Dekarbonsierung: Clever sauber und flüsterleise - eSprinter Pharma

Von vielen unterschätzt, jedoch für die Dekarbonsierung von Städten sehr relevant: die Transportkühlung. Denn ob Lebensmittel, Medikamente oder Impfstoffe – viele Transporte müssen auf Temperatur gehalten werden. Daher lässt sich mit emissionsfreier Transportkältetechnologie viel CO2 einsparen, und zwar leichter als gedacht.

 

ür die Belieferung im urbanen Raum  wichtig: temperaturgeführte Transporte  und ihre (Lärm)-Emissionen
ür die Belieferung im urbanen Raum wichtig: temperaturgeführte Transporte und ihre (Lärm)-Emissionen
Redaktion (allg.)

Es mag überraschen, aber Transportkältetechnologien bergen enormes Potenzial zur Dekarbonisierung unserer europäischen Städte. Während die Autohersteller auf die Elektrifizierung hinarbeiten, findet eine weitere, weniger bekannte Revolution statt – Innovationen in der Transportkühlung, die bereits heute die CO2-Emissionen der Transporter und Lkw reduzieren, die Lebensmittel, Medikamente, Impfstoffe und andere wichtige Fracht transportieren. Die führenden Innovatoren in diesem Bereich haben es sich zur Aufgabe gemacht, die emissionsfreie Transportkühlung der Zukunft zu ermöglichen.

Lkw, Linien- und Reisebusse sind für etwa ein Viertel der CO2-Emissionen des Straßenverkehrs in der EU und für etwa sechs Prozent der gesamten EU-Emissionen verantwortlich. Es wurde und wird viel Energie darauf verwendet, elektrisch betriebene Pkw in den Markt zu bringen und erschwinglich zu machen. Damit will man die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern. Auch arbeitet Europa bereits an einem Verkaufsverbot für Benzin- oder Diesel-Pkw bis 2035. 

Eine übersehene Tatsache ist jedoch, dass der Transport von Fracht, einschließlich Kühltransportern und Lastwagen, in der gesamten Region zunimmt. Laut Daten von Eurostat waren im Jahr 2020 insgesamt 3,9 Millionen Lkw in der EU angemeldet. Unter den Mitgliedsstaaten verfügte Polen im Jahr 2020 mit 18,3 Prozent der EU-Flotte über den größten Bestand an Lkw und Deutschland mit 14,3 Prozent über die zweitgrößte Flotte.

Innovationen entwickeln

Viele dieser schweren Fahrzeuge sind temperaturgeregelte Kühlfahrzeuge und bilden die sogenannte Kühlkette – wesentlich für die europäische Wirtschaft beim Transport kritischer Güter wie lebensrettende Medikamente, frische und gefrorene Lebensmittel und Impfstoffe. Doch jene (gekühlten) Fahrzeuge, die noch nicht elektrifiziert sind, tragen mitunter am stärksten zu den Emissionen in der Region bei.

Jedoch schreiten die Innovationen zur Dekarbonisierung der Kühlkette schnell voran und die Branche erreicht dadurch eine messbare Verringerung der CO2-Emissionen. Tatsächlich entwickeln sich die nachhaltigen Innovationen für die Transportkühlung schneller als Elektrofahrzeuge. Die Umstellung von Automobilfabriken auf die Produktion von Elektrofahrzeugen erfordert enorme Investitionen und Zeit. Im Gegensatz dazu gibt es bereits kohlenstoffarme Technologien für die Transportkühlung von Fahrzeugen, die mit praktisch jeder Kraftstoffquelle betrieben werden.

Bei herkömmlichen Kühlaggregaten erfolgt der Antrieb unabhängig vom Motor des Fahrzeugs. Selbst wenn sie in einem Elektrofahrzeug genutzt werden, sind diese Kältemaschinen typischerweise für die Stromversorgung auf einen separaten Diesel- oder Benzingenerator angewiesen, damit sie die Kühlfracht vor dem Verderben bewahren können. Heute gibt es Technologien, die diese Emissionen vollständig vermeiden, und die Branche ist auf den Übergang zum komplett elektrischen Güterverkehr auf europäischen Straßen vorbereitet.

In Deutschland hat Mercedes-Benz in Zusammenarbeit mit Thermo King den eSprinter Pharma entwickelt, den ersten vollelektrischen Mercedes-Transporter für pharmazeutische Produkte. Die Kombination aus E-200, Anschluss an das Bordnetz des Fahrzeugs und der Lithium-Ionen-Batterie sorgt für eine manuell einstellbare, konstante Temperatur selbst dann, wenn der Fahrer zur Warenauslieferung anhalten muss. Auch nach der Türöffnung stellt das Regelsystem sicher, dass die Temperatur schnell wieder abgesenkt wird.

Da die Menschen versuchen, vor Ort einzukaufen, werden die gekühlten Lebensmittel oft in Stadt- und Wohngebieten angeliefert. Da ist es von Vorteil, dass elektrifizierte Kältemaschinen deutlich leiser sind als nicht elektrifizierte Maschinen. Wegen der merklich geringeren Lärmbelästigung ist ein unterbrechungsfreier Lieferbetrieb bei Tag und bei Nacht möglich. Die Elektrifizierung von Kühlfahrzeugen führt außerdem dazu, dass die Temperaturregelung konsistenter ist. Daher verderben weniger Lebensmittel auf dem Weg vom Erzeuger bis zum Geschäft. Auch das trägt zur Nachhaltigkeit bei, denn immerhin verursacht der Verderb von Lebensmitteln heute etwa zehn Prozent der jährlichen globalen Kohlendioxidemissionen.

Wie einfach die Elektrifizierung ihrer Kühlfahrzeuge ist und welche Vorteile sie bringt, haben einige namhafte Unternehmen bereits überzeugt. Tesco, der größte Einzelhändler im Vereinigten Königreich (UK) und einer der weltweit führenden internationalen Einzelhändler, hat seit 2020 mehr als 30 neue vollelektrische Kühltransporter in Betrieb genommen. Die Transporter sind mit E-200-Maschinen von Thermo King ausgestattet. Die neuen Fahrzeuge bilden eine emissionsfreie Flotte für die möglichst nachhaltige und umweltfreundliche Anlieferung von Lebensmitteln und anderen Waren nach Hause zum Verbraucher. 

Emissionen halbieren

100 Millionen US-Dollar hat Thermo King bereitgestellt, um bis 2023 in EMEA ein vollelektrisches Produkt in jedem Segment der Kühlkette zu entwickeln. Es umfasst mit der Marke Evolve elektrische Kühllösungen für Lkw, Trailer, Schienen-, Luft- und Seetransport. Dass Emissionen der Produkte in den nächsten zehn Jahren halbiert und die Kundenemissionen um eine Milliarde Tonnen reduziert werden sollen, zahlt auch auf die Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens für 2030 ein.

Um die Einführung all dieser Innovationen zu beschleunigen und einen Weg für die vollständige Elektrifizierung von Fahrzeugen in der Transportkühlung zu ebnen, wird es notwendig sein, dass Staat und Industrie zusammenarbeiten. Und während wir uns dem UNFCCC-Ziel von Netto-Null-CO2-Emissionen weltweit bis 2050 nähern, wird die Elektrifizierung von Lkw und Transportern einen großen Beitrag zu diesem Ziel leisten.