Köpfe der Branche: VW Nutzfahrzeuge-Vertriebschef Lars Krause über die beste Bulli-Parade, die es je gab

Nicht einen, nein drei "Bullis" gibt es bald bei VW Nutzfahrzeuge: ID. Buzz, Transporter T7 und T7 Multivan. Der Vertriebs- und Marketingchef sieht zusammen mit dem Caddy und dem erneuerten Crafter ein lückenloses Angebot. Und kündigt den günstigen "Pure" auch für den Buzz Cargo als Elektro-Einstieg an, ab 43.000 Euro.

Bester Bulli aller Zeiten: Lars Krause ist bei Volkswagen Nutzfahrzeuge als Vertriebs- und Marketingvorstand für den Absatz zuständig. | Foto: VWN
Bester Bulli aller Zeiten: Lars Krause ist bei Volkswagen Nutzfahrzeuge als Vertriebs- und Marketingvorstand für den Absatz zuständig. | Foto: VWN
Johannes Reichel

Beim Heimspiel in Hannover ist VWN in allen Segmenten präsent: Beim Caddy, beim ID. Buzz Cargo, beim VW Transporter wie auch beim Crafter mit einer Modellpflege. Welche Neuheit ragt aus Ihrer Sicht heraus?

Lars Krause: Wir zeigen hier ja unsere komplett runderneuerte Produktpalette. Das jüngste Mitglied und damit auch für mich das Highlight bei uns auf dem Stand ist der neue Transporter, dessen Weltpremiere wir am Vorabend des Pressetages hier auf der IAA Transportation gefeiert haben.

Der Caddy kommt als Plug-in-Hybrid, aber nicht als reiner Stromer: Ist das die ideale Brücke und sind die Gewerbekunden wirklich noch nicht bereit für reine Stromer?

Doch, auf jeden Fall gibt es Kunden, die in diesem Segment elektrische Transporter nutzen. Wir sind mit dem ID. Buzz Cargo bereits erfolgreich in diesem Marktsegment unterwegs, da macht das Angebot eines vollelektrischen Caddy mit ähnlichen Werten für Laderaum und Zuladung wenig Sinn. Als Hybrid-Version ergänzt er daher perfekt unser Angebot für Gewerbekunden.

Beim ID. Buzz kommt mit dem 4Motion eine weitere Cargo-Variante, aber keine günstige Basis-Version wie bei den Pkw-Derivaten. Warum nicht und ist eine solche geplant?

Auch für den ID. Buzz Cargo ist nun die Pure-Variante mit 125 kW und einer Batteriekapazität von 59 kWh verfügbar, wie auch bei den Pkw-Versionen. Dieser markiert mit 42.710 EUR (netto) jetzt das neue Einstiegsangebot in die Baureihe. Die Reichweite liegt bei 335 Kilometern und die Zuladung bei 736 Kilogramm. Zudem haben wir bei der Pro-Version nicht nur Leistung und Reichweite, sondern auch das zulässige Gesamtgewicht auf 3150 kg erhöht.

Der neuen VW Transporter „T7“, Arbeitstitel „Nutz“ ist gemeinsam mit Ford entstanden. Konnten Sie genug VW-DNA einbringen und ist der T7 ein „echter“ Transporter geworden. Wie sortiert er sich im VW-Portfolio ein?

Wir haben, wie zuvor bereits erfolgreich beim Amarok gezeigt, maßgeblich Einfluss auf die Eigenständigkeit des Fahrzeugs genommen. Das ist ein echter Volkswagen Transporter. Und wir haben zudem sogar ein noch größeres Angebot als zuvor. Aus „einer für alles“ wird mit der Einführung des New Transporter nun „für jeden den Richtigen“: Aus dem einen Allrounder, dem klassischen „T“ wurden der vollelektrische ID. Buzz, der flexible Multivan und nun der neue Transporter als das echte Nutzfahrzeug im Trio.

Die Neuausrichtung des VWN-Angebots im Bulli-Segment ist damit jetzt abgeschlossen. Das ist das beste Angebot, das wir je hatten.
 

Wie differenziert sich der T7 vom technisch verwandten Ford-Geschwister? Es ist ja etwa eine kleinere Akku-Version vom BEV-Modell angekündigt, ebenso drei Motorvarianten.

Der New Transporter trägt das Design und die Heritage des Volkswagen Transporter weiter fort. Außerdem kann der Kunde auf unser Handels- und Servicenetz mit Diensten und Paketen und hoher Kundenzufriedenheit vertrauen. Der New Transporter verfügt über ein klares eigenständiges Design, sowohl beim Exterieur als auch im Interieur. Dazu gehören: Schalttafel, Innentrims, Sitzbezüge, Farben und VW typische Infotainment Darstellung und Bedienung. Der Transporter als Doppelkabine, den wir ebenfalls auf der IAA Transportation zeigen, wird als exklusive Variante in diesem Segment seine besondere Rolle fortführen – da haben wir ein einmaliges Angebot.

Beim T7 heißt es ein Modell, drei Antriebe: Diesel, PHEV und BEV. Wie ist Ihre Prognose im Modellsplit?

Bereits heute gibt es eine signifikante Nachfrage nach BEV. Für bestimmte Anwendungsfälle wie hohe Anhänge- und Nutzlasten oder Langstrecke wird es während der Produktionszeit des New Transporter aber auch eine anhaltende Nachfrage nach Dieselantrieben geben. Der PHEV wird zu einem späteren Zeitpunkt einsetzen und voraussichtlich vorrangig im städtischen Umfeld mit Einfahrbeschränkungen für den Personentransport zum Einsatz kommen. Wichtig ist uns, dass wir unseren Gewerbekunden das individuell richtige Angebot machen können. Das löst der neue Transporter absolut ein.

Der VW Crafter kommt nochmal mit einem gründlichen elektronischen Update, in Sachen Konnektivität und Assistenz. Nur eine Elektroversion fehlt. Wie sehr schmerzt die Lücke und wann wird sie geschlossen?

Der Crafter ist nach meiner Meinung nach wie vor das beste Modell in seiner Klasse. Er ist extrem gelungen, seine Form ist zeitlos. Seine Funktionalität überragend. Der Markt spiegelt uns derzeit keine große Nachfrage nach vollelektrischen Transportern im C-Segment wider.

Nichtsdestotrotz arbeiten wir bereits an einem neuen E-Crafter und werden mit diesem unsere Transformation vorantreiben.

Transporter erleben einen ungeahnten Boom, während das Pkw-Segment eher stagniert oder zurückgeht. Steigt damit auch die Wertschätzung für die „Nutzis“ im Konzern?

Im Transporter-Segment passiert gerade sehr viel, und wir freuen uns, mit einem komplett modernisierten Modellprogramm und der nun kompletten Bulli-Baureihe – mit Multivan, ID. Buzz und New Transporter – den Kunden ein Produkt-Portfolio anbieten zu können, dass es in diesem Umfang bei Volkswagen Nutzfahrzeuge bisher so nicht gegeben hat.

Mit dem Autonomen Fahren hat man ein wichtiges Element zukünftiger Mobilität in Hannoveraner Verantwortung. Wie geht es hier voran und wann rollen erste autonome Buzz-Shuttles?

Bereits seit 2021 testen wir unsere autonomen ID. Buzz Prototypen auf der Teststrecke sowie auf öffentlichen Straßen in den unterschiedlichsten Verkehrssituationen. Auch in diesem Jahr sind wir in unseren zukünftigen Anwendungsbereichen innerhalb der gewerblichen Fahrzeugnutzung auf den Straßen unterwegs und laden immer wieder Medien und Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Politik ein, die Technologie zu erleben. Im nächsten Schritt testen wir schwerpunktmäßig die Beförderung von Testkunden, die ihre Fahrt – wie heute bereits bei MOIA möglich – dann ebenfalls per App buchen können.

Gerade weil Transporter gefragt sind, steigt der Wettbewerb, nicht nur aus China wie Maxus, LEVC oder BYD, sondern auch aus Korea wie Kia drängen neue Wettbewerber auf’s Feld, die alle das Rad neu erfinden wollen. Beunruhigt Sie das und wie halten Sie dagegen?

Wir beobachten den Wettbewerb intensiv. Grundsätzlich nehmen wir den wachsenden internationalen Wettbewerb, auch aus China, selbstbewusst an und sehen diesen als Chance - dies kommt auch unseren Kunden zugute. Mit dem Produkt- und Serviceangebot, dass wir jetzt haben, werden wir uns im Wettbewerb gut behaupten.