Transport: Vier Jahre sind seit der letzten IAA Nutzfahrzeuge vergangen. Jetzt trifft sich die Branche Hannover in sehr unruhigen Zeiten wieder, auf der IAA Transportation, wie sie jetzt heißt. Wie stark wird denn diesmal die Transformation in der Branche das Messegeschehen prägen und auch das, was MAN dort präsentiert? Und wird dabei auch die sich verstärkende Energiekrise eine Rolle spielen?
Alexander Vlaskamp: Zunächst einmal freue ich mich darauf, dass wir uns endlich alle wieder persönlich treffen. Die IAA Transportation ist und bleibt eine Leistungsschau entlang der drei Megatrends der Branche: Null Emissionen, Digitalisierung und autonomes Fahren. Bei allen drei Themen stellt MAN sich stark auf und das zeigen wir auf der Messe: E-Antriebe behaupten sich bereits heute im Regional- und Verteilerverkehr. Ab 2024 werden wir unseren schweren E-Lkw auf die Straße bringen. Autonome Nutzfahrzeuge ermöglichen mehr Sicherheit und Effizienz, den zielgerichteten Einsatz der knappen Ressource Fahrer und die klimafreundliche Kombination von verschiedenen Verkehrsträgern. Die ersten autonomen MAN werden ab Mitte der Dekade im Einsatz sein. Digitale Vernetzung spielt im Transport eine immer größere Rolle. MAN bietet schon heute zahlreiche praxisorientierte digitale Services. Zum Beispiel kann die Verbrauchsperformance live während der Fahrt online abgerufen und so kontinuierlich verbessert werden. In Zeiten knapper und teurer Ressourcen ist das natürlich umso wichtiger und eine echte Entlastung für die Transporteure.
Die Transformation ist ja etwas, was auch MAN immer stärker umtreibt. In diesem Jahr haben Sie einige deutliche Aufschläge gemacht, in Sachen Brennstoffzelle und in Punkto E-Mobilität. Wird das Thema in Hannover einen besonderen Platz bekommen?
Als besonderes Messe-Highlight zeigen wir erstmals vor großem internationalen Publikum unseren neuen schweren E-Lkw, der 2024 auf den Markt kommt. Mit bis zu 800 Kilometern Tagesreichweite und Megawattladefähigkeit wird der neue eTruck nicht nur den Fernverkehr elektrifizieren sondern auch alle gängigen Transportbereiche abdecken, die wir heute vom Diesel-Lkw kennen: ob für die Regionalverteilung von Biomilch, den Ferntransport von grünem Stahl oder die geräuscharme und abgasfreie Abfallentsorgung in der Stadt. Damit bieten wir unseren Kunden das umfassende Portfolio, das sie brauchen.
Welche Rolle wird in diesem Zusammenhang das Thema Kundenberatung spielen?
Es ist absolut zentral, dass wir unsere Kunden frühzeitig auf dem Weg vom Verbrenner zur Elektromobilität begleiten. Dafür haben wir schon jetzt unser 360 Grad Beratungsangebot, das alle Aspekte umfasst: Fuhrparkgröße, Fahrtrouten, Betriebsphasen aber auch die notwendige und vor Ort mögliche Ladeinfrastruktur. Denn das alles muss geklärt sein, bevor der erste Elektro-Lkw auf den Hof rollt. Unsere Experten von MAN Transport Solutions beraten interessierte Kunden gerne schon direkt auf der Messe dazu.
Die Zukunft das Lkw ist elektrisch – das sagt MAN schon lange. Dennoch werden Verbrenner noch einige Zeit verkauft werden. Stellt MAN dazu neue Entwicklungen auf der IAA vor?
Natürlich wird der Verbrenner uns noch einige Jahre auf dem Weg zur Elektromobilität erhalten bleiben. Da ist es nur konsequent, dass wir auch in diesem Bereich darauf setzen, den Verbrauch und damit die CO2 Emissionen weiter zu reduzieren. Deshalb bringen wir zur IAA unseren neuen D26-Motor, der mit verbesserter Verbrennung, wirkungsvollerem Turbolader und optimierter Motorkühlung nochmal bis zu drei Prozent Kraftstoff spart. Zusätzlich konnten wir die Aerodynamik der Fernverkehrsfahrerhäuser auch weiter verbessern. Zusammen macht das bis zu 4 Prozent zusätzlicher Verbrauchseinsprung. „Zusätzlich“ deshalb, weil wir mit der neuen Truck Generation gegenüber der Vorgängergeneration damit bis zu 15 Prozentpunkte besser geworden sind. Und das ist eine echte Entlastung für unsere Kunden in ihrem Tagesgeschäft.
Insgesamt ist ja MAN ja bisher eher zurückhaltend aufgetreten, wenn es um Informationen zu der Messe geht. Die sprichwörtliche Katze haben Sie noch nicht aus dem Sack gelassen. Können Sie uns ein bisschen was über die besonderen Highlights erzählen?Im Zentrum der Messepräsentation steht für uns ganz klar die Elektromobilität und unser künftiger eTruck, als Übergang vom Diesel zum Elektrozeitalter. Bei den konventionellen Fahrzeugen sind die Highlights die zusätzliche Kraftstoffeinsparung von vier Prozent und neue Individual Lion S Ausstattungspakete, die den Arbeitsplatz des Fahrers im MAN TGX und jetzt auch im MAN TGS noch attraktiver machen, um wieder mehr junge Leute für den Fahrerberuf zu begeistern. Mit den Megatrends Zero-Emission, Automatisierung und Digitalisierung zeigen wir zugleich den umfassenden Wandel, in dem sich die Branche befindet. Unsere zentrale übergreifende Messe-Botschaft lautet: ob Dekarbonisierung des Güterverkehrs, Digitalisierung der Logistik oder der Mangel an Fahrern: MAN gestaltet den Wandel und begleitet die Transportunternehmen als Partner auf dem Weg zum emissionsfreien, digital vernetzten und autonomen Güterverkehr der Zukunft.
Digitalisierung – auch das ist ein wichtiges Thema, wenn es um die Transformation der Branche geht. Bringen Sie dazu etwas Spannendes mit auf die Messe?
Schon heute können wir mit MAN Now over-the-air das Kartenmaterial für die Navigation aktualisieren und Fahrfunktionen wie MAN EfficientCruise oder einsatzspezifische Fahrprogramme auf das Fahrzeug aufspielen. Werkstattarbeiten lassen sich mit dem digitalen Wartungsmanagement MAN ServiceCare schnell und unkompliziert abwickeln und das online Effizienzmonitoring MAN Perform unterstützt dabei, dass der Truck jederzeit kraftstoffsparend unterwegs ist. Neu sind der eReadyCheck, mit dem Kunden ab der IAA überprüfen können, wie sich ihre Lieferrouten rein elektrisch fahren lassen und der MAN eManager, mit dem Fuhrparkmanager die wichtigen Ladeinformationen aller Trucks der Flotte immer im Blick haben. Das besondere Highlight zur IAA ist aber ein neues digitales Bezahlsystem mit dem der Truck an der Tankstelle selbstständig zahlt. Das vereinfacht für den Fahrer das Tanken und für den Fuhrparkleiter den Überblick über die Kraftstoffkosten.
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