Bei der Dakar 2019 in Action

Foto: Red Bull Contentpool
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Redaktion (allg.)

Die 41. Ausgabe der härtesten Marathonrallye bot den Teilnehmern einiges Neues. Erstmals fand der Wüstenklassiker Rallye Dakar in nur einem Land statt: Peru. Wer bei der auf 10 Wertungstage und rund 5.000 Kilometer – davon knapp 3.000 Kilometer als gezeitete Wertungsprüfungen – gekürzten 2019er Ausgabe einen Wettbewerb im Schongang erwartete, wurde eines Besseren belehrt. Der Veranstalter ASO sorgte für eine sehr anspruchsvolle und selektive Rallye, die tiefen und feinen Pulversand, felsige Geröllpisten und hohe Dünenpassagen aufwiesen.

Wer bisher aus der Wertung ausgefallen war, der konnte die Heimfahrt antreten. Dieses Jahr bekamen die Gestrauchelten in der Auto-, und LKW-Klasse, die ihr Rallyegerät wieder reparieren konnten, eine zweite Chance. Außerhalb der regulären Wertung durften sie nach dem Ruhetag die Rallye erneut in Angriff nehmen. In der Truckklasse meldete sich nach einem Jahr Dakar-Abstinenz Teamchef und Toppilot Gerard de Rooy zurück. Mit insgesamt vier IVECO-Haubern trat das niederländische De Rooy-Team an, um dem siegverwöhnten russischen Kamaz-Rennstall, der letztes Jahr sein 30-jähriges Teamjubiläum feiern konnte, das Verlieren zu lehren. Die Chancen sollten nicht schlecht sein. Schließlich musste sich Kamaz 2019 endgültig von ihren Hubraum starken V8-Motoren des deutschen Herstellers Liebherr verabschieden. Das Regelwerk schreibt seit diesem Jahr maximal 13 Liter Hubraum vor. Das bedeutet Neuland beim Antriebsstrang, während die Konkurrenten bereits seit Jahren mit kleineren Reihensechszylinder- Triebwerken unterwegs sind. In den ersten beiden Renntagen sah es für de Rooy auch noch ganz gut aus. Er ging als zweitbester Truck in die dritte Wertungsprüfung, als ihn ein Ausrutscher rund 90 Minuten Zeit kostete. De Rooy fand sich am Ende des Tages auf dem 7. Rang in der LKW-Wertung wieder. In den folgenden Wertungsprüfungen bis zum Ruhetag kämpfte sich der Niederländer wieder nach vorn. Dabei profitierte er auch von der Disqualifizierung des bis dahin drittplatzierten Kamaz-Piloten Andrej Karginow, der nach einem Unfall keine Hilfe geleistet hatte.

Auch wenn de Rooy nun Drittplatzierter war, waren seine Siegchancen nur noch theoretischer Natur. Sein Rückstand auf den Zweitplatzierten Truck betrug bereits rund eindreiviertel Stunden, auf den Führenden sogar fast zwei Stunden. Und bei denen handelte es sich um zwei blaue Kamaz-Boliden. Eduard Nikolaev, LKW-Sieger der beiden vorausgegangenen Rallyes, lag vor dem verdienten Ruhetag souverän in Führung. Rund 11 Minuten dahinter lag Teamkollege Dimitry Sotnikov.

Der letzte verbliebene realistische Kamaz-Jäger, der Vorjahresfünfte Martin Macik, blies in der fünften Etappe mit seinem Liaz-Truck zum Angriff auf die führenden Kamaz-Trucks und fuhr eine Bestzeit nach der anderen. Im Eifer des Gefechtes riss sich der 29-jährige jedoch ein Vorderrad seines Liaz ab. Damit waren die Kamaz wieder unter sich. Ohne großen Druck konnte Nikolaev das Projekt Titelverteidigung angehen, da sich die direkte Konkurrenz von Führungsansprüchen verabschiedet hatte. Ein veritabler Fahrfehler während der achten Etappe kostete dem bis dato souverän führenden Eduardo Nikolaev seine Spitzenposition. Die Speerspitze des Kamaz-Werksteam versenkte seinen Truck bis zu den Achsen im tiefen Wüstensand. Nur mit Hilfe Dritter konnte er sich aus der ausweglosen Situation wieder befreien.

Am Ende der Etappe hatte er fast eine Stunde eingebüßt. Hauptnutznießer war Markenund Teamkollege Dimitry Sotkinov der aus einem fast 33-minütigen Rückstand auf Nikolaev einen Vorsprung von 27 Minuten rausfahren konnte. Am vorletzten Tag der Rallye setzte Eduardo Nikolaev alles auf eine Karte und fuhr volles Risiko. Er gewann nicht nur die Tagesetappe, sondern auch wieder die Gesamtführung in der LKW-Wertung. Ob Kamaz-Teamchef Wladimir Tschagin im Sinne einer Stallorder da klärend eingeschritten war, wird sich wohl kaum klären lassen. Auch in der 10. und letzten Wertungsprüfung ließen die beiden verbliebenen Kamaz nichts mehr anbrennen und überließen den Tagessieg dem Niederländer Ton van Genugten aus dem Petronas de Rooy-Team.

Der Gesamtsieg in der LKW-Wertung ging an Eduardo Nikolaev, der bereits seinen vierten Siegerpokal bei einer Dakar entgegennehmen konnte. Zweiter wurde Teamkollege Sotkinov vor Gerard de Rooy. Die Niederländer hatte zweifellos wettbewerbsfähige Trucks auf die Räder gestellt, was vier Etappensiege (2 x de Rooy und 2 x van Genugten) eindrucksvoll belegen. Vom Rennglück einige Male verlassen, hatte Cheffahrer Gerard de Rooy jedoch einen großen Rückstand angehäuft.