Köpfe der Branche: Interview mit Euroshell-Geschäftsführer Sönke Kleymann

Euroshell ist auf der diesjährigen IAA Transportation mit einem eigenen, großen Stand vertreten. Geschäftsführer Sönke Kleymann hat der Zeitung Transport berichtet, was dort auf die Besucher wartet und wieso er im Fernverkehr auf LNG und Bio-LNG setzt, dabei aber auch die Dieselkunden nicht aus den Augen verliert.

Sönke Kleymann, Geschäftsführer Euroshell, sagt: "Jeder Dieselkunde ist bei uns herzlich willkommen". (Bild: Euroshell)
Sönke Kleymann, Geschäftsführer Euroshell, sagt: "Jeder Dieselkunde ist bei uns herzlich willkommen". (Bild: Euroshell)
Nadine Bradl

Transport: Shell zählt ja zu den IAA-Neuzugängen. Wie kommt es, dass Sie sich für die Messe entschieden haben?

Sönke Kleymann: Als Neuzugang würde ich uns nicht bezeichnen, wir waren in den letzten Jahren bereits vertreten. 2018 beispielsweise haben wir gemeinsam mit IVECO eine „Low Emission Area“ auf der IAA gestaltet. In diesem Jahr sind wir mit einem eigenen, großen Stand in Halle H12, Stand C57, vertreten. Die IAA ist eine wichtige Plattform für die Zukunft der Nutzfahrzeugindustrie und wir nutzen die Messe in zwei Richtungen: Um uns selbst ein Bild der Innovationen, zukunftsweisenden Entwicklungen und Technologietrends zu machen. Darüber hinaus möchten wir zeigen, was Shell hinsichtlich Dekarbonisierung im Schwerlastverkehr entwickelt und bereits auf die Straße gebracht hat.

Schwerpunktthema ihres Auftritts ist die Dekarbonisierung. Ist das auch das wichtigste Thema bei Shell zurzeit?

Definitiv. Der Schwerlastverkehr trägt einen großen Anteil des CO2-Ausstoßes. Wir wollen helfen, diesen Ausstoß reduzieren, in dem wir alternative Energielösungen anbieten: LNG, Bio-LNG, Wasserstoff oder auch Depot-Ladelösungen für E-Lkw sowie Services wie Telematik, zahlen auf die Dekarbonisierung ein und sind wichtige Bausteine, um die Emissionen zu senken.

Was werden Sie den Besuchern der IAA zeigen?

Alles, was wir bereits an alternativen Energielösungen im Portfolio haben und wie wir Kunden dabei helfen können, ihren CO2-Fussabdruck zu verringern. Und wir freuen uns, dass wir das nach über zwei Jahren coronabedingter Pause endlich wieder persönlich tun können. Zu allen Themen haben wir Expertinnen und Experten vor Ort, die unseren Shell Card Kunden – und denen, die es noch werden möchten – alle Fragen beantworten und sie beraten. Und das in gemütlicher Atmosphäre und – wer möchte – bei einem guten Kaffee.

Über LNG/Bio LNG und Elektro wird gerade im Güterkraftverkehr heftig diskutiert. Wo geht ihrer Meinung nach die Reise hin? (Insbesondere auch im Fernverkehr)

Für den Fernverkehr sind LNG und BioLNG die passende Lösung. Die Infrastruktur ist flächendeckend verfügbar, die Technik ausgereift. Bereits über 30 Shell LNG-Stationen sind deutschlandweit in Betrieb und weitere befinden sich im Bau. Zudem werden wir in 2023 mit Inbetriebnahme unserer Gasverflüssigungsanlage in Köln Godorf auch BioLNG produzieren können.

Für den regionalen und innerstädtischen Verkehr kann heute schon der Einsatz von E-Lkw eine emissionsarme Alternative sein. Wir bieten bereits Depot-Ladelösungen an, die sich vor allem dann gut eignen, wenn die Fahrzeuge regelmäßig feste Routen fahren. Zudem sind wir Partner im H2Accelerate Konsortium, das sich den gemeinsamen Aufbau einer pan-europäischen Wasserstoffinfrastruktur für den Schwerlastverkehr zum Ziel gesetzt hat. Parallel dazu arbeiten wir im Rahmen des Next Mobility Accelerator Consortium mit der Paul Group und MaierKorduletsch daran, Kunden ein schlüsselfertiges Angebot inklusive Fahrzeug und Services sowie Betankungspunkte für Wasserstoff anzubieten. Und: kürzlich haben wir uns mit der Schaltbau Holding AG über die vollständige Übernahme der SBRS GmbH verständigt. Die SBRS GmbH ist ein führender Anbieter von Ladeinfrastrukturlösungen für kommerzielle Elektrofahrzeuge einschließlich E-Bussen, E-Lkw und E-Vans. Diese Akquisition ist für Shell ein weiterer Schritt auf dem Weg einer der größten Anbieter von E-Mobilitätlösungen weltweit zu werden.

Was sind ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen in Bezug auf Alternative Antriebe?

Derzeit belasten hohen Energiekosten die gesamte Branche und gerade bei LNG hinterfragen viele Branchenvertreter die Entscheidung, frühzeitig auf eine Alternative gesetzt zu haben, da der Kostendruck im Vergleich zum Dieselfahrzeug nicht mehr im Verhältnis steht. Aber genau diese Probleme gilt es gemeinsam im Dialog mit Speditionen, Verbänden und Politik zu erörtern und Lösungen zu finden. Das ist nicht immer einfach. Aber wir stehen hinter dem Ziel der Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs und stehen beratend zur Seite, wenn Unternehmen ihren Fuhrpark umstellen wollen. Denn uns ist bewusst, wie groß der Druck ist, mehr Alternativen in den Markt zu bringen, um das Angebot auszubauen und die Umstellung wieder attraktiver zu machen. Dies sind die größten Herausforderungen, die wir zu meistern haben.

Wie versucht Shell diesen zu begegnen?

Wir entwickeln Produkte, Lösungen und digitale Services, die den Weg zur Dekarbonisierung ebnen. Wir beraten umfassend, um jedem Kunden ein für seinen Fuhrpark passendes Angebot zu machen. Darüber hinaus investieren wir in die Infrastruktur für alternative Kraftstoffe, denn nur dadurch können wir diese Antriebe auf die Straße bringen und das Henne-Ei-Prinzip vermeiden.

Und am Ende möchte ich eins ganz klar sagen: Auch wenn Dekarbonisierung das Zukunftsthema ist, um das wir uns intensiv kümmern, sind wir natürlich nach wie vor im Dieselgeschäft führend unterwegs. Jeder Dieselkunde ist bei uns herzlich willkommen. Und alle Services und digitalen Lösungen helfen natürlich auch den Dieselkunden. Nur der Kunde entscheidet, wann und wie er für sich die Erfordernisse aus der Dekarbonisierung umsetzt. Dabei unterstützen wir gern.