Köpfe der Branche: Der Leiter Innovation und Forschung bei Dako im Gespräch

Dr. Harald Hempel ist Leiter der Forschungsabteilung von Dako und ebenso leitend in der Erarbeitung des neuen Produktportfolios, das Kern der Messepräsenz auf der Transport Logistic sein wird. Er berichtet, welche Herausforderungen auf die Transport- und Logistikbranche zukommen werden und wie man sich schon heute dafür wappnen kann.

Dr. Harald Hempel, Leiter Forschung und Innovation bei Dako. (Bild: Dako)
Dr. Harald Hempel, Leiter Forschung und Innovation bei Dako. (Bild: Dako)
Nadine Bradl
  1. Herr Dr. Hempel, die Zeiten sind weltweit herausfordernd. Welche Herausforderungen sehen Sie speziell für den Transport- und Logistikbereich?

Aktuell sehe ich drei große Herausforderungen in der Branche. Im Tagesgeschäft ist natürlich der sich verschärfende Fahrermangel das größte Problem. Die zweite große Herausforderung ist sicherlich die Digitalisierung. Hier erwarten die Kunden und Netzwerkpartner von Transporteuren und Logistikern zunehmend mehr „Anschlussfähigkeit“. Unabhängig von der Unternehmensgröße wird eingefordert, dass Prozesse vollständig digital abgebildet werden, um diese lückenlos zu dokumentieren und so verlässliche Daten für nachgelagerte Prozesse zur Verfügung zu stellen und Abläufe zu optimieren. Drittens wird das Thema Nachhaltigkeit sowohl auf gesellschaftlicher als auch auf politischer Ebene immer stärker debattiert und muss über kurz oder lang angegangen werden, wenn Unternehmen sich zukunftsfähig aufstellen wollen.

 

  1. Sieht Dako diese Herausforderungen auch als Chance für Firmen in Sachen Digitalisierung voranzukommen? Welche Ansätze gibt es hier?

Betrachten wir das Problem des Fahrermangels genauer, so bedeutet dieser vor allem einen Zwang zu größerer Effizienz. Die Fahrer sind heute in vielen Fällen die „Informationsdrehscheibe“ bei der Abwicklung eines Transportauftrags. Die wenigen verfügbaren Fahrer, darunter auch solche, die eventuell eine weniger gute Ausbildung erhalten haben, müssen also bestmöglich unterstützt werden, um einerseits ihren Alltag auf der Straße so einfach wie möglich zu gestalten und andererseits schnell zu erkennen, wo Probleme auftreten. Dabei können auch schon kleine digitale Werkzeuge wie Kommunikationstools mit automatischer Übersetzung oder eine mobile Abfahrtskontrolle und Auftragsabwicklung wesentliche Zeitersparnisse bedeuten und Fahrer durch einfache Dokumentation aller Prozesse vor bösen Überraschungen schützen.

Auch das Problemfeld der Nachhaltigkeit wird von Dako bewusst in einem weiten Sinn verstanden. Um Nachhaltigkeit in einem Fuhrunternehmen messbar zu machen, benötigt man natürlich eine solide Datenbasis. Stellen wir uns ein Unternehmen vor, das mit dem Gedanken spielt, schrittweise auf Elektromobilität umzustellen: Wenn ich genaue Daten über Reichweiten und Kosten eines E-LKW im Vergleich zu denen meiner klassisch mit Diesel betriebenen Fahrzeuge auf meinen Standardstrecken habe, dann fallen mir Entscheidungen leichter als bloß auf Grundlage vager Schätzungen von Fuhrparkleitung oder Fahrern. Wir ermöglichen eine solch solide Daten- und damit Wissensbasis. Für unsere Kunden bedeutet das klare Chancen bzw. Wettbewerbsvorteile – trotz massiver Problemlagen.

 

  1. Auf der Transport Logistic wird unter anderem die Telematiklösung Dako Fleet vorgestellt. Was ist daran besonders?

Mit Dako Fleet nehmen wir die Kundeninteressen noch stärker in den Fokus. Das heißt, Digitalisierung und Software sind für uns kein Selbstzweck, sondern wichtige Arbeitswerkzeuge im Umfeld von Transport und Logistik. Dementsprechend sollten sie maßgeschneidert für spezifische Nutzer sein. Dako Fleet basiert ganz wesentlich auf den Prämissen der Skalierbarkeit und der Modularität. Statt Paketlösungen für erdachte Teilbranchen zu liefern, können nur die Datenauswertungen und Funktionalitäten gebucht werden, die ein individueller Kunde auch wirklich braucht – entsprechend des „Pay-as-you-use-Prinzips“. Daneben hat unsere Plattformlösung natürlich den großen Vorteil, dass sie die Stammdaten zentral verwaltet und für alle relevanten Anwendungen im Unternehmen zur Verfügung stellt. Ein paralleles Pflegen von Stammdaten in mehreren Anwendungen ist heute einfach nicht mehr zeitgemäß.
 

  1. Dako Fleet lässt sich individuell anpassen und soll gleichzeitig verschiedene Bereiche des Transportgeschäfts abbilden. Ist das die Zukunft? Individuelle Systeme, die trotzdem immer mehr vereinen?

Ein Fuhrpark muss als „lebendiger Organismus“ begriffen werden. Wir versetzen uns damit in die Lage der Kunden, bei denen sich der Bedarf an Fahrzeugen und Fahrern immer wieder kurzfristig ändern kann. Fahrer und Fahrzeuge werden beispielsweise saisonal an- oder abgemeldet diese Flexibilität muss eine Software, insbesondere auch für die Abrechnung, berücksichtigen.

Auch der Umfang der Digitalisierung, die ein jeweiliger Kunde wünscht, kann sehr verschieden sein. So sind beispielsweise Kleinstunternehmen extrem preissensibel und wollen häufig das Mindestmaß an Leistung für einen guten Preis, während andere Kunden bereits größere Digitalisierungsschritte gehen können und wollen. Im Bereich Compliance kann etwa zwischen händischem Auslesen und Auswerten oder Fernauslesen und vollständig automatisierter Auswertung gewählt werden.

Für beide Kundengruppen gilt aber, dass bereits ein internetfähiges Endgerät (PC oder Tablet) die Teilhabe an der Digitalisierung ermöglicht. Das spart große Ausgangsinvestitionen und sichert Energieeffizienz.

 

  1. Auch das Dashboard passt sich individuell auf den Nutzer an – zeigt also nur, was ihn auch interessiert. Rückt der Benutzer damit wieder stärker in den Fokus?

Genau, das Dashboard bildet den Startbildschirm für alle Nutzer in einem Unternehmen und fasst die jeweils wichtigsten Daten grafisch aufbereitet und übersichtlich zusammen. Unterschiedliche Nutzer in einem Unternehmen können sich diese Hauptansicht so anlegen, dass sie nur die Informationen erhalten, die sie in ihrer Rolle im Unternehmen benötigen. Ebenfalls gibt es natürlich die Möglichkeit, den Zugriff auf sensible Daten für verschiedene Nutzerrollen einzuschränken. Je nachdem, ob sie nun als Geschäftsführer, Fuhrparkleiter, Verkehrsleiter, Disponent oder in der Lohnbuchhaltung tätig sind, bekommen sie so eine übersichtliche und auf sie zugeschnittene Benutzeroberfläche.

  1. Hardwareseitig hat Dako ebenfalls etwas im Messegepäck. Auf was dürfen sich die Besucher freuen?

Die Koppelbarkeit und Vielfalt unserer Softwarelösung wird auch durch die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten unserer Hardware unterstützt. Ganz besonders hervorheben möchte ich den Dako SmartStick, der auf der Messe ebenfalls seine Premiere feiert. Mit ihm bietet Dako eine Auslesehardware, die alle relevanten Daten direkt beim Anstecken an den Tachografen automatisch ausliest und diese per App an die Webplattform überträgt – ohne Telematikbox und ohne Fahrt zu einer öffentlichen TachoStation. Zusätzlich ist aber auch eine Datenübertragung per Dako TachoStation oder USB-Kabel möglich. Ganz nach den Vorlieben und technischen Möglichkeiten der Anwender ist das neue Auslesetool mühelos zu integrieren. Auch die Dako TachoStation selbst kann natürlich an unserem Messestand live getestet werden.

 

  1. Sie sind Leiter der Forschungs- und Innovationsabteilung bei Dako – denken also zukunftsorientiert. Wo geht Ihrer Meinung nach die Reise hin?

Die wesentlichsten Herausforderungen für die Branche, den Arbeitskräftemangel und die Digitalisierung habe ich bereits genannt. Aus technologischer Sicht der Fahrzeugentwicklung wird darauf mit Anstrengungen im Bereich autonomes Fahren reagiert. Das mag aus heutiger Sicht noch wie Science-Fiction-Material klingen, die Fahrzeugindustrie (OEMs) arbeitet aber mit Hochdruck an entsprechenden Lösungen.

Aus Sicht der Softwaretechnologie ist natürlich die künstliche Intelligenz (KI) ein wesentlicher Treiber zukünftiger Entwicklungen. Sie wird für standardisierte Prozesse in der Logistik längst aktiv genutzt. So können Vorgänge wie Angebotserstellung, Tourenplanung, Auftragsabwicklung und ähnliches bereits heute automatisiert durchgeführt werden. In Zukunft werden KI-Systeme immer mehr helfen, die rare menschliche Arbeitskraft zu ersetzen. Das ist der Horizont, auf den wir uns zubewegen und dessen Potential kann bereits jetzt genutzt werden, in dem man sich Schritt für Schritt mitbewegt.

  1. Welche Herausforderungen werden sich Ihrer Meinung nach in den nächsten Jahren im Transportbereich noch zuspitzen?

Die Auswirkungen von Fahrermangel und Nachhaltigkeitsdebatte werden zukünftig noch stärker spürbar. Gerade was das Thema Nachhaltigkeit angeht, wird aktuell eher mit Restriktionen statt mit realisierbaren Lösungsvorschlägen agiert, während Kunden zunehmend nachhaltige Lösungen fordern. Das erzeugt doppelten Handlungsdruck und damit auch Kostendruck für die Unternehmen.

 

  1. Können sich die Firmen schon heute dagegen wappnen?

Wichtig ist, sich der gesamten Herausforderungen schon heute bewusst zu werden, sich diese einzugestehen und trotz Alltagsdruck oder Krisenerscheinungen dafür Lösungsstrategien zu entwickeln. Das heißt, sofort damit beginnen, sich als Akteur zu begreifen und das Heft des Handelns selbst führen, anstatt irgendwann durch externe Entwicklungen fremdbestimmt zu werden. Angemessene Strategien lassen sich bereits jetzt planen und schrittweise ins laufende Alltagsgeschäft integrieren.

An diesem Punkt reichen wir bei Dako unseren Kunden die Hand und stehen als Experten und Netzwerker zur Verfügung. Hierfür bieten wir nicht nur eine kompetente Inhouse-Beratung an, sondern sind regelmäßig Gastgeber von renommierten Fachveranstaltungen wie dem Dako Kompass Logistik 4.0 und dem SMART CITY LOGISTIK Kongress. Auch als Diskussionspartner bei externen Veranstaltungsformaten bringen wir uns immer wieder gerne ein.