Skoda: Bestseller aus den 1930er Jahren

Das meistverkaufte Automobil von SKODA zwischen den beiden Weltkriegen war der Popular. Mit dem 995 Popular „Liduska“ entwickelte man eine erschwinglichere Alternative, die der tschechische Hersteller ab November 1938 auf den Markt brachte. Das Serienmodell kostete 17.500 Kronen, etwas unter 15.000 Reichsmark. Bis 1946 liefen insgesamt 1.478 Exemplare der „Liduska“ vom Band.

Foto: SKODA
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Redaktion (allg.)

Ein Automobil konnten sich in den 1920er-Jahren in der Tschechoslowakei wie auch in vielen anderen Ländern nur wenige wohlhabende Bürger leisten. Dies lag einerseits an den sehr geringen Produktionszahlen und andererseits an der hohen Besteuerung, welche die Nachfrage zusätzlich dämpfte. Als im Herbst 1929 die Weltwirtschaftskrise hinzukam und die Aufbruchstimmung der „Goldenen 20er“ abkühlte, spitzte sich die Lage weiter zu. SKODA war auf diese Zäsur vergleichsweise gut vorbereitet: Das 1895 – also vor 125 Jahren – von Václav Laurin und Václav Klement gegründete Unternehmen hatte Monate zuvor in Mladá Boleslav ein Werk mit moderner Fließbandproduktion in Betrieb genommen und konnte entsprechend preisgünstig fertigen. Auch mit dem Abschied von Fahrzeugen, die auf einem Leiterrahmen basierten, machte SKODA einen wichtigen Schritt hin zu Automobilen, die sich ein größerer Teil der Bevölkerung leisten konnte. Die Entwicklung der neuen Modellgeneration mit deutlich leichterem Zentralrohrrahmen und fortschrittlicher Einzelradaufhängung, die größeren Fahrkomfort bei gleichzeitig geringerem Wartungsbedarf bot, begann im Sommer 1932 unter der Leitung von Josef Zubaty im Prager Stadtteil Letnany.
Der Popular, der Bestseller der Marke Skoda, legte in den Folgejahren nach 1934 bei Hubraum und Motorleistung, Abmessungen und Preis immer weiter zu. Das Mittelklassemodell stand Pate für den später entwickelten 995 Popular „Liduska“ mit wassergekühltem Vierzylinder. Dessen Entwicklung begann 1936 mit speziellen Prototypen, bei denen der böhmische Hersteller mit ungewöhnlichen Antrieben experimentierte.

Fließbandfertigung senkt den Neupreis

Für das Serienmodell von 1933, den 420 Standard, hatte sich der laufruhige, wirtschaftliche und zuverlässige Viertakt-Vierzylinder durchgesetzt. Ab April 1934 ergänzte der SKODA 420 Popular mit 995 ccm großem und 16 kW (22 PS) starkem Vierzylinder das Programm. Obwohl die Herstellung dieser Motoren rund 650 Kronen mehr kostete, konnte SKODA das neue Fahrzeugkonzept zu einem Preis anbieten, der es mit den Zweizylindermodellen der Mitbewerber aufnahm. Trotz Einsatz qualitativ deutlich hochwertigerer Materialien sank der Neupreis des 418 Popular gegenüber dem vergleichbaren Vorgängermodell dank der effizienten Fließbandfertigung von 29.800 auf 18.800 Kronen.

Wie der kleine Pfeil zur Massenmotorisierung beitragen sollte

Der Popular war mit einer stattlichen Außenlänge von bis zu vier Metern immer größer geworden und auch in den einfacheren Varianten noch zu teuer, um breite Kundenkreise anzusprechen. Bei SKODA nahmen Pläne für ein kleineres, günstigeres Fahrzeug Gestalt an, das eine echte Massenmotorisierung auslösen sollte – in Form der sogenannten Sagitta-Prototypen, deren lateinischer Name für „Pfeil“ stand und damit auf das Markenlogo verwies. Ein erster Versuchsträger stand im April 1936 auf den Rädern. Mit Zentralrohrrahmen und vier einzeln aufgehängten Rädern mit querliegenden, halbelliptischen Blattfedern setzte er auf das inzwischen bewährte Konzept von SKODA.
Ihm folgten zwei Cabrios, ein Zweitürer mit vier vollwertigen Sitzen statt einer 2+2-Anordnung und vier Coupés, die sich unter anderem durch seitliche Schiebeoder Senkfenster voneinander unterschieden. Ähnlich wie beim Popular bildeten ihre Dreiganggetriebe mit dem Verteilergetriebe an der Hinterachse eine fortschrittliche „Transaxle“-Einheit – erst später setzte sich dieses clevere Layout durch, etwa für teure Sport- und Rennwagen. Im SKODA Popular und Sagitta bescherte es dem Fahrer und Beifahrer eine größere Beinfreiheit und senkte den Fahrzeugschwerpunkt.
Dass dieses Transaxle-Prinzip obendrein auch noch die Traktion verbesserte, kam als weiterer Pluspunkt auf den seinerzeit zumeist unbefestigten, schlammigen oder sandigen Straßen und Wegen hinzu. Die 16-Zoll-Räder des Sagitta drehten selbst auf Schnee deutlich weniger durch. Leer wog der Kleinwagen nur 580 Kilogramm, voll besetzt durften es bis zu 860 Kilogramm sein. Als Höchstgeschwindigkeit erreichte der Prototyp 70 km/h, der Durchschnittsverbrauch pendelte sich bei 5,5 Litern auf 100 Kilometer ein.

Zwei Exemplare des seltenen Sagitta befinden sich heute im Besitz des SKODA-Museums in Mladá Boleslav. Ein weiteres Coupé-Modell wartet im Museumslager auf seine Wiedererweckung.