Studie lässt Lkw telematisch gesteuert effizient auf BAB-Rastanlagen parken

Der Lkw-Verkehr in Deutschland steigt stetig, neue Parkkapazitäten an Bundesautobahnen sind notwendig. Im Auftrag der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) wurde nun ein telematisch gesteuertes Parkverfahren getestet, dabei konnte sowohl die Funktionalität als auch die Praxistauglichkeit des Verfahrens unter Beweis gestellt werden.

Belegte Pilotanlage für Kompaktparken. Rechts oben im Bildausschnitt: Beispiel einer Abfahrtsanzeige Bilder: www.bayerninfo.de; ZVM
Belegte Pilotanlage für Kompaktparken. Rechts oben im Bildausschnitt: Beispiel einer Abfahrtsanzeige Bilder: www.bayerninfo.de; ZVM
Bert Brandenburg

Durch den stetig zunehmenden Lkw-Verkehr ergibt sich die Notwendigkeit erweiterter Parkkapazitäten an Bundesautobahnen. Telematisch gesteuerte Parkverfahren könnten zu einer effektiveren Nutzung vorhandener Parkflächen beitragen. Im Auftrag der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) wurde die Entwicklung eines Algorithmus zum Kompaktparken verifiziert und die Anwendung unter realen Bedingungen an einer Raststätte evaluiert. Dabei konnte sowohl die Funktionalität als auch die Praxistauglichkeit des Verfahrens unter Beweis gestellt werden.

Aufgabenstellung

Die Zunahme des Lkw-Verkehrs auf Bundesautobahnen stellt höhere Kapazitätsanforderungen an geeignete Parkstände für die Pausen- und Ruhezeiten. Ergänzend zum konventionellen Neu- und Ausbau von Rastanlagen stellt auch das neue Steuerungsverfahren „Telematisch gesteuertes Kompaktparken“ einen vielversprechenden Lösungsansatz dar. Mehrere Lkw parken dabei ohne Mittelfahrgasse unmittelbar hinter- und nebeneinander. Dynamische Anzeigen über den Parkstandreihen sorgen für ein differenziertes Angebot an Abfahrtszeiten. Im Auftrag der BASt begleiteten die Kappich Systemberatung und das Ingenieurbüro Holst die Entwicklung eines Algorithmus für das telematisch gesteuerte Kompaktparken.

Untersuchungsmethode

Die Leistungsfähigkeit des Kompaktparken-Algorithmus wurde anhand einer Simulationsumgebung des Fraunhofer Instituts IML verifiziert. Die Überprüfung umfasste sowohl die Funktion und Anwendbarkeit als auch die Einsatzgrenzen. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Simulation des Kompaktparkens sollte eine In-situ-Erprobung Rückschlüsse auf die Wirkung unter realen Bedingungen geben. Die Rastanlage Jura West auf der BAB 3 wurde dafür als Pilotanlage für das Kompaktparken ausgestattet. Durch Umgestaltung der vorhandenen Verkehrsflächen sind aus vormals 66 Lkw- / Bus-Parkständen 35 Parkstandsreihen entstanden. Diese bieten bei einer Belegung von 3 Lkw pro Reihe insgesamt 105 Lkw eine Parkmöglichkeit. In Vorbereitung der Evaluierung wurden über einen durchgehenden Zeitraum von 48 Stunden die Belegungsdaten des Parkbereichs erfasst. Weiterhin wurde das Verhalten der Lkw-Fahrer beobachtet sowie das technische Zusammenspiel der einzelnen Systemkomponenten geprüft.

Für die Evaluierung der Pilotanwendung wurde ein Zeitraum von vier Wochen angesetzt. In diesem Rahmen wurde untersucht, inwieweit die zusätzlich geschaffene Kapazität von 35 Parkständen durch Einsatz des Systems Kompaktparken genutzt wurde. Maßgeblich für den Funktionalitätsnachweis war zudem, inwieweit die Fahrzeuge zeitlich sortiert hintereinander parken. Bei potenziellen Blockierungen wurden konfliktfreie alternative Möglichkeiten für das Verlassen des Parkbereichs erhoben.

Ergebnisse

Die Simulationsergebnisse inklusive der Lasttests zeigen, dass das System Kompaktparken durch die Feinparametrierung auf die tatsächliche Nachfrage am jeweiligen Standort eingestellt werden kann.

Die Evaluierung ergab in der stark nachgefragten Wochentaggruppe Montag bis Donnerstag eine durchschnittliche Belegung von 93 Prozent des gesamten Parkbereichs. In einzelnen Nächten wurde mit 105 parkenden Lkw eine 100-prozentige Auslastung beobachtet. An den Wochenenden dagegen war die Nachfrage deutlich geringer. Dies spiegelte sich auch in der Belegung von durchschnittlich 52 Prozent wider. Selbst die geringere Kapazität des konventionellen Parkens wurde in dieser Zeit nicht ausgenutzt. Bei der Prüfung von insgesamt 675 realen Parkvorgängen zeigte sich, dass 90 Prozent der Fahrzeuge zeitlich sortiert hintereinander parkten. Für zehn Prozent der Fahrzeuge bestand zwar eine potenzielle Blockierung, doch gab es überwiegend eine alternative Ausfahrmöglichkeit über eine Nachbarreihe.

Folgerungen

Mit dem Verfahren “Telematisch gesteuertes Kompaktparken” kann durch bessere Nutzung der vorhandenen Fläche auf der Rastanlage eine Erhöhung der Kapazität erzielt werden. Durch das kompakte Hintereinanderparken können in der Regel drei Lkw in einer Parkstandreihe abgestellt werden, wo zuvor nur zwei Lkw Platz fanden. Nachgewiesen werden konnten sowohl die Funktionalität als auch die Praxistauglichkeit des Kompaktparkens. Das Verfahren ist betriebssicher und zeigt eine mit 99,9 Prozent überaus hohe Systemverfügbarkeit. Damit wurde eine Grundlage geschaffen, diese Form der Parkraumbewirtschaftung weiterzuentwickeln und möglicherweise weitere Rastanlagen damit auszurüsten.