Die neue Lion’s-City-Generation ist jetzt seit zwei Jahren am Markt. Können Sie eine erste Bilanz ziehen? Wie haben sich die Verkäufe trotz Coronakrise entwickelt?
Der Stadtbusmarkt ist weiterhin wachsend. Hier partizipieren wir überdurchschnittlich am Gesamtmarkt und haben eine sehr gute Auftragsauslastung. Dies gilt insbesondere für den MAN Lion’s City in Kombination mit MAN EfficientHybrid, der als Hybridbus homologiert und damit vollständig förderungsfähig ist. Im Vergleich zum Vorgängermodell reduziert der neue Lion’s City mit Hybridmodul den Kraftstoffverbrauch sowie die Emissionen um bis zu 16 %.
Die Coronakrise hat auch die Entwicklung des Stadtbusabsatzes auch in Deutschland verlangsamt (Rückgang in Deutschland bei 592 abgesetzten Einheiten im zweiten Quartal 2,5 % – 2019: 607), wenn auch nicht so stark wie in anderen europäischen Staaten. Wie hat sich MAN in diesem schwierigen Umfeld geschlagen?
Für die MAN Lion’s City-Baureihe haben wir bereits früh begonnen, sowohl ab Werk als auch über unseren Aftersales Hygienekonzepte anzubieten, um so eine sichere Personenbeförderung im ÖPNV zu unterstützen. Einen Rückgang der Nachfrage in diesem Segment spüren wir trotz der Coronakrise nicht.
Schwieriger ist die Geschäftslage bei den Überland- (–27,8 % im zweiten Quartal 2020) und den Reisebussen (–87,9 %). Wie haben sich Ihre Verkäufe hier entwickelt?
Das trifft leider zu. Während die Investitionen in den ÖPNV auf gutem Niveau hochlaufen, ist der Markt für Reisebusse massiv eingebrochen. Bei Reisebussen erwarten wir ein Minus von rund 60 % bis 70 % im europäischen Markt. Eine künftige Entwicklung lässt sich jedoch nur schwer abschätzen. Für Deutschland kann ich allerdings sagen, dass sich die Lage mit Beginn der Sommerferien etwas entspannt hat und wir daher zuversichtlich sind, dass sofern sichere Hygienekonzepte weiter umgesetzt werden und keine zweite Welle von Covid-19 kommt, die Lage sich etwas verbessern wird.
Was tut MAN, um der krisengeschüttelten Busbranche in dieser Krisenzeit Unterstützung zu geben – gerade was die Umrüstung mit Sicherheitsausstattung angeht?
Wir sind hier proaktiv auf unsere Kunden zugegangen und haben mit ihnen gemeinsam Lösungen erarbeitet, um durch die Krise zu kommen. Aufgrund der Hygiene-Anforderungen ist zusätzlich nun auch in unseren Reise- und Überlandbussen eine neue Abtrennung des Fahrerbereichs aus Einscheibensicherheitsglas (ESG) bzw. Polycarbonat verfügbar, die den Fahrer wirkungsvoll vor einer Tröpfcheninfektion bei Ausübung seiner Tätigkeit schützt. Zusätzlich können hochwertige Desinfektionsspender in den Einstiegen oder an der optionalen Toilette im Mittelgang montiert werden. Mit unserer 2+1 Bestuhlung bieten wir im Reisebus zusätzlich eine Möglichkeit an, Abstandsrichtlinien einzuhalten und so ein sicheres Reisen zu ermöglichen.
Für den Lion’s City E konnten ja bereits einige Abschlüsse getätigt werden – vor allem zählt MAN zu den drei Lieferanten der Hamburger Hochbahn. Wie entwickeln sich für den Elektrobus die Verkäufe? Können Sie weitere größere Abschlüsse verkünden?
Nach der Übergabe zweier vollelektrischer Stadtbusse im Dezember 2019 an die Hamburger Hochbahn AG und an die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH (VHH) sowie dem Beginn des Feldversuchs bei der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) im Juli dieses Jahr wurde der neue E-Bus nun auf große Deutschland-Tour geschickt. Insgesamt 15 Verkehrsbetriebe im gesamten Bundesgebiet hatten die Gelegenheit, den MAN Lion’s City E live zu erleben und sich selbst von seiner innovativen Antriebstechnologie, dem preisgekrönten Design sowie seiner zuverlässigen Reichweitenstärke zu überzeugen. Besonders Letztere beeindruckte die Experten mit bis zu 270 km bei guten Einsatzbedingungen. Als ersten Vertriebserfolg in Deutschland haben wir den Auftrag über 17 MAN Lion’s City E an die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) vermeldet. Die Fahrzeuge sollen bis Ende des Jahres geliefert werden. Auch beim neuen vollelektrischen Gelenkbus mit 18 m Länge freuen wir uns über einen ersten Auftrag über 15 Busse an die VAG Nürnberg. Auch bin ich zuversichtlich, dass wir aufgrund des positiven Feedbacks unserer Kunden bald weitere Abschlüsse verzeichnen können.
Die IAA ist ja in diesem Jahr ausgefallen. Können Sie unseren Lesern zur Virtuellen Nutzfahrzeugmesse (24.9.-8.10.2020) des HUSS-VERLAGS trotzdem von Neuigkeiten im Busbereich bei MAN und Neoplan berichten?
Im April dieses Jahres war bereits der Verkaufsstart unseres innovativen 18-m-Elektrobusses. Der MAN Lion’s City 18 E ist die perfekte Besetzung für hochfrequentierte Linien im Stadtverkehr. Bis zu 120 Fahrgäste bringt der Elektrogelenkbus sicher, komfortabel und lokal emissionsfrei ans Ziel. Im zweiten Halbjahr 2020 werden nun die ersten Demobusse zur Premiere auf den Straßen in Barcelona und Köln rollen. Auch in unserem Minibusprogramm freuen wir uns über eine Premiere: Mit der neuen Reisevariante TGE Coach wird MAN jetzt auch im Minibussegment zum Vollsortimenter und bietet das richtige Angebot für jeden Anwendungszweck.
Aus der Branche hört man, dass MAN an einem Brennstoffzellenbus arbeiten soll. Können Sie uns Näheres dazu verraten?
Der Einsatz von Brennstoffzellen stellt eine denkbare Option dar. Wir beobachten hierbei die Marktentwicklung und untersuchen, wie diese Antriebstechnik vor dem Hintergrund TCO und der nötigen Infrastruktur wirtschaftlich bei Kunden zum Einsatz kommen könnte. MAN hat bereits in verschiedenen Praxistests seit Mitte der 1990er-Jahre Erfahrung mit Wasserstoff als Treibstoff und Brennstoffzellen sammeln können. Außerdem sind wir als Teil des VW-Konzerns in laufende Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten eingebunden. Es besteht ein gefördertes Kooperationsprojekt mit Shell zum Einsatz der Brennstoffzelletechnologie im Nutzfahrzeug, das die Entwicklung eines Prototypens umfasst sowie die infrastrukturellen Voraussetzungen für den Einsatz untersucht.
Herr Krämer, vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führt busplaner-Chefredakteur Claus Bünnagel.
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