Britta Sprey von Cargobull Parts & Services im Gespräch: „Wir investieren viel in Predictive Maintenance“
Frau Sprey, Cargobull Parts & Services bedient als Tochter von Schmitz Cargobull seit über 20 Jahren den europäischen Aftermarket. Wie hat sich die Sparte entwickelt?
Britta Sprey: Durch den zunehmenden Servicebedarf und um die Kundenwünsche noch besser abzudecken, haben wir das Ersatzteil- und Servicegeschäft ausgeweitet und in diesem Zug 2001 Cargobull Parts & Services gegründet. Damit wurde der Bereich professionalisiert mit Servicepartner-Auswahl und -Qualifikation. Wir haben auch immer mehr Full-Service-Produkte im Angebot, beispielsweise mit Wartung und Reparatur von Neu- und Gebrauchtfahrzeugen sowohl von Schmitz Cargobull als auch anderen Herstellern.
Wie und mit welchen Diensten sind Sie in Europa vertreten?
Als Gruppe haben wir heute in allen europäischen Ländern SchmitzCargobull-Vertriebsgesellschaften und stellen so, überall wo unsere Kunden sind, den gleichen Servicelevel sicher. Wir haben aktuell in Europa 29 Vertriebsstandorte und etwa 1.700 autorisierte Servicepartner als Vertragswerkstätten. Da wir kaum eigene SchmitzCargobull-Werkstätten haben, lösen vor allem Servicepartner unser Serviceversprechen ein: durch hohe Ersatzteilverfügbarkeit, qualifizierte sowie spezialisierte Mechaniker und Techniker.
Welche Ersatzteile bieten Sie neben selbst produzierten an?
Schmitz Cargobull liefert das gesamte Portfolio für Verschleißteile sowie auch fahrzeug- und herstellerspezifische Ersatzteile anderer Marken, alle auch im Webshop. Sowohl in der Fertigung wie für den Aftermarket wird mit allen gängigen Herstellern zusammengearbeitet.
Was hat der Webshop mit dem EPOS-Portal zu tun?
Dem Webshop vorgelagert ist das EPOS, Electronic Parts Ordering System zur Identifikation der benötigten Ersatzteile. Dort sind 1,3 Millionen Schmitz Cargobull-Trailer mit Stückliste dokumentiert. Aus EPOS können die Teile in den Webshop überführt sowie im Account Preise und Verfügbarkeit eingesehen und direkt bestellt werden. EPOS und Webshop spielen zusammen: Wer als Partner nicht genau weiß, welches Teil er braucht, kommt über die Suchstruktur im EPOS anhand der Fahrgestellnummer zur Identifikation des Einzelteils mit genauer Dokumentation und Bild.
Welche Funktionen gibt es noch und wer kann sie nutzen?
Grundsätzlich stellen wir im Serviceportal das EPOS und den Webshop zur Verfügung. Aber da gibt es zwei weitere wichtige und häufig genutzte Funktionen. Das eine ist die Full-Service- und Gewährleistungsabwicklung. Servicepartner sind dafür qualifiziert und autorisiert, dass sie für Schmitz CargobullGewährleistungsarbeiten und Full-Service-Aufträge an Kundenfahrzeugen ausführen. Hier ist das Serviceportal auch Plattform für alle Service- und Reparaturdokumentationen, die wir in Europa allen Partnern, aber auch freien Werkstätten zur Verfügung stellen. Die zweite wichtige Funktion ist der Zugang zum Schmitz Cargobull-Campus, der seit letztem Jahr als Trainingsplattform für Vertragswerkstätten dient.
Wie hat sich Ihr Ersatzteilangebot in den letzten Jahren verändert?
Das Portfolio im Aftermarket verändert sich mit den Produkten im Neufahrzeugbereich. Es kommt der Wandel zu immer mehr Elektronikkomponenten. Wir sind seit 2018 „smart“, das heißt seitdem statten wir alle Sattelkoffer S.KO mit der hauseigenen Telematik TrailerConnect aus. Das bedeutet eine Veränderung des Portfolios. Auf der anderen Seite wird sich mit mehr Fahrerassistenzsystemen auch der Bedarf weiter ändern. Was wir feststellen, ist die Nachfrage nach Ersatzteilen für die S.CU, unsere eigene Kühlmaschine.
Welche Folgen hat die Digitalisierung für Angebot und Kunden?
Wir haben 2018 unter dem Slogan „100 Prozent smart“ mit der serienmäßigen Ausstattung der Kühlkoffer S.KO COOL mit der Telematik TrailerConnect begonnen und haben sie 2020 bei S.CS Curtainsidern und Trockenfrachtern systematisch fortgeführt. Das bringt Kunden viel mehr Transparenz über Zustand, Standort und Route des Fahrzeuges entweder über die beSmart-App für Fahrer oder das Trailer-Connect-Portal für Flottenmanager und Disponenten. Das bedeutet im Aftersales-Bereich immer mehr Daten übers Fahrzeug, die nicht nur dem Kunden, sondern auch dem Servicepartner bei der Diagnose helfen. Das Thema Diagnose bedeutet für die Kompetenz bei den Partnern einen Wandel von gestern sehr mechanischen Reparatur- und Wartungsprozessen hin zur digital unterstützten Wartung.
Welche Neuerungen planen Sie in dem Kontext für Ihre Partner?
Die Diagnose ist im Prinzip der „Start“ für das Thema Digitalisierung. Sowohl für die Produkte als auch die dazugehörigen Services. Hier haben wir gerade die Cargobull PartnerConnect-Offensive in Planung. Wir arbeiten fast 20 Jahre mit dem Serviceportal und sehen Chancen in der Verbesserung der Zusammenarbeit mit den Partnern bei Transparenz und Bedienfreundlichkeit. Deswegen investiert Schmitz Cargobull in den nächsten Jahren viel, um die Zusammenarbeit noch zu vereinfachen, Motto „100 Prozent Service Partner Self-Service“.
Welche Rolle spielen Apps für die mobile Handhabung im Portal?
Heute wird das Serviceportal ausschließlich als Desktop-Version angeboten. Wir sehen aber, dass wir in Apps beziehungsweise mobile Anwendungen investieren müssen, und diese Investition haben wir bereits mit der Cargobull-Remote-App gestartet.
Das neue Cargobull PartnerConnect wird es ab dem ersten Tag auch als Mobilversion sowohl für Tablet als auch Smartphone geben und damit die intuitive und auch nicht mehr ortsgebundene Bedienung ermöglichen. Wir werden dieses Jahr mit den ersten Funktionen online gehen. Im nächsten Jahr werden wir die Werkstattabwicklung, also die Full-Service- und Gewährleistungsabwicklung, im App-basierten Portal bereitstellen. Das EPOS und der Webshop folgen.
Wie bildet sich die zunehmende Anzahl elektrifizierter Fahrzeuge in Ihrem Ersatzteilgeschäft ab?
Wir haben seit Kurzem den vollelektrischen Sattelkühlkoffer S.KOe COOL am Markt. Das ist das erste vollelektrische Fahrzeug mit e-Achse und elektrischer Transportkältemaschine S.CUe. Das wird unser Ersatzteil- und Servicegeschäft zunehmend verändern. Mit Beginn der Markteinführung ändern sich die Kompetenzanforderungen bei den Servicepartnern komplett. Der Wandel zur Elektrifizierung stellt alle Werkstätten vor diese Herausforderung, beginnend im Pkw-Bereich, wo wir heute schon den höchsten Anteil in der Fahrzeugpopulation sehen. Der Truck wird folgen und dann auch der Trailer mit immer mehr elektronischen Komponenten.
Wie reagieren Sie auf denFachkräftemangel in der Branche?
Der Fachkräftemangel wird dazu führen oder führt schon dazu, dass weniger Mechaniker und Techniker zur Verfügung stehen. Wir werden daher das Thema Predictive Maintenance in den Vordergrund rücken, damit mögliche Ausfälle auf Basis von Sensordaten frühzeitig erkannt werden und Werkstattaufenthalte zu den Öffnungszeiten und durch Fachkräfte stattfinden. Deswegen investieren wir viel in Predictive Maintenance, analog zu Pkw und Truck, wo schon deutlich mehr möglich ist. Der Fachkräftemangel betrifft unsere Servicepartner, aber auch uns als Arbeitgeber. Durch das Projekt Cargobull PartnerConnect, der effizienten Kollaborationsplattform, wirken wir dem rechtzeitig entgegen, wie ich hoffe.
Die Fragen stellte Claudia Leistritz.
- Kipp-Aufbauten
- Unternehmens-, Wirtschaft- und Branchen-Nachrichten (sonst.)
- Analysen und Studien (Wirtschaft allg.)
- Reisebusse (wie Doppeldecker- und Luxusbusse)
- Seehäfen
- Trailer (oder Sattel-Auflieger)
- Truck Racing
- Kühlaggregate
- Reifenservices
- Telematik allg.
- Telematik
- Letzte Meile
- Speditionssoftware
- Batterien, Batterietechnik (Fahrzeuge)
- Logistik- bzw. Transport-Dienstleistungen
- Digitaler Tachograf (nicht Lenk- und Ruhezeiten)
- Fahrzeugpflege und -reinigung
- Ladeinfrastruktur
- Sonstige oder Sonder-Lkw
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