Saisonfinale Truck Race 2019

Die FIA European Truck Racing Championship 2019, europaweit ausgetragene Motorsport-Meisterschaft, hat Ihre Sieger gefunden. Die Saison 2019 mit acht Events in ganz Europa mit je vier Rennen bot wieder einmal tollen Truck-Rennsport. Sie war die 35. Truck-Racing-Europameisterschaft überhaupt, und die 14. seitdem ihr 2006 von der FIA das Prädikat „Championship“ verliehen wurde.

Foto: A. + W. Barschter
Foto: A. + W. Barschter
Redaktion (allg.)

Truck-Racing-Europameister 2019 wurde Jochen Hahn aus Altensteig (Deutschland) auf Iveco (370 Punkte). Vize-Europameister wurde mit 102 Punkten Rückstand Antonio Albacete aus Spanien auf MAN (268 Punkte) gefolgt von Adam Lacko aus Tschechien auf Freightliner mit 109 Punkten Rückstand auf den Europameister (261 Punkte). Hahn sicherte sich den Titel bereits beim vorletzten Lauf der Saison auf dem Circuit Bugatti in Le Mans (Frankreich) am 27.-29. September 2019.

Jochen Hahn in Le Mans ETRC Champion 2019

16 Piloten und eine Pilotin waren als permanente Starter gemeldet. Dazu gesellten sich noch einige Race-by-Race Starter, also Gaststarter. Der Saisonauftakt Ende Mai in Misano ließ noch Spannung erwarten. Jochen Hahn und Norbert Kiss gewannen je eine Superpole und Adam Lacko verließ Misano als Meisterschaftsführender. Doch bereits beim zweiten Aufschlag der XXL-Racer am Hungaroring stellte Jochen Hahn die bekannte Rangordnung wieder her. Von da an lief es für den fünffachen Meister ganz nach Plan. Er baute kontinuierlich seine Führung aus und kürte sich bereits beim 7. Lauf in Le Mans zum ETRC Champion 2019.
Wie im Jahr zuvor gewann er mit Fahrerkollegin Steffi Halm die Teamwertung. Natürlich auch diese vorzeitig. Wo die Bullen von Iveco Magirus sind, da ist vorn und wo Iveco draufsteht, steckt Hahn-Technik drin. Alle Iveco-Racetrucks der ETRC wurden in der Hahnschen Truck-Manufaktur auf die Räder gestellt. Doch das Team Hahn blieb leider nicht von dunklen Wolken verschont. Während sportlich alles rund lief, riss der plötzliche Tod von Teamchef Konrad Hahn, kurz vor dem Finallauf in Jarama, die große Hahn-Familie aus ihrer Meisterlaune.
Doch was macht die Stärke des Jochen Hahn aus? Zweifellos hatte er, wie schon 2018, einen der schnellsten und zuverlässigsten Trucks auf die Räder gestellt. Dazu kommt seine Stärke im Zeittraining. Denn wie in anderen Rennserien auch, ist bei den Trucks der Startplatz von siegrelevanter Bedeutung. Doch Jochen Hahn fährt auch abgeklärt genug, um sich aus sinnlosen Scharmützeln rauszuhalten. Das Resultat sind Zielankünfte und Punkte, die er wie ein fleißiger schwäbischer Hamster sammelt.
Von den 30 Einzelrennen beendete Jochen 29 in den Punkten, davon 13 als Sieger und sieben weitere auf den Rängen 2 und 3. Seine zwölf Polepositionen waren 2019 eine einsame Bestmarke. An den acht Rennwochenenden gelang nur Adam Lacko, beim Saisonauftakt in Misano mehr Punkte zu holen als Jochen Hahn. Während der Meister also überwiegend die Bestzeit fuhr und damit die Poleposition besetzte, schauen wir mal, wer der Zweite in der ersten Startreihe war.
Das sagt ja aus, wer dem Polesetter am nächsten kam. Diese Liste wird von Adam Lacko (5) vor Antonio Albacete (4) und Norbert Kiss (3) angeführt. Je einen Startplatz in Reihe eins konnten Sascha Lenz, Steffi Halm, André Kursim und Jochen Hahn verbuchen. Wer jetzt mitgezählt hat, wird sich denken 16 x Startreihe eins bei nur 15 Big- Point-Rennen (20 Punkte), wie geht das? In Most lief das Zeittraining noch bei besten Wetterbedingungen ab. Der Starkregen kam dann später und beendete letztlich alle Rennambitionen. Egal welche Statistik man auch bemüht, an Jochen Hahn kam auch 2019 keiner vorbei. So etwas nennt man wohl Benchmark.

Wer machte hinter dem Meister das Rennen?

Den Titel „best of the rest“, also Vizemeister, ging an den spanischen dreifachen Meister Antonio Albacete, der für das Team von Lutz Bernau fährt. Der Madrilene war mit sechszehn Podiumsplätzen, darunter zwei Siegen, zweithäufigster Gast beim Champagnerempfang auf dem Siegerpodest. Er konnte sich am Ende mit einem knappen 7-Punkte-Vorsprung gegen den Vorjahreszweiten, Adam Lacko, durchsetzen. Der Tscheche war von seinem Buggyra-Team mit einem, unter der Karosserie neu aufgebauten, Freightliner- Racetruck ausgestattet worden.
Souveräne Vierte wurde Steffi Halm auf ihrem Schwabentruck- Iveco. Die einzige Pilotin im Feld verbesserte sich damit um zwei Plätze gegenüber dem Vorjahr und das trotz des Seuchenwochendes beim Heimrennen in der Eifel, wo sie nur sechs Zähler ihrem Konto gutschreiben konnte. Damit war klar, dass Sacha Lenz trotz toller Einzelerfolge - drei Siege bei den Reverse- Grid-Rennen mit umgekehrter Startreihenfolge plus fünf weiterer Podestplätze - seinen vierten Platz des Vorjahres nicht halten konnte. Steffi Halm war in Sachen Punkten und Podiumsplätzen (11) einfach die Erfolgreichere und das ohne einen Sieg.
Hätte der Ungar Norbert Kiss (Mercedes-Benz) in Le Mans nicht einen kompletten Nuller hingelegt, wäre er wahrscheinlich der Meisterschaftsfünfte geworden. Auf Lenz fehlten in der Endabrechnung gerade zwei Zähler. Doch der deutsche MAN-Pilot hatte auch zwei Wochenenden, wo es in Sachen Meisterschaftspunkten nur Magerkost gab. Bei den Läufen 5 und 6 in Most und Zolder kam er gerade auf 14 Zähler. Auf den weiteren Meisterschaftsrängen landeten René Reinert und André Kursim. Die beiden Iveco-Piloten hatten ebenfalls eine durchwachsene Saison mit Hochs (2 Siege und 2 Podiums für Kursim und 3 Siege und 4 Podiums für Reinert), aber auch Tiefs.
Der Neue beim Mercedes-Team von Tankpool24, der 21-jährige Deutsche Fabio Citignola, hatte in seiner Debütsaison noch etwas Anlaufschwierigkeiten. Beim Finale in Jarama fuhr er sein bestes Ergebnis ein. Nachdem er schon beim Zeittraining in den Top Ten (Superpole) gelandet war, beendete er das Rennen auf einem tollen siebten Platz. Mit seinen 10 Punkten landete er in der Endabrechnung auf dem 17. Meisterschaftsplatz.

Team-Wertung

2019 traten fünf Teams in der Teamwertung an. Die Iveco-Paarung Hahn/Halm (Die Bullen von Iveco Magirus) galt es als amtierende Meister zu schlagen. Das gelang bekanntlich nicht. Der Platz dahinter ging an das MANTeam Löwen Power mit Albacete und Lenz. Mit Respektabstand folgten die Buggyra-Boys Lacko/ Janes (Buggyra Racing 1969). Ebenfalls mit einem gehörigen Abstand folgten die Sternenkämmpfer Kiss/Citignola (Mercedes- Benz/Tankpool24 Racing) und das Vater-Sohn-Team Reboconort Racing (MAN) mit Rodrigues Senior und Junior.

Konrad „Conni“ Hahn verließ kurz nach dem 6. Titelgewinn die Truckrace-Bühne – für immer.

Den sechsten Titel seines Sohnes Jochen konnte Konrad Hahn in Le Mans noch feiern. Wenige Tage später verstarb das Familienoberhaupt in seiner Heimatstadt Altensteig. Conny Hahn wurde 71 Jahre alt und war ein Urgestein in der Truckrace-Szene. Einst selbst als Fahrer unterwegs, lenkte er seit 2000 die Geschicke des Familienunternehmens Hahn Racing. Trotz der großen Erfolge blieb er stets er selbst. Mit seiner ruhigen, bescheidenen, offenen und sehr menschlichen Art gewann er viele Freunde.