Plötzlich Spediteur

Wegen der Coronapandemie organisieren und planen die Stadtwerke Bamberg nun das regionale Verteilen von Schutzmasken, Handschuhen, Desinfektionsmitteln.

Unter Beachtung von Anlieferzeiten, erforderlicher Fahrzeugausrüstungen oder Zufahrtsbeschränkungen errechnet ein Programm die bestmögliche Ablieferreihenfolge. Bild: Marcus Walter
Unter Beachtung von Anlieferzeiten, erforderlicher Fahrzeugausrüstungen oder Zufahrtsbeschränkungen errechnet ein Programm die bestmögliche Ablieferreihenfolge. Bild: Marcus Walter
Tobias Schweikl

Mit ihrem breiten Spektrum an Aufgaben bilden die Stadtwerke das Rückgrat der kommunalen Infrastruktur in Deutschland. Sie liefern Strom, Gas, Wasser, stellen Internetzugänge bereit, betreiben Schwimmbäder und den öffentlichen Nahverkehr. Für die STWB Stadtwerke Bamberg GmbH kam im April 2020 eine weitere Herausforderung hinzu: das Verteilen der dringend benötigten Materialien für den Infektionsschutz im Landkreis und im Stadtgebiet.

In einer Krisensitzung hatte man entschieden, dass die STWB die Auslieferung von Mund-Nasen-Schutzmasken, Desinfektionsmitteln, Handschuhe, Schutzanzügen und -kitteln an Alten- und Pflegeheime, Arztpraxen, Logopäden, Therapeuten, ambulante Pflegedienste und diverse andere Empfänger übernimmt.

„Wir versorgen im Rahmen der Krise insgesamt 216 Einrichtungen, wovon sich 156 im Stadtgebiet und die übrigen 60 im Landkreis befinden“, erklärt Verkehrsbetriebsleiter Peter Scheuenstuhl. Die Zahl der Lieferstellen variiert je nach Bedarf und verfügbaren Mengen, sodass die Touren immer wieder neu gebildet werden müssen. „Um diesen Prozess möglichst schnell und effizient zu gestalten, benötigen wir eine leistungsfähige Planungssoftware“, so Scheuenstuhl, der sich mit dieser Anforderung an die COS GmbH in Oberkirch wandte.

Erfahrung war vorhanden

In der Werkstatt der STWB wird das COSware-System bereits seit 2012 eingesetzt. Mehr als 2.000 Wartungs- und Reparaturaufträge für 63 Busse und rund 100 sonstige Fahrzeuge werden jährlich mit COSware angelegt, bearbeitet und verrechnet. „Wir haben mit COS nur die besten Erfahrungen gemacht und wussten, dass unser Softwarelieferant auch für viele Logistikdienstleister arbeitet“, so Scheuenstuhl.

Große Fuhrparkbetreiber wie Rewe, Edeka oder Spar nutzen zum Beispiel das COSware-Modul Tourenplanung. Unter Beachtung zahlreicher Restriktionen, wie Anlieferzeiten, erforderlicher Fahrzeugausrüstungen oder Zufahrtsbeschränkungen, errechnet das Programm die bestmögliche Ablieferreihenfolge und spart damit Zeit- und Wegekosten.

„Das war genau die Lösung, nach der ich gesucht hatte“, bestätigt Scheuenstuhl. „Angesichts der besonderen Ausnahmesituation kam uns COS bei den Kosten sehr entgegen und hat die Lösung innerhalb weniger Tage komplett installiert und einsatzbereit gestellt.“ Zeitgleich erfassten die Mitarbeiter der STWB zu jedem Empfänger die gewünschten Ablieferzeiten, die während der Tourenplanung automatisch von COSware berücksichtigt werden.

Bedient wird das System durch einen Mitarbeiter der Leitstelle, der die Disposition zusätzlich zu seinen eigentlichen Aufgaben übernommen hat. Vor diesem Hintergrund war ein auf die besonderen Anforderungen angepasster prozessorientierter und zeitsparender Ablauf eine wesentliche Anforderung. „Obwohl der Kollege zuvor noch keine Erfahrung mit COSware hatte, nahm die Schulung nur drei Stunden in Anspruch“, betont Scheuenstuhl. Zusätzlich lieferte COS eine detaillierte Anleitung und bietet bei Fragen eine gut erreichbare Hotline.

Auch e-Vito im Pool

Auf dieser Basis läuft die tägliche Tourenplanung seit der Einführung für die zwei Sprinter und den elektrisch betriebenen Mercedes Vito völlig störungsfrei. Während sich die Lieferlogistik an 2,5 Tagen auf den weitverzweigten Landkreis konzentriert, steht an weiteren 1,5 Tagen das Stadtgebiet im Vordergrund. Der fünfte Tag dient zur Versorgung akuter Notfälle.

Die Liefermengen und deren Verteilung auf die Empfänger werden von der Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) festgelegt, die laut Bayerischem Katastrophenschutzgesetz (BayKSG) die Gesamteinsatzleitung innehat. „Wir betreiben hier eine Mangelverwaltung, sodass die Zuteilung der Materialien in Abhängigkeit von den verfügbaren Mengen und der jeweiligen Bedarfe erfolgt“, stellt Scheuenstuhl fest. Mit diesen Vorgaben wird eine Bedarfsliste in Excel erstellt, die in COSware importiert wird.

Sofort nach der Erstellung der Tourenpläne in COSware werden die ermittelten Anlieferzeiten per E-Mail an alle Empfänger versendet. Zeitgleich beginnt im Lager die Feinkommissionierung, bei der das Material in der Entladereihenfolge am Verladeplatz bereitgestellt wird. Anschließend laden die Fahrer die Sendungen ein und machen sich auf den Weg. Rückmeldungen über kritische Zeitvorgaben und aktuelle Hindernisse, wie Baustellen oder Straßensperrungen, werden sofort im System berücksichtigt. ts