IAA TRANSPORTATION 2022: Cenntro erweitert Portfolio um E-Vans und E-Kühlkoffer

Der US-Hersteller überrascht auf der Messe mit zwei komplett neuen E-Vans, ein N1-Modell und ein Cityvan und sieht zudem mit dem Antric One Cargobike sein Portfolio ergänzt. Premiere feiert auch ein unabhängiger elektrischer Kühlaufbau, wahlweise mit Solarstromversorgung.

Klein und Groß, Hauptsache elektrisch: Der US-Hersteller Cenntro gibt weiter Strom und baut sein Portfolio rasch aus. | Foto: J. Reichel
Klein und Groß, Hauptsache elektrisch: Der US-Hersteller Cenntro gibt weiter Strom und baut sein Portfolio rasch aus. | Foto: J. Reichel
Johannes Reichel

Der US-Leichtelektrofahrzeugspezialist Cenntro hat zur IAA sein Portfolio weiter abgerundet und um den großen E-Transporter LS260 sowie den elektrischen Kleinsttransporter LS100 erweitert. Mit dem LS 260 dringt man dabei in die Lücke zum bisher nur in den USA erhältlichen, elektrischen Großraumtransporter LS400 vor und launcht ein Fahrzeug im klassischen N1-Segment.

Der E-Van bietet bei einer Länge von 5,50 Metern, einer Breite von 1,85 Metern und einer Höhe von 2 Metern eine Ladekapazität von 7,5 Kubikmetern, zwei seitliche Ladetüren und bequeme Hecktüren mit einer Ladeöffnung von bis zu 270°. Zusammen mit einer Nutzlast von rund 1.280 Kilogramm und einer Reichweite bis zu 270 Kilometern aus einer nur 43,5 kWh großen Batterie soll der dank Alu-Karosserie recht leichte E-Van eine hohe Effizienz bieten und ein breites Einsatzspektrum im Handwerk, bei Kurier-, Express- und Paketdiensten, für Logistiklösungen und im Facility Management ansprechen, wie es heißt.

„Der Logistar 260 rundet die Nutzfahrzeugpalette von Cenntro ab und bietet Flotten und Unternehmen die beste EV-Technologie ihrer Klasse, die die anspruchsvollsten Einsatzbereiche abdeckt“, sagt Peter Wang, Chairman und Chief Executive Officer von Cenntro bei der Pressekonferenz auf der IAA.

Der große Cenntro-Stromer soll 2023 kommen

Die ersten Auslieferungen des vollelektrischen Nutzfahrzeugs seien für das erste Quartal 2023 in Europa geplant, gefolgt von Markteinführungen in Asien, der Karibik und Südamerika. Aktuell durchläuft das Fahrzeug die Homologationstests in der EU. Man gehe aber davon aus, dass der Logistar 260 alle Normen und Anforderungen erfülle und damit spätestens Ende 2022 die EU-Typgenehmigung erhalte, so die Hoffnung. Möglicherweise erhält der Van für Europa auch noch eine andere Lösung als die gewaltige Seitenklappe, die das Handling in engen Stadtstraßen deutlich erschweren dürfte.

Hersteller schließt weitere Lücken

Dagegen hat der kleinere E-Van LS100, der von der Form an den früheren Opel Agila/Suzuki WagonR erinnert  alle Homologationstests abgeschlossen und erhielt die EU-Typgenehmigung für den Verkauf in allen 27 EU-Mitgliedstaaten und anderen Ländern, die die EU-Standards übernehmen. Mit einer Reichweite von 120 Kilometern, einer Nutzlast von 525 Kilogramm und einem Ladevolumen von zwei Kubikmetern soll der kleine Stromvan ein vielseitiger, kompakter, leichter Transporter speziell für Anwendungen im gewerblichen Bereich sein. Dem ersten Eindruck nach ist vor allem die Übersicht sehr gut, der Zustieg gelingt leicht, der Zugang zum Laderaum durch eine enge seitliche Klapptür und die Heckklappe weniger gut.

„Unser Ziel ist es, unseren Kunden anpassungsfähige Elektrofahrzeuge anzubieten, die den Anforderungen der unterschiedlichen Industrien und Anwendungsbereiche gerecht werden“, wirbt Gregory Hancke, Senior Vice President Operations von Cenntro Automotive Europe.

Erster unabhängiger Elektro-Kühlaufbau

Auf der IAA Transportation ist die gesamt Produktpalette von Cenntro zu sehen. Das umfasst den in Herne gefertigten LEV-Elektrotransporter Metro (vormals Tropos Able), den größeren Logistar 200 sowie den Logistar 400 Truck (Klasse 4), der zum ersten Mal außerhalb der USA gezeigt wird. Für die urbanen Transportspezialisten Metro und Logistar 200 präsentiert das Unternehmen zudem neue Aufbauten, die mit innovativen Lösungen aufwarten. Allen voran zeigte man den nach eigenen Angaben weltweit ersten unabhängigen elektrischen Kühlaufbau.

Traktionsbatterie bleibt unbehelligt

Die Lösung ist für emissionsfreie Tiefkühl- und Frischetransporte im urbanen Raum gedacht und für den Logistar 200 und Metro erhältlich. Die Lieferzeiten lägen nur zwischen neun und zwölf Wochen, wirbt der Hersteller. Dank integrierter Kühlanlage und eigener Batterie funktioniere die Temperaturführung des innovativen Aufbaus unabhängig davon, ob der Transporter fährt oder steht. Zudem habe die Kühlung keinen Einfluss auf die Traktionsbatterie des Fahrzeugs und damit auf die Reichweite. Für den LS 200 Transporter und LS 200 Cargo steht der Kühlaufbau CT F3 zur Verfügung, der mit einem autonomen 48V-Lithium-Batteriepaket mit 10 kW Leistung ausgestattet ist. Für den kompakten Elektrotransporter Metro kommt der CT U2 mit autonomem 24V Lithium-Batteriepaket mit 5,5 kW zum Einsatz.

Solarpanel spart bis 40 Prozent Akku-Kapazität

Bei beiden ist der Temperaturbereich auf bis zu minus 20 Grad in der Tiefkühlung und auf bis zu plus 25 Grad im Frischedienst ausgelegt. Abhängig von den Betriebsbedingungen ließen sich die transportierten Waren zwischen sechs und acht Stunden bei konstanter Temperatur kühlen. Mit dem optionalen Schnellladegerät soll der Aufbau nach vier Stunden einsatzfähig sein, mit dem serienmäßigen Ladegerät beträgt die Ladezeit sieben Stunden. Die externe Batterie der Kühleinheit kann parallel geladen werden und gleichzeitig den Laderaum vorkühlen. Das Dach des Kühlkoffers lässt sich optional mit flexiblen Solarzellen aufrüsten. Das können bis zu 40 Prozent der Batteriekapazität durch Erneuerbare Energien gespeist werden. Auch ein Mehrkammeraufbau mit unterschiedlichen Temperaturzonen sei möglich.

„Nachhaltige Citylogistik benötigt einen Mix von Maßnahmen, der über die Antriebstechnik hinaus geht. Mit unserem Ökosystem bestehend aus elektrischen Nutzfahrzeugen und innovativen Aufbauten werden wir den Anforderungen unterschiedlicher Branchen gerecht", wirbt Alain van Münster, Vice President Sales EMEA für die Aufbauten.

Abgerundet wird die Präsentation in Hannover durch das Antric One Cargobike, ein Start-up ebenfalls aus Bochum, an dem sich Cenntro vor kurzem mit einem Invest beteiligt hat. Das E-Lastenbike mit vier Rädern nutzt ein innovatives Rollwagen-System in Kombination mit einer niedrigen Ladefläche und war auch ein Kandidat beim "International Cargobike of the Year"-Award. Messebesucher können das Antric One im Rahmen einer Probefahrt noch bis zum 25.09. im Lastenrad-Parcours auf dem Freigelände am Stand CB90 testen.

Halle 13, Stand E51 sowie auf dem Freigelände, Stand L51.