„Nürburgring ist anders und speziell, Nürburgring ist Mythos“

Beim Truck-Grand-Prix rieben sich Fahrer und Fans des Truck-Rennsports verwundert die Augen. Ist er’s oder nicht? Mr. Truck-Race, Gerd Körber, zwängte sich in das Cockpit eines IVECO. Fast genau vor einem Jahr, ebenfalls beim Heim-Grand-Prix, war bekanntlich Schluss mit einer erfolgreichen Motorsportkarriere.

Foto: ADAC Mittelrhein
Foto: ADAC Mittelrhein
Redaktion (allg.)

Bereits der erste Bundeskanzler Deutschlands, Konrad Adenauer, kippte Entscheidungen mit dem Satz „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern.“ Gerd Körber stellte aber klar: „Das mit dem Rückzug aus dem Motorsport steht weiterhin. Ich fahre nur auf dem Nürburgring. Schorsch (Georg Glöckler) hat mich nochmals rumgekriegt. Dass ich sein Projekt „Azubis bauen einen Race-Truck“ absolut unterstütze, war nur noch reine Formsache. Eine richtig tolle Sache.“

Azubis um ihren Ausbilder Georg Glöckler bauten seinerzeit den ersten Race-Truck von IVECO in Ulm auf. Am Anfang wurde das „Lehrlings-Team“ auf den Rennstrecken belächelt. Doch mit jedem Rennen und mit jeder Runde lernten die „Schwabentrucker“ dazu. Die Ergebnisse in der EM wurden immer besser und es sprangen die ersten Podestplätze heraus. Heute ist im Truck-Race auch alles hochprofessionell geworden. Man benötigte also einen Fahrer, der nicht um die EM mitfährt. Da wählte Glöckler die Nummer von Körber und der sagte ohne zu zögern zu.

Am Start zum ersten Rennen steuerten 25 Race-Trucks auf die erste Kurve zu. Körber steckte mittendrin. Die ersten Lücken gingen auf und es ging vor bis auf Platz 5, allerdings hatte er mit Adam Lacko einen hartnäckigen Verfolger. Mit seiner großen Erfahrung wehrte er alle Angriffe ab und brachte den fünften Platz ins Ziel und damit großen Jubel ins Team Schwabentruck.

Das zweite Rennen des Tages sah Körber auf Platz 4. Das Feld startete gut und auf die erste Kurve ging es zu fünft. Vorn Anthony Janiec und Jose Rodrigues, dahinter zu dritt nebeneinander Sascha Lenz, Adam Lacko und Gerd Körber. „Die beiden vor mir sind sich in die Kiste gefahren, da wurde es mal kurz heikel“, aber alle kamen mit einigen Blessuren durch. Körber schob sich im Tumult auf Platz 3.

Er kämpfte, verteidigte und setzte unter Druck, wie in den guten alten Zeiten. Für den neun Jahre alten IVECO wurde es dann doch zu viel und das Getriebe machte in Teilen schlapp. Es standen nicht mehr alle Gänge zur Verfügung. Lenz und Hahn konnte er nicht mehr halten und musste sie ziehen lassen. Rennen 3 hatte einen kurzen Schreckmoment für Körber. Das Feld hielt wieder auf die erste Kurve zu. Alle Fahrer standen auf der Bremse und man sah nichts mehr. Die Trucks verschwanden in den Wolken des aufsteigenden Rauchs aus den Bremsen. Platz 6 war erobert und wurde bis ins Ziel verteidigt. Das letzte Rennen des Tages war für Gerd Körber wieder Dramatik pur. Nach der ersten Kurve verteidigte er Platz 4, aber an seiner Stoßstange klebte Rodrigues. Der Portugiese machte enorm Druck und zeigte sich formatfüllend in beiden Rückspiegeln. Körber musste auf der Start-Ziel-Linie Kampflinie fahren. „Jose war so anhänglich, das kenne ich eigentlich nur von meiner Tochter“, meinte Körber nach dem Rennen.

Viermal in den Punkten, mehr konnte man nicht erwarten. Mit 28 Punkten rangiert Körber derzeit auf dem 10. Platz in der EM. Dabei handelt es sich um ein Augenblicksresultat. Denn der Helm kommt wieder an den angestammten Nagel. Nach dem gelungenen Meisterstück der „Glöckler-Azubis“ war Gerd Körber natürlich voller Euphorie. Aus Jux und Tollerei fährt man nicht Truck-Race. „Auf der anderen Seite wollte ich auch nicht in die Meisterschaft eingreifen und womöglich einen Titelaspiranten rauskegeln.“ War das nun das letzte Mal, dass Gerd Körber im Rennoverall zu sehen war. Ist jetzt Schluss? „Aufhören? Kann man nie sagen. Frag mal die Rolling Stones, wann sie aufhören. Die machen auch Jahr für Jahr ihre endgültige Abschiedstournee und das Jahr drauf sind sie wieder da. Nur eines weiß ich sicher. Wie Mick Jagger werde ich mit 75 nicht mehr auf der Rennbühne unterwegs sein. Rennen fahren ist wie Radfahren; man verlernt es nicht, man wird im Alter nur langsamer. Aber ob es das war? Wer weiß? Never say never.“