Smart und autonom

Mit Umstellung auf den modularen Querbaukasten tendiert der Caddy noch mehr Richtung Pkw. Erstmals gibt es den teilautomatisierten „Travel Assist“. Der TGI bleibt, Euro 6 ist obligatorisch. Außerdem sollen Mild- und Plug-in-Hybrid nach GTE-Vorbild kommen. Die Elektroversion mit ABT weiter auf Caddy IV.

 Bild: VWN/J. Reichel
Bild: VWN/J. Reichel
Johannes Reichel

Er ist besser als alle anderen“, klotzte VWN-Chef Thomas Sedran und sowieso „der smarteste Caddy, den es je gab“, sekundierte Vertriebschef Heinz-Jürgen Löw. Für die neue Generation, die bis Ende des Jahres auf den Markt kommt, wurde das in seiner Grundform seit 2003 unveränderte, 2015 zum Caddy IV geadelte Fahrzeug komplett neu entwickelt. Es basiert jetzt vollständig auf dem Modularen Querbaukasten (MQB) des Konzerns, wodurch zahlreiche Features aus dem Pkw-Bereich in das Fahrzeug einziehen können. Auch im Vorgänger teilte sich der Caddy allerdings schon den Vorderwagen und Teile der Plattform mit dem Pkw-Van Touran.

In erster Linie sollen aber Fahrdynamik und -komfort verbessert worden sein, dank der Umstellung auf eine längslenkergeführte, mit Schraubenfedern und Panhardstab kombinierte Starrachse statt dem blattgefederten Pendant hinten.Außerdem will der neue Caddy mehr Platz bieten: Er wuchs in der Breite um sechs, in der Länge um neun Zentimeter bei zwei Zentimeter weniger Höhe. Vor allem aber legte der Radstand dank MQB zu, um satte sieben Zentimeter. Daraus resultieren im Fall des Kastenwagens leicht gewachsene 3,3m³ Volumen bei der Standardversion, beim 4,85 Meter langen Maxi mit zugleich längerem Radstand sind es maximal vier Kubikmeter.

Endlich eine Palette quer

Allem voran beseitigen die Macher das Manko des Vorgängers und realisierten, auch dank kompakterem Hinterachsmoduls, mit 1,23 Meter genug Durchladebreite zwischen den Radkästen sowie eine entsprechend breitere Hecköffnung, um Europaletten in der Querverladung zu befördern. Die weiter verfügbare Maxivariante mit langem Radstand und Überhang bietet genug Ladelänge für die Palettenverladung vorne quer und hinten längs. Sogar seitlich soll dank einer Schiebetürbreite von 840 Millimetern die Verladung möglich sein, die bisher eher schmalen Schiebetüren öffnen auch in der Standardversion mit 700 Millimeter weiter. Als Kombi bietet der Caddy weiterhin bis zu sieben Sitzplätze, die Bestuhlung lässt sich für Mischnutzer klappen und leicht ausbauen, speziell in Reihe drei geht das bei einer ersten Probe schnell von der Hand.

Ebenfalls verbessern konnten die Ingenieure mit der Umstellung auf den MQB die Aerodynamik des Fahrzeugs, die jetzt bei einem cW-Wert von 0,30 statt vormals 0,33 liegt. Das dürfte auch dem Verbrauch bei höherem Tempo zugutekommen, der je nach Modell bis zu zwölf Prozent unter dem des Vorgängers liegen soll. Noch größer als beim CO2-Ausstoß soll der Fortschritt bei den NOx-Emissionen sein. Dank Twindosing-Verfahren – doppelter AdBlue-Einspritzung in zwei SCR-Katalysatoren – habe man den Stickoxidausstoß der beiden als erste verfügbare Dieselmotoren (75 und 90 kW) weiter senken können. Sämtliche Aggregate erfüllen die strengste Euro-6-Norm, die 2021 greift und verfügen über Rußpartikelfilter.

Weiterhin im Programm bleibt neben einem ebenfalls mit Partikelfilter ausgestatteten 1,5-Liter-Ottomotor mit 116 PS eine jetzt kraftvollere 1,5-Liter-TGI-Erdgasversion mit 130 PS, die generell das umweltfreundlichste konventionelle Aggregat im Antriebsportfolio darstellt.

Hybride beim Caddy V, Elektro als ABTCaddy IV

Die vollelektrische Antriebslösung in Kooperation mit ABT e-line wird es weiter geben, allerdings auf Basis des Vorgängermodells Caddy IV. Zu groß wäre sonst die Nähe zum vollelektrischen ID.Buzz Cargo auf MEB-Plattform, der 2022 kommen soll. Zudem will man zu einem späteren Zeitpunkt eine Plug-in-Hybrid-Variante à la Passat/Golf GTE auflegen. Gesetzt sind auch Mild-Hybrid-Varianten wie bei den Pkw der Marke, die mit 48-Volt-Startergenerator und kleiner Batterie im Citybetrieb auch schon ordentlich Sprit sparen sollen.

Gekoppelt werden die Motoren des Fronttrieblers an Sechs-Gang-Handschaltgetriebe sowie in der 90-kW-TDI-Version an ein Sieben-Gang-DSG-Getriebe, das über eine elektronische „Shift-by-Wire“-Technologie verfügt. Das soll den Komfort weiter erhöhen. Eine 4Motion-Allradversion wie beim Vorgänger folgt ebenfalls.

Vor allem im Bereich der Fahrerassistenzsysteme legt der neue Caddy dank MQB nochmal nach: Waren im Vorgänger schon Features wie Abstandstempomat (ACC), aktive Spurhaltung oder aktive City-Notbremse verfügbar, stockt der Hersteller jetzt sechs weitere Systeme mit einem umfangreichen, aus den Pkw bekannten „Travel Assist“ auf. Der geht einen weiteren Schritt in Richtung teilautomatisiertes Fahren und funktioniert jetzt über alle Geschwindigkeitsbereiche. Zudem ist nun die Stop-and-go-Funktionalität im ACC integriert, die bis zu 15 Sekunden lang das automatische Wiederanfahren ermöglicht.

Dabei wurde auch die Sensorik des neuen Multifunktionslenkrads verbessert, sodass Fehlmeldungen wirksam unterdrückt sein sollen. Neu ist auch der aus dem Crafter bekannte Trailer Assist, mit dem sich das Rangieren samt Anhänger per Dreh am Außenspiegelregler einfacher gestaltet. Auch den Querverkehrswarner samt Notbremse und den Spurwechselassistent, der gleichfalls in den Heckradar integriert ist, kennt man aus Crafter und T6.1 In Verbindung mit DSG und Travel Assist gibt es zudem eine aktive Notbremse, die bis zum Stillstand verzögert.

Voll vernetzt: Modem sorgt für Konnektivität

Im Cockpit ziehen wie auch schon in den jüngst neu vorgestellten Golf und Passat wahlweise Volldigitalinstrumente ein, die mit 6,5- oder 10-Zoll-Multimediasystemen gekoppelt werden können, jetzt auch kabellos. Ohne Kabel, per Induktion lässt sich optional auch das Handy laden. Als „Innovision Cockpit“ bezeichnet der Hersteller dabei die Kombination aus Digitalinstrument und 10-Zoll-Navi, die das oberste Ausstattungsniveau darstellt. Ein Modem namens OCU sorgt für permanente Verbindung an den Datenstrom, per eSIM können Caddy-Kunden die mobilen Dienste des Anbieters nutzen.

Hierbei staffelt der Hersteller nach drei Kategorien seines hauseigenen „We Connect“-Dienstes: Die Basis bildet der Zugriff auf Funktionen wie Notruf, Fahrzeugstatus, Türen oder Licht. Beim „Plus“-Paket kann man sich Gebiets- oder Tempobenachrichtigungen schicken lassen, Diebstahlwarnung, WLAN-Hotspot oder Standheizungssteuerung gehören ebenfalls dazu. Gewerbliche Kunden adressiert dann das „Fleet“-Paket mit Features wie digitales Fahrtenbuch/Tankbuch‚ Fahreffizienz, GPS-Ortung und Routenverlauf sowie Verbrauchsanalyse und Wartungsmanagement.

Digitale Zeiten ziehen auch für andere Grundfunktionen ein: Statt Drehschalter fürs Licht gibt es jetzt Touch-Oberflächen links neben dem Volant, ebenso für Sicht-, Audio- und Menüfunktionen. Auch durch die Heizungs- und Klimaregelung muss man sich jetzt wischen, was eine gewisse Zielgenauigkeit voraussetzt. Selbstverständlich wird ein schlüsselloses Öffnungs- und Start-System statt Zündschloss sowie eine obligate wie praktische elektrische Parkbremse. Wichtige Funktionen sollen sich per Direktzugriffstasten am zentralen Steuergerät schnell regeln lassen. Ebenfalls per Touch bedienbar sind die lichtstarken LED-Innenleuchten. Apropos: Auch außen strahlt der Caddy wahlweise mit LED-Hauptlicht sowie Rückleuchten kräftig und mit eigener „Signatur“ durch die Nacht. Johannes Reichel