Kögel: Digitalisierung, Leichtbau und zukunftsorientierte Produkte

Thomas Eschey verantwortet beim Trailer-Hersteller Kögel den technischen Bereich. Mit nfz-messe.com spricht er über Leichtbau und Highlights im Corona-Jahr.

Thomas Eschey: „Die Produktentwicklung ist ein fortwährender Prozess. Unser oberstes Ziel ist es, den Wünschen unserer Kunden gerecht zu werden.“(Foto: Kögel)
Thomas Eschey: „Die Produktentwicklung ist ein fortwährender Prozess. Unser oberstes Ziel ist es, den Wünschen unserer Kunden gerecht zu werden.“(Foto: Kögel)
Christine Harttmann

Herr Eschey, seit 2009 leiten Sie bei Kögel den Technischen Bereich. Seither hat sich die Produktpalette vielfach verändert. Was waren denn die Highlights der Vergangenheit?

Ein absolutes Highlight war die Einführung der Fahrzeuggeneration NOVUM. Für alle Varianten unserer Pritschenfahrzeuge Cargo, Mega und Light haben wir uns das Thema Leichtbau und Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben. Die NOVUM-Generation zelebrieren wir mit dem Claim Kögel NOVUM: Light & Strong. Konsequent umgesetzt haben wir diesen Gedanken mit dem Kögel Lightplus. Dieser kommt mit einem besonders nutzlast- und gewichtsoptimierten Rahmen und Aufbau. Sein Plus: Höhere Nutzlast sowie hohe Qualität und Stabilität bei geringem Materialeinsatz. Damit geben wir unseren Kunden ein zuverlässiges und zukunftsorientiertes Produkt an die Hand.

 

In diesem Jahr hätte es sicher sehr viel mehr neue Highlights gegeben. Es war ja als IAA-Jahr geplant. Stattdessen wurde daraus ein Corona-Jahr. Hat das auf die Dynamik bei Produkt-Innovationen ausgewirkt?

Wir bei Kögel arbeiten kontinuierlich an der Optimierung unserer Produktpalette. Als Customer Company sind dabei die Wünsche und Anforderungen unserer Kunden unser höchster Maßstab. Daran hat auch die Corona-Krise nichts geändert.

 

Wie schwierig ist es für einen Auflieger-Hersteller überhaut umzugehen mit Produktionsstopp, Hygieneauflagen, Home-Office und fehlenden Kunden-Terminen?

Die Herausforderungen der vergangenen Monate haben wir bei Kögel gemeinsam hervorragend gemeistert. Glücklicherweise mussten wir die Produktion nur über einen kurzen Zeitraum herunterfahren. Mittlerweile haben wir diese im gewohnten Umfang wieder aufgenommen. Da die Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserem Unternehmen immer oberste Priorität hat, haben wir uns nicht nur an die Hygieneauflagen gehalten, sondern ein besonders strenges Hygienekonzept eingeführt. Das Home-Office sehe ich nicht als Schwierigkeit, sondern vielmehr als Chance, die von unseren Mitarbeitern sehr gut angenommen wurde. Hier kam uns entgegen, dass bereits viele mit dem erforderlichen technischen Equipment ausgestattet waren und auch unsere IT-Landschaft schon im Vorfeld bestens gerüstet war.

Wir nehmen unsere Verantwortung gegenüber unseren Kunden sehr ernst und haben unser Bestmöglichstes getan, um Alternativen zu entwickeln, mit denen wir die Kundennähe auch in diesen Zeiten aufrechterhalten. Natürlich können auch die besten digitalen Instrumente den persönlichen Kontakt sowie das vertrauensvolle Gespräch nicht adäquat ersetzen.

 

Nun heißt es ja: In jeder Krise steckt eine Chance. Welche waren oder sind jetzt für Kögel?

Die Krise hat uns alle bei Kögel noch enger zusammengeschweißt. Wir haben uns auf das Wesentliche konzentriert und gehen gestärkt als Team in die Zukunft. Gleichzeitig eröffnen solche Ausnahmesituationen auch neue Wege. Beispielsweise haben sich Onlinemeetings mittlerweile sehr gut etabliert und werden künftig weiter genutzt.

 

Derzeit viel beschworen ist der Anschub bei der Digitalisierung. Sehen Sie das auch so und wie kann Kögel davon profitieren?

Dem stimme ich zu. Wie bereits angesprochen sind die Digitalisierung und die Telematik zu unverzichtbaren elektronischen Helfern geworden. Kögel wappnet sich gerade, um auch hier unseren Kunden die besten Produkte liefern zu können. Auch die Automatisierung der Herstellungsprozesse ist jeher ein wichtiger Bestandteil unserer Fertigungsphilosophie, so etwa die Robotertechnik. Dabei ist es unabdingbar, alle beteiligten Fachabteilungen zu integrieren. Die Digitalisierung bietet hierfür die richtigen Tools: Von Verkaufsunterlagen über technische Bauunterlagen, hin zu Zulassungsverfahren und Qualitätsdokumenten wird alles aus einem Guss erzeugt.

 

Generell gefragt - welche Bedeutung hat die Digitalisierung für den Trailerbau?

Für die verarbeitende Industrie ist die Digitalisierung ein Schlüsselbaustein – kein Unternehmen in diesem Bereich kann sich ihr entziehen.

 

Wie viele Kilometer Kabel sind denn im Augenblick in einem Trailer verbaut und wie viele werden es in zehn Jahren sein?

Heute sind circa 300 Meter Kupferleitungen für Beleuchtung, Bremse und sonstigen Anwendungen in unterschiedlichen Querschnitten verbaut. Denkbar wäre eine Reduzierung auf circa 60 Meter durch den Einsatz von CAN Bus-systemen, WLAN beziehungsweise Bluetooth. Ob dafür allerdings zehn Jahre reichen werden, muss sich erst noch zeigen.

 

Nun ist die gesamte Fahrzeugbranche nicht gerade aus der Pole-Position in die Pandemie gestartet. Wie sehr hat der Lock-Down zusätzlich geschadet?

Das Jahr 2020 war bisher sicherlich nicht nur für die Fahrzeugbranche ernüchternd. Viele Unternehmen sind an ihre Grenzen gestoßen. Umso mehr freut es mich, dass wir bei Kögel positiv gestimmt in die Zukunft schauen.

 

Meinen Sie, dass sich nach der Krise und durch die Krise die Transformation in der Brache beschleunigt. Nicht nur MAN hat ja sehr ehrgeizig Pläne hinsichtlich der Elektrifizierung des Lkw bekannt gegeben. Heißt das, dass der Trailer neben seiner normalen Ladung bald auch schwere Akkupacks transportieren muss? Oder wird er über Rekuperation Bremsenenergie in den Akku zurückspeisen?

Ein Teil der Frage wird mithilfe der Physik beantwortet: Luftwiderstand, Rollwiderstand, Massenbeschleunigung und die Überwindung von Steigungen müssen durch die Antriebskraft überwunden werden. Reduzierung der Widerstände bedeutet weniger Antriebsenergie, mit Rekuperation wird ein Teil der kinetischen beziehungsweise potenziellen Energie zurückgewonnen. Alles Elemente, die bei der Entwicklung unsere Fahrzeuge künftig berücksichtigen werden müssen.

Der andere Teil betrifft den Nutzen eines Nutzfahrzeuges. Kann ich diesen steigern, wird das Verhältnis zum eingesetzten Aufwand, also der Energie, gesteigert und damit die Effizienz. Mehr Laderaum beziehungsweise geringeres Eigengewicht sind hier die Ansätze. Bei Kögel vereinen wir Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit.

 

Überhaupt, was bedeutet die viel beschworene Mobilitätswende für einen Trailerhersteller?

Transport muss den Zielen des Umweltschutzes untergeordnet werden. Dazu gehört auch die Kooperation mit anderen Verkehrsträgern wie dem Schienen- oder Schifffahrtsverkehr. Dabei ist es wichtig, dass die elektronische Fahrzeugarchitektur die Vernetzung der Fahrzeuge ermöglicht. Sei es für Verkehrsleitsysteme, Auslastung der Ladekapazitäten oder vorbeugender Instandsetzung, um nur ein paar Anwendungen zu nennen – der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt!

 

Wo und wie werden Sie ihre Produktpalette anpassen?

Wie schon erwähnt, ist die Produktentwicklung ein fortwährender Prozess. Unser oberstes Ziel ist es, den Wünschen unserer Kunden gerecht zu werden – ganz nach unserer Philosophie: Because we care. Das zeichnet uns als Customer Company aus. Realisiert wird das durch eine Vielzahl von Individualisierungsmöglichkeiten, die wir, getrieben durch den technischen Fortschritt, kontinuierlich erweitern und optimieren.

 

Welche Rolle wird der Leichtbau spielen?

Dieser hat bei Kögel immer schon eine große Rolle gespielt und wird es auch weiterhin tun – mit den Kögel Lightplus Modellen sind wir hierbei auch bestens aufgestellt. Aber auch im Kipperbereich und beim Containerchassis setzen wir auf Leichtbau. So gehört der Kögel Port 45 Triplex mit einem möglichen Eigengewicht von 4.335 kg zu den leichtesten Containerchassis auf dem Markt. Wie bei all unseren Produkten stehen auch hier die Anforderungen unserer Kunden an erster Stelle, deswegen lässt sich unser Leichtbau-Containerchassis auch besonders einfach und bequem bedienen.

 

Ein Highlight immerhin planen Sie ja noch in diesem Jahr. Sie stellen auf der virtuellen Nutzfahrzeugmesse nfz-messe.com aus. Was erwartet die Besucher denn dort?

Lassen Sie sich überraschen – wir werden das Thema Gewicht weiter aufgreifen.