Weltpremiere: Die nächste Generation der Setra TopClass und ComfortClass

Vorgestellt wird sie bei den IAA-Pressetagen.

Setra TopClass (l.) und ComfortClass werden auf der IAA Transportation ein neues Gesicht zeigen. (Foto: Daimler Truck)
Setra TopClass (l.) und ComfortClass werden auf der IAA Transportation ein neues Gesicht zeigen. (Foto: Daimler Truck)
Claus Bünnagel

Setra stellt während der Pressetagen auf der IAA Transportation die nächste Generation der TopClass und ComfortClass vor. Markantes äußeres Zeichen: das neue Setra-Familiengesicht. Denn die Fahrzeugfront soll die enge Verwandtschaft der beiden Baureihen betonen. Der Markenschriftzug ist dreidimensional in Chrom herausgearbeitet. Vorteil des dunklen Fonds: Dahinter verbirgt sich unauffällig die Radartechnik für Assistenzsysteme, der bisher deutlich sichtbare Ausschnitt dafür ist kaum mehr zu erkennen. Zwei Spangen in Chrom (TopClass) und Silber (ComfortClass) fassen die dunkle Fläche mit dem Markenschriftzug ein. Die geschwungenen Spangen gehen seitlich in ein Voll-LED-Beleuchtungselement über. Die Leuchtelemente sind links wie rechts identisch, Fachleute sprechen von einem Umschlagbauteil. Das erleichtert die Ersatzteilhaltung und somit den Tausch. Unterhalb der Beleuchtungselemente setzen neue, lichtstärkere LED-Scheinwerfer (Serie bei der TopClass, Option bei der ComfortClass) auch optisch Akzente. Gleiches gilt für ihr Gehäuse in Schwarzchrom. 

Signet an der Seite

Auf ihren Seiten tragen die beiden Baureihen links und rechts jeweils ein neues Charakterelement. Das prominent platzierte und dreidimensional gestaltete Signet mit ebenfalls dreidimensionalem Setra-Markenschriftzug fungiert dabei als Erkennungsmerkmal. Es ist bei der TopClass in Chrom und bei der ComfortClass in Silber ausgeführt. Das neue Charakterelement harmoniert dabei mit der La Linea von Setra. 

Neue Rückleuchten

Die Rückleuchten besitzen nun den Setra-Markenschriftzug. Das ist nicht nur ein Statement, sondern auch ein Mittel gegen Produktpiraterie. Der Liniendruck des Brandings wird von einer LED-Leiste im Inneren der Leuchte bestrahlt.

Neu: Active Drive Assist 2

Beschleunigen, bremsen, Abstand einhalten, lenken, Spur halten und sogar ein Nothalt – der neue Active Drive Assist 2 bedeutet einen weiteren Schritt auf dem Weg zum automatisierten Fahren mit Reisebussen. Er unterstützt den Fahrer durch die Kombination verschiedener Assistenzsysteme aktiv beim Abstand- und Spurhalten. Das System kann das Fahrzeug bremsen, beschleunigen und durch aktive Lenkbewegungen in der Spur halten. Dazu verbindet er die Funktionen der einzelnen Systeme und ermöglicht so bereits heute teilautomatisiertes Fahren in allen Geschwindigkeitsbereichen.

Beim Active Drive Assist 2 arbeiten alle Assistenzsysteme Hand in Hand und unterstützen einander: So agiert er nach den Vorgaben des Predictive Powertrain Control (PPC), um eine möglichst wirtschaftliche Fahrweise sicherzustellen. Für die Längs- und Querführung des Fahrzeugs nutzt das System funktionale Erweiterungen, basierend auf dem Abstands-Regel-Tempomat (ART) und dem Spurassistent. Außerdem greift der Active Drive Assist 2 bei der Erfassung des vorausfahrenden Verkehrs auf die gleiche weiterentwickelte Radar- und Kameratechnologie wie der Active Brake Assist 5 (ABA 5) zurück. Zusätzlich ist eine Emergency Stopp Funktion implementiert. Diese bringt das Fahrzeug durch eine moderate, automatisierte Bremsung zum Stillstand, wenn der Fahrer nicht mehr reagiert.

Ein wesentlicher Baustein des Active Drive Assist 2 ist die aktive Querführung innerhalb der Fahrspur durch den aktiven Lenkassistenten mit einem Elektromotor als Unterstützung der hydraulischen Lenkung und die Verbindung mit der Längsführung des Abstands-Regel-Tempomaten (beschleunigen/bremsen/Abstand einhalten) durch die Fusion von Radar- und Kamerainformationen.

Mit dem aktiven Lenkassistenten hält der Active Drive Assist 2 den Omnibus bei aktiviertem ART zusätzlich durch kontinuierliche Lenkeingriffe auf einer vom Fahrer einstellbaren Sollposition innerhalb der Fahrspur. Der Fahrer kann zwischen drei Einstellungen wählen: Entweder fährt der Omnibus exakt mittig in der Fahrspur oder, abhängig von der Breite der Fahrspur, leicht um 10 bis 20 cm nach links bzw. nach rechts versetzt. Das System entlastet somit den Fahrer, indem es ihm einen Großteil der fortlaufenden kleinen Lenkkorrekturen für die Spurhaltung abnimmt. Ebenso wie der ART ist die aktive Querführung durch den aktiven Lenkassistenten über den gesamten Geschwindigkeitsbereich von 0 bis 100 km/h des Reisebusses aktiv. Voraussetzung für das System: Die Fahrspur muss auf beiden Seiten deutlich erkennbar durch Linien markiert sein. 

ABA 5 Serie

Serienmäßig besitzen TopClass wie ComfortClass den Notbremsassistenten Active Brake Assist 5, kurz ABA 5. Er arbeitet erstmals mit einer Kombination aus Radar- und Kamerasystem. Als weltweit erster Notbremsassistent für Omnibusse kann ABA 5 nun auch bis zu einer Fahrzeuggeschwindigkeit von 50 km/h eine automatisierte Vollbremsung auf sich bewegende sowie stehenbleibende Personen ausführen.

Neu: Fernlichtassistent

Weitere Neuheiten wie die elektronische Feststellbremse oder das 360°-Kamerasystem erhöhen neben der Funktion und Bedienungsfreundlichkeit ebenfalls die Sicherheit. Gleiches gilt für den Fernlichtassistenten.

Dieser schaltet verkehrsabhängig das Fernlicht automatisch ein oder aus, so dass immer eine möglichst optimale Ausleuchtung der Fahrbahn gewährleistet wird. Er ist ab einer Geschwindigkeit von 35 km/h aktiv und wird automatisch unter einer Geschwindigkeit von 27 km/h deaktiviert. Die Funktion passt sich der Ausleuchtung bzw. Helligkeit der Umgebung an. 

360°-Kamerasystem

Gute Rundumsicht beim Rangieren sowie an Engstellen bietet das 360°-Kamerasystem. Mit seiner Hilfe können Passanten, Radfahrer und Hindernisse auch in Bereichen wahrgenommen werden, die sonst vom Fahrer nicht oder nur schwer einsehbar sind. Insgesamt vier Kameras an der Front, dem Heck und oberhalb der Seitenscheiben erfassen die unmittelbare Fahrzeugumgebung. Das entsprechende Bild aus der Vogelperspektive wird auf einem Monitor im Format 10“ an der A-Säule eingespielt. Der Bildschirm ist in zwei Bereiche unterteilt. Dadurch stehen fünf verschiedene Ansichten zur Auswahl: 360° aus der Vogelperspektive formatfüllend sowie wahlweise ergänzt von den Bildern der einzelnen Kameras. Das zweite Bild im Monitor hängt von der Fahrsituation ab: Je nach gesetztem Blinker oder der eingelegten Rückwärtsfahrstufe wechselt es zum Beispiel automatisch auf die entsprechende Seite. 

Der Fahrer kann das gewünschte Bild ebenfalls über ein Menü auf dem Bildschirm anwählen. Die Ansichten der 360°-Kameras sind bei Vorwärtsfahrt bis zu einer Geschwindigkeit von ca. 30 km/h und bei Rückwärtsfahrt immer verfügbar. Markierungen der Vorder- und Hinterkante des Omnibusses sowie ein angedeuteter Fahrkorridor erleichtern die Orientierung. Die Bilder geben ein Blickfeld bis in etwa 5 bis 6 m Entfernung wieder, gewährleistet ist somit eine Abdeckung der benachbarten Fahrspur.

Neue Cockpitfeatures

Mit einem kurzen Knopfdruck auf dem Fahrzeugschlüssel betätigt der Fahrer die Zentralverriegelung. Im Anschluss bleibt der Schlüssel in der Tasche, denn nach Betreten des Reisebusses erkennt das Fahrzeug den Schlüssel im Bereich des Cockpits. Nun kann der Fahrer das Zündschloss per Tastendruck entsperren bzw. die Zündung einschalten. Der Motorstart erfolgt durch einen kurzen Druck auf den Startknopf bei gleichzeitiger Betätigung des Bremspedals, alternativ durch einen Druck auf den Startknopf von mehr als fünf Sekunden Dauer. Gleichzeitig erhöht Keyless-Start die Sicherheit gegen Fahrzeugdiebstahl durch die integrierte Wegfahrsperre.

Links auf der Armaturentafel findet der Fahrer eine neue Konsole mit dem Bedienteil der serienmäßigen elektronischen Feststellbremse. Der Fahrer aktiviert sie manuell durch Ziehen des Hebels oder durch das Drücken der Taste „P“. Er löst die Feststellbremse entweder durch einen Tritt auf das Fahrpedal (Serie bei Fahrzeugen mit PowerShift-Getriebe) oder durch erneutes Drücken der Taste „P“. Die integrierte Hold-Funktion wird im Stillstand durch verstärktes Treten des Bremspedals aktiviert. Die Bremse löst erst, wenn der Fahrer das Fahrpedal erneut betätigt. Auch beim Anfahren am Berg unterstützt das System den Fahrer durch die zusätzlich integrierte Anfahrhilfe (Serie in der TopClass). Schließlich wird die Feststellbremse optional automatisch aktiviert, wenn das Fahrzeug steht, der Fahrer den Sicherheitsgurt löst und seinen Platz verlässt. Somit ist der Omnibus gegen unbeabsichtigtes Wegrollen gesichert.

Das neue Coach Infotainment Series

Das neue Infotainment-System namens Coach Infotainment Series verfügt über den digitalen Radioempfang DAB+, Bluetooth-Audiostreaming und eine Verbindung von Smartphones über Bosch mySpin. Außerdem ermöglicht eine HDMI-Schnittstelle den Anschluss eines Laptops – z.B. für Reiseinformationen während einer Studienfahrt oder Seminarinhalte. Auch der Reisebegleiter kann sein Smartphone über Bosch mySpin mit dem Coach Infotainment Series koppeln. Über zwei USB-Anschlüsse sowie eine HDMI-Schnittstelle können bei Bedarf mitgebrachte Endgeräte gekoppelt werden.

Zentrale Oberfläche des neuen Coach Infotainment Series ist ein Monitor im Format 7“ im Cockpit. Er ist wie das Vorgängermodell im rechten Bedienfeld des Fahrerarbeitsplatzes untergebracht und daher auch vom Begleiterplatz aus erreichbar. Die Bedienung kann auf unterschiedliche Weise erfolgen: über die berührungsempfindlichen Tasten der Touchscreen-Oberfläche, per Sprachsteuerung sowie über klassische Tasten und Drehregler. Lautstärkeregelung und Telefonie kann der Fahrer außerdem über die Tasten des Multifunktionslenkrads regeln. Dies verringert die Ablenkung während der Fahrt.

Die Inhalte des Coach Infotainment Series können über die Monitore des Fahrgastraums und die Lautsprecher wiedergegeben werden. Das betrifft sowohl Medien, die während der Fahrt aus dem Internet heruntergeladen werden als auch Medien aus einer lokalen Datenbank an Bord des Omnibusses, wie etwa einem Datenstick. Ein weiterer Vorteil aus Sicht der Fahrgäste: Jetzt kommen durchweg große Monitore mit 21,5“ (54,4 cm) Bildschirmdiagonale in Full-HD-Qualität zum Einsatz. Das gilt sowohl für fest eingebaute als auch für klappbare Monitore.

Integriert in Coach Infotainment Series ist eine Navigation mit 3D-Karte für den Fahrer. Er erhält online aktuelle Verkehrsmeldungen und kann seine Route darauf abstimmen bzw. seine Fahrgäste bei Bedarf rasch über eventuelle Änderungen oder Verzögerungen informieren.

Weitere Modifizierungen für mehr Komfort

Die HD- und HDH-Modelle besitzen bereits die nächste Generation der Vorderachse: Die Anbindung ist steifer, die Stoßdämpfer sind neu angeordnet. Beides wirkt sich positiv auf die Akustik und den Fahrkomfort aus.

Direkt beim Einsteigen werden die Fahrgäste der TopClass auf Wunsch von einem angenehmen Duft empfangen. Beim Einschalten der Zündung und Öffnen der vorderen Tür bzw. bei geöffneter Tür wird die Beduftungsanlage aktiviert, und der im Einstiegsbereich integrierte Duftgenerator versprüht automatisch einer angenehmen Duftnote. Diese Erfrischung – acht unterschiedliche Duftnoten sind ganz nach Anlass und Geschmack wählbar – ist bereits aus dem Setra Doppelstockbus S 531 DT bekannt. 

Neue Designelemente

TopClass wie ComfortClass verfügen zudem über neue Trennwände. Einsätze aus getöntem Glas schaffen Transparenz im Fahrgastbereich und weiten den Raum optisch. Die Trennwände sind maßgerecht auf die klassische 2+2- oder üppige 2+1-Bestuhlung abgestimmt.

Zudem haben die Entwickler die Fahrgasträume der Reisebusse farblich überarbeitet. Das umfasst z.B. die Brüstungsabdeckungen an den Seitenfenstern oder die Abdeckung der Toilettenkabinen – alle diese Komponenten sind jetzt in Schwarz gehalten. Der sichtbare Vorteil: Die farbigen Sitzbezüge heben sich von dem nun dunkleren Umfeld deutlicher ab, sie scheinen auf dem Untergrund fast zu schweben. Die Fahrgäste entdecken zudem über ihren Köpfen die überarbeiteten Service-Sets mit runden und intuitiv 360°-einstellbaren Belüftungsdüsen.

Im Einsatz sind zudem nunmehr Monitore der neuesten Generation im Format 21,5“, die für Entertainment unterwegs sorgen. Dahinter stehen das hochauflösende LED-TFT-Display (1920 x 1080 Pixel) sowie HD-Qualität. Das Design von schwarzer Umrandung und Abdeckung passt sich dabei in die Umgebung ein. Mit dem universellen Halterkonzept ist die Montage sowohl starr als auch elektronisch klappbar möglich.