stehpodest klettern muss, um die Versorgungsleitungen zu stecken. Er erreicht sie nun vom Stehpodest der Zugmaschine aus. Die Rollplane erhält einen Zentralverschluss und wird vom Stehpodest aus bedient, das sich über die serienmäßige Klappleiter erklimmen lässt.

Das Lichtpaket sorgt beim Arbeiten und Rangieren für eine perfekte Ausleuchtung. Zwei optionale Rückfahrscheinwerfer sowie zwei optionale LED-Arbeitsscheinwerfer erhellen den Bereich hinter, beziehungsweise an den Seiten des Fahrzeugs zusätzlich.

Breitere Einsatzmöglichkeiten im Straßenbau

Der Kögel Kipper mit thermoisolierter Asphaltmulde verfügt über zusätzliche Verbesserungen, die eigens für den Einsatz des Fahrzeugs im Straßenbau entwickelt wurden. Mit Hilfe des neuen Asphaltschiebers mit außenliegender und nachstellbarer Führung lässt sich die Abgabemenge so präzise dosieren, dass auch der Asphalteinbau in kleinsten Mengen leicht möglich ist. Da die Führungen des Schiebers nicht mit Asphalt in Berührung kommen, ist der Wartungsaufwand gering. Ein zusätzliches Schutzblech schützt das Mischgut vor Spritzwasser, das funkferngesteuerte elektrische Schiebeverdeck durch schnelles und damit effizientes Schließen vor dem Auskühlen.

Die Fräsgutplane an der Rückwand verhindert, dass Schüttgut vom Förderband der Fräsmaschine die Heckklappe beschädigt. Die Abdeckung lässt sich vom Boden aus bedienen und mit einem Handgriff fixieren und lösen.

Heckleuchten an neue Asphalt-Fertigermodelle angepasst

Hinzu komme laut Kögel eine große Zahl von Detailoptimierungen mit Vorteilen für die tägliche Praxis. So habe man nun die Heckleuchten standardmäßig so hoch montiert, dass sie den Erfordernissen der neuen Asphalt-Fertiger-Varianten und somit möglichst vielen Abkippsituationen entsprechen. Der hochgeklappte Unterfahrschutz, gegen Aufpreis auch pneumatisch betätigt, schützt die Heckleuchten vor Beschädigungen. Am Stützbein befindet sich eine Halterung für die Trennmittelspritze für den sicheren Transport. Weitere Hilfsmittel finden in einem großen Werkzeugkasten Platz.

Volle Kontrolle Dank Kögel Telematics und Smartboard

Alle Trailer von Kögel sind in Serie mit der Kögel Telematics Hardware ausgerüstet. In Verbindung mit einem Vertrag behält der Fahrzeugbetreiber in Echtzeit und aus der Ferne den Überblick über den Status und den Standort des Fahrzeugs. Über das optionale Smartboard lassen sich wichtige Daten wie Achsdruck beziehungsweise Nutzlast und Bremsbelag-Verschleiß direkt am Fahrzeug auslesen, sowie die serienmäßig verbaute elektronische Luftfederanlage steuern.

Kögel Road Safety: Abbiege-Warner mal ganz anders

Zusammen mit seinen Technologiepartnern hat Kögel das Assistenzsystem Kögel Road Safety (KRS) entwickelt. Ziel war es, die Verkehrssicherheit im Straßenverkehr für „schwache Verkehrsteilnehmer“ zu verbessern. Und zwar mit einem völlig neuen Ansatz: KRS sendet dazu über den Blinker am Trailer ein Warnsignal an Smartphones mit der KRS-App oder an ein spezielles Armband. Diese Endgeräte, zu denen zukünftig auch Smartwatches gehören können, warnen Radler, Rollerfahrer und Fußgänger in direkter Umgebung, sobald der Lkw rechts abbiegt. In der Kategorie „Safety“ kürte die Jury des „Innovation Award“ das System zum Sieger 2023.