Mathias Richartz (R+V / Kravag) über Vorteile der Mobilitätsrente für Unternehmen und Mitarbeiter
VisionTransport: Gemeinsam mit einem anderen Versicherer sind Sie Partner des Versorgungswerks der Verkehrswirtschaft – kurz – Mobilitätsrente, welches 2020 gegründet worden ist. Was war das Ziel und wo stehen Sie heute?
Mathias Richartz: Das Versorgungswerk wurde von den großen Branchenverbänden und der SVG Bundes-Zentralgenossenschaft zur besseren Versorgung der Mitglieder gegründet. Als Branchenversorgungswerk steht es allen Unternehmen offen, die in den Bereichen Güterverkehr, Personenbeförderung, Spedition, Logistik, Lagerei und Entsorgung tätig sind.
Ziel der Mobilitätsrente, wie wir sie nennen, ist es, dass die Unternehmen und deren Mitarbeitende sinnvolle und effektive Vorsorgeangebote sowie staatliche Fördermodelle optimal nutzen können und dass sie dabei vor allem von Großkundenkonditionen profitieren können.
Wichtig ist also, dass die Mobilitätsrente im Rahmen der betrieblichen Altersvorsorge die gesamte Bandbreite der arbeitnehmer- und auch arbeitgeberfinanzierten Lösungen anbietet, die dann ergänzt werden können durch die Absicherung der betrieblichen Krankenversicherung und auch der betrieblichen Unfallversicherung. Das wird gut angenommen, weil die Unternehmen erkennen, dass sie den Mitarbeitern einen Mehrwert bieten müssen. Wir haben hier also mittlerweile eine etablierte Branchenlösung.
Demnach geht es darum, dass die Unternehmen ihren Mitarbeitern Mehrwerte bieten?
Ja, absolut! Es ist auf jeden Fall so, dass den Mitarbeitenden Mehrwerte an die Hand gegeben werden.
Sie beschäftigen sich inzwischen schon seit Jahren mit dem Versorgungswerk der Verkehrswirtschaft. Warum ist Ihnen dieses Thema so wichtig?
Wir betrachten den Kunden ganzheitlich und somit sehe ich das Versorgungswerk der Verkehrswirtschaft aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln, die sich aber gut miteinander vereinbaren lassen. Aus Sicht des Arbeitgebers befinden wir uns in einer im Hinblick auf den Arbeitsmarkt recht angespannten Situation, speziell in der Verkehrswirtschaft.
Dabei geht es um Personalgewinnung und dann natürlich auch die Personalbindung. Das bezieht sich ausdrücklich auch auf den Personalbestand, um den letztendlich ebenfalls gekämpft wird. Denn – wie heißt es so schön?
Das Personalkarussell dreht sich schnell. Fluktuation jedoch bindet Zeit und Geld. Um also diesem Trend zu trotzen sind neben einer adäquaten Entlohnung gut durchdachte, qualitativ hochwertige und klar erkennbare soziale Mehrwerte gefragt.
Aus Sicht der Mitarbeitenden sind die Versorgungslücken in unserer gesetzlichen Kranken- und Rentenversicherung zu nennen, die bereits heute Vorsorge und damit auch finanziellen Aufwand erfordern. Gepaart mit den vor allem in den letzten Jahren stark gestiegenen Lebenshaltungskosten führt das zu einem Problem, das nahezu alle Menschen auf dem Arbeitsmarkt betrifft.
Hinzu kommt, dass bisher in der schulischen Ausbildung das Thema Finanzen und Versicherungen eher nur gestreift wird. Viele Arbeitnehmer sind daher in ihrem jeweiligen Arbeitsbereich hochspezialisiert, verfügen allerdings nicht über das Wissen, um für sich passende und qualitativ hochwertige Vorsorgelösungen zu schaffen.
Hier sind folglich innovative Konzepte gefragt, die wir mit unserer Beratungskompetenz und hochwertigen Lösungen gemeinsam mit unseren Kunden gestalten. Wir schaffen den Rahmen, damit Unternehmen genau diese Vorteile an ihre Mitarbeitenden weitergeben können. Sie positionieren sich damit als attraktiver und verantwortungsvoller Arbeitgeber gegenüber Mitarbeitenden und solchen, die es werden wollen.
Weil die private Vorsorge immer wichtiger wird, gewinnen betriebliche Altersversorgungssysteme für Arbeitnehmer und solche, die es werden wollen, zunehmend an Relevanz. | Bilder: Kravag; Pixabay
Welche Vorteile ergeben sich für die teilnehmenden Unternehmen und können Sie Trends aus den Erfahrungen der letzten Jahre ableiten?
An dieser Stelle ist eine klare Unterscheidung zwischen den direkt spürbaren Mehrwerten wie der betrieblichen Kranken- und Unfallversicherung und den Leistungen im Sinne der Zukunftsvorsorge, also der betrieblichen Altersvorsorge, zu treffen. In der Gesamtheit sprechen wir von einem Firmenversorgungswerk.
Fangen wir mit einem sogenannten Megatrend an: Gesundheit und soziale Sicherheit ist in den letzten Jahren immer stärker in das Bewusstsein der Menschen gerückt. Eine Statista-Umfrage zur Frage, welche Dinge im Leben besonders wichtig sind, hat ergeben, dass für 80 Prozent der Befragten die Gesundheit an erster Stelle steht, deutlich vor sozialem Aufstieg und sogar vor einer glücklichen Partnerschaft. Gesundheit ist die Basis für alles andere.
Ich möchte das mit Zahlen des PKV-Verbandes flankieren, die für den Zeitraum von 2018 bis 2023 eine Vervielfachung der Arbeitgeber, die eine betriebliche Krankenversicherung anbieten, belegen. Der Trend zur betrieblichen Krankenversicherung ist also ungebrochen. Ich rate daher jedem Unternehmer, dieses Grundbedürfnis in sein Personalmarketing aufzunehmen und sich mit einer eigenen betrieblichen Krankenversicherung für die Mitarbeitenden von Mitbewerbern abzuheben.
Hinzu kommen betriebswirtschaftliche Vorteile, zum Beispiel durch einen sogenannten Budgettarif. Dieser stellt dem Mitarbeitenden ein flexibel einsetzbares jährliches Gesundheitsbudget zur Verfügung. Der Beitrag des Unternehmens fällt dabei in der Regel deutlich geringer aus, als eine Gehaltszahlung in eben dieser Höhe. Eine solche Lösung kann im Rahmen der geltenden Freigrenzen und Bestimmungen als sogenannter Sachbezug ausgestaltet werden. Lohnnebenkosten sind in diesem Fall nicht zu erwarten.
Reden wir über die private Krankenversicherung. Ich denke dabei zuallererst an die Gesundheitsprüfung. Spielt die bei Ihren Lösungen eine Rolle?
Das ist ein interessanter Aspekt, mit dem wahrscheinlich schon viele Leute zu tun hatten. Es gibt Lösungen, die eigentlich eine Gesundheitsprüfung erfordern. Nehmen wir zum Beispiel die stationären Krankenzusatzversicherungen für privatärztliche Leistungen im Krankenhaus.
Im Rahmen einer betrieblichen Krankenversicherung kann diese ohne Gesundheitsprüfung auskommen und auch für laufende Versicherungsfälle gelten.
Weil es ein kollektives System ist kann der Arbeitgeber also einfach eine bestimmte Anzahl Arbeitnehmer versichern?
Er muss erst mal alle Mitarbeitenden versichern. Das besagt der allgemeine Gleichbehandlungsgrundsatz. Das klingt zunächst nach einer Einschränkung, beinhaltet aber auch Chancen. Es gibt neben dem allgemeinen Gleichbehandlungsgrundsatz auch die Möglichkeit, nach objektiven Kriterien zu unterscheiden. Ein mögliches Kriterium wäre dabei die Dauer der Betriebszugehörigkeit. Damit wird die Betriebstreue belohnt.
Das gilt auch für die betriebliche Altersversorgung. Der Arbeitgeber kann seine Beiträge in Abhängigkeit von der Betriebszugehörigkeit ausgestalten. In so einem Fall empfehle ich aber immer eine Versorgungsordnung beziehungsweise Betriebsvereinbarung als Rechtsgrundlage, die genau diese Parameter definiert und für Rechtssicherheit sorgt.
Ein sehr spannender Aspekt, gerade in Zeiten des Arbeitskräftemangels.
Ja, das wird in der Praxis auch sehr häufig umgesetzt. Hierzu ein Beispiel: Der Arbeitnehmer bekommt nach der Probezeit einen monatlichen Arbeitgeberbeitrag in der betrieblichen Altersversorgung von 50 Euro zugestanden. Nach fünf Jahren erhöht sich der Betrag auf 100 Euro, nach zehn Jahren auf 150 Euro.
Die Beiträge werden im Rahmen der gültigen Freigrenzen steuer- und sozialversicherungsfrei eingezahlt. Die Dauer der Betriebszugehörigkeit ist in den meisten Firmenversorgungswerken der Schlüssel für die Arbeitgeberleistungen. Dem Arbeitnehmer gibt das die Wertschätzung, die er sich für seine Arbeit und sein Engagement wünscht.
Gesundheit – das steht bei den Menschen an erster Stelle, wenn sie gefragt werden, was ihnen wichtig ist. Sie ist die Basis für weitere wichtige Werte, wie sozialen Aufstieg und die glückliche Partnerschaft. | Bilder: Kravag; Pixabay
Unterstützen das Versorgungswerk der Verkehrswirtschaft oder auch Sie als Versicherer die Unternehmen dabei, die Lösungen für Bewerber und Beschäftigte sichtbar und für Unternehmen das Handling einfach zu gestalten?
Sowohl von Seiten des Versorgungswerks der Verkehrswirtschaft, als auch unsererseits gibt es Marketingmaterialien und Lösungen. Wir bieten unserem Kunden neben eigenen Broschüren, die an sein Corporate Design angepasst sind, auch individualisierte Krankenversichertenkarten.
Außerdem erstellen wir Microsites zur Integration in den Internetauftritt, auf denen das betriebliche Versorgungswerk vorgestellt wird. Interessenten können sich so vorab über die Leistungen des Arbeitgebers informieren. Zu erwähnen ist auch die Leistungsabwicklung in der betrieblichen Krankenversicherung, da diese direkt zwischen uns und dem versicherten Arbeitnehmer stattfindet.
Hier gibt es unter anderem eine App-Lösung. Die Unternehmen erhalten einen Portalzugang und können die Vorsorge ihrer Mitarbeitenden mit wenig Aufwand direkt per Klick verwalten.
Kann ein Arbeitgeber mit zehn Angestellten das Versorgungswerk ebenso nutzen, wie einer mit 500? Oder gibt es da Unterschiede oder Hürden?
Die betriebliche Altersversorgung der Mobilitätsrente an sich steht ab dem ersten Mitarbeitenden zur Verfügung. Das war uns sehr wichtig. Was die jeweiligen Zusatzangebote in der betrieblichen Kranken- oder auch Unfallversicherung angeht, sind immer die jeweiligen tariflichen Regelungen zu beachten. Hier gibt es ebenso Lösungen für kleine, mittlere und große Unternehmen.
Wie sprechen Sie die Unternehmen denn an?
Die Ansprache des Unternehmens erfolgt im Regelfall über den betreuenden Firmenkundenberater, oder Unternehmen kommen aus Eigeninteresse auf ihren Berater zu. Wir bieten hierzu gemeinsam mit den Branchenverbänden Informationsveranstaltungen an. Dort kann sich der Unternehmer je nach Format virtuell zuschalten oder persönlich vor Ort informieren.
Erwarten Sie von so einem Versorgungswerk positive Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität der deutschen Transportwirtschaft?
Ich bin davon überzeugt, dass wir mit dem Versorgungswerk MobilitätsRente ein wirksames Instrument geschaffen haben, um unsere Transportwirtschaft und ihre Attraktivität am Arbeitsmarkt mit echten Mehrwerten zu stärken.
Das Interview führte Christine Harttmann.
Dieser Artikel erschien in der VISION Transport Ausgabe Sommer 2024
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