Elektrifizierung: Daimler Trucks wird konkret und zeigt Fuel-Cell-Konzept

Im Beisein von Minister Scheuer skizziert der Hersteller seine Pläne und gießt die Vision Future Truck 2025 in die neue Form des Fuel-Cell-Konzepts GenH2. Auch ein Akku-Truck für den Fernverkehr kommt.

Politik am Zug: Daimler-Chef Martin Daum sieht die Politik, allen voran Bundesverkehrsminister in der Pflicht, die richtigen Rahmenbedingungen für Fuel-Cell-Lkw wie den GenH2-Truck zu setzen. | Foto: Daimler
Politik am Zug: Daimler-Chef Martin Daum sieht die Politik, allen voran Bundesverkehrsminister in der Pflicht, die richtigen Rahmenbedingungen für Fuel-Cell-Lkw wie den GenH2-Truck zu setzen. | Foto: Daimler
Johannes Reichel

Der Lkw-Hersteller Daimler Trucks hat im Beisein von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) seine Technologiestrategie zur Elektrifizierung präsentiert, die vom urbanen Verteilereinsatz bis zum internationalen Fernverkehr reichen soll. Im Fokus der Veranstaltung stand die Technologie für wasserstoffbasierte Brennstoffzellen-Lkw für das Fernverkehrssegment. Den Anfang in Sachen Brennstoffzellenantrieb macht der Mercedes-Benz GenH2 Truck, der seine "Weltpremiere als Konzeptfahrzeug" feierte, wie es hieß. Er erinnert stark an den erstmals 2014 präsentierten Future Truck 2025 und basiert auf dem aktuellen Fernverkehrsmodell Actros. Mit dem GenH2-Truck zeige man erstmals, welche konkreten Technologien der Hersteller vorsieht, um mit schweren Lkw flexible und anspruchsvolle Fernverkehrseinsätze mit Reichweiten von bis zu 1.000 Kilometer und mehr mit einer Tankfüllung fahren können, skizzierte der Hersteller weiter.

Flüssig statt Gas: Energiedichte auf Level eines Diesel

Bis das Fahrzeug in den Kundeneinsatz rollt, dauert es allerdings noch etwas. Daimler plant den Beginn der Kundenerprobung für das Jahr 2023, der Serienstart soll in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts folgen, wie bereits kommuniziert worden war. Die Leistungsfähigkeit des Fahrzeugs soll dabei dank des Einsatzes von flüssigem anstatt gasförmigem Wasserstoff aufgrund der deutlich höheren Energiedichte gleichauf mit der eines vergleichbaren konventionellen Diesel-Lkw liegen.
 

Zudem gab man zum ersten Mal einen Ausblick auf einen rein batterie­elektrisch angetriebenen Fernverkehrs-Lkw gegeben, dem man durchaus auch auf der Agenda hat und der stringent Mercedes-Benz eActros LongHaul heißt. Er soll regelmäßige Fahrten auf planbaren Routen energieeffizient abdecken. Hier plant man die Serienreife für das Jahr 2024. Seine Reichweite mit einer Batterieaufladung ist mit etwa 500 Kilometer avisiert.

Mit dem bereits im Jahr 2018 vorgestellten Mercedes-Benz eActros für den Verteilerverkehr, der derzeit noch von Kunden im Transportalltag getestet wird, stehe zudem ab dem kommenden Jahr ein rein batterieelektrischer schwerer Lkw in den Startlöchern zur Serie. Die Reichweite des eActros mit einer Batterieaufladung werde die des Prototyps von rund 200 Kilometer deutlich übertreffen, so das Versprechen.

Plattformarchitektur soll Skaleneffekte ermöglichen

Die Basis aller elektrifizierten Trucks der Marke bildet der sogenannte ePowertrain. Der soll als neue weltweite modulare Plattformarchitektur fungieren, sowohl für rein batterieelektrisch oder per wasserstoffbasierter Brennstoffzelle angetriebene Trucks. Er soll sich durch hohe Leistung, Effizienz und Langlebigkeit auszeichnen. Mit Hilfe dieses Baukastens hofft man, über alle Fahrzeuge und Märkte hinweg Synergie- und Skaleneffekte zu erzielen. Mit dieser Kombination könne man je nach Anwendungsfall die besten Fahrzeug-Optionen anbieten.

Das Fahrzeug soll hinsichtlich Zugkraft, Reichweite und Leistungsfähigkeit auf dem Niveau eines Diesel-Lkw fahren. So soll der Fuel-Cell-Truck in seiner Serienvariante bei 40 Tonnen Gesamtgewicht eine Zuladung von 25 Tonnen bieten. Zwei spezielle Flüssig­wasserstofftanks sowie ein leistungsfähiges Brennstoffzellensystem sollen die Zuladung und die Reichweite ermöglichen.

Flüssig bleiben: H2 mit höherer Energiedichte

Die Schwaben präferieren flüssigen Wasserstoff (LH2), da der Energieträger in diesem Aggregatzustand im Gegensatz zu gasförmigem Wasserstoff eine deutlich höhere Energie­dichte in Bezug auf das Volumen aufweise. Ein solcher Brennstoffzellen-Lkw komme mit wesentlich kleineren und aufgrund des geringeren Drucks auch erheblich leichteren Tanks aus. Dies wiederum erlaube einen größeren Laderaum und ein höheres Zuladungsgewicht der Lkw. Gleichzeitig könne mehr Wasserstoff getankt werden, was die Reichweite deutlich vergrößert.

"Wirklich lokal neutrale Technologien"

Man verfolge die Vision eines CO2-neutralen Transports und konzentriere sich auf "die wirklich lokal CO2-neutralen Technologien Batterie und wasser­stoffbasierte Brennstoffzelle". Diese böten auch auf lange Sicht das Potenzial, sich am Markt durchzusetzen, glaubt Martin Daum, Vorsitzender des Vorstands der Daimler Truck AG und Mitglied des Vorstands der Daimler AG. 

"Je leichter die Ladung und je kürzer die Distanz, desto eher wird die Batterie zum Einsatz kommen. Je schwerer die Ladung und je länger die Distanz, desto eher wird die Brennstoffzelle das Mittel der Wahl sein", skizzierte Daum weiter. 

Er spielte den Ball dann weiter. Man habe nun die zentralen technologischen Spezifikationen der E-Lkw dargelegt. Nun liege es an der "Politik sowie weiteren Akteuren und der Gesellschaft insgesamt, die richtigen Rahmenbedingungen auf den Weg zu bringen", meinte Daum weiter.

„Wir brauchen CO2-freie Lkw auf unseren Straßen. Deshalb fördern wir schon seit über zehn Jahren Wasserstoff im Verkehr – aktuell zum Beispiel das heute präsentierte Konzeptfahrzeug. Dafür wollen wir unter anderem die Fahrzeugförderung noch deutlich ausweiten“, erklärte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU).