Interview mit Willem van Sambeek, Geschäftsführer DAF Deutschland

Auch DAF hat noch im Lockdown eine neue Modellreihe präsentiert. Was der Hersteller sonst noch in Karlsruhe dabei hat, darüber sprach NUFAM mit Willem van Sambeck, Geschäftsführer Deutschland.

Willem van Sambeek, Geschäftsführer DAF Deutschland Foto: DAF
Willem van Sambeek, Geschäftsführer DAF Deutschland Foto: DAF
Redaktion (allg.)
DAF

Die erste Messe mit Life Publikum nach eineinhalb Jahren Covid-Beschränkungen: Was bedeutet das für Sie?

Na, wir freuen uns natürlich mächtig, endlich wieder ‚face to face‘ mit unseren Kunden und Fans in Kontakt zu treten. Ich meine: Online-Veranstaltungen funktionieren mittlerweile ja ziemlich gut. Die wahrscheinlich größte Neuheiten-Präsentation in der Geschichte von DAF mussten wir wegen der Pandemie online stemmen. Das ist uns zweifellos auch ganz gut gelungen. Aber der Life-Kontakt ist doch was ganz anderes. Der persönliche Austausch in unserem Business ist doch sehr wichtig. Man nimmt sich mehr Zeit, die Gespräche sind intensiver. Einen Lkw verkaufen Sie nicht übers Internet. Es gibt Fragen bei den Kunden, die Sie erklären müssen. Da ist so eine Messe wie die NUFAM ideal.

Die Vorstellung der neuen XF, XG und XG+ lief ja trotz Covid-Beschränkungen sehr positiv. Mit welcher Strategie gehen sie die Aufgabe an, eine komplett neue Fahrzeugreihe in den Markt einzuführen?

Eines der wichtigsten Argumente wird die stark verbesserte Effizienz sein. Die Umsetzung der neuen Maße bot die Chance, den Luftwiderstand enorm zu verbessern. Die Summe aller Maßnahmen spart rund zehn Prozent Verbrauch – das ist schon eine Größenordnung, die Sie nur mit einem komplett neuen Fahrzeugkonzept erreichen können. Dazu kommt der enorme Komfortgewinn durch mehr Tiefe im Fahrerhaus, mehr Ergonomie hinterm Steuer und jede Menge neuer Sicherheits-Features.

Der DAF XF gilt ja unbestritten als einer der Lieblinge unter den Fahrern. Welche Rolle spielt für DAF die Zufriedenheit der Fahrenden?

Eines ist heutzutage sehr wichtig: Gute Fahrer können Sie als Fuhrunternehmer nur mit hervorragenden Fahrzeugen in der Firma halten. Neue Fahrende zu gewinnen, hat auch sehr viel mit dem Arbeitsgerät zu tun, das sie zur Verfügung stellen können. Mit der neuen Reihe haben wir dazu alle Trümpfe in der Hand und können unseren Kunden ein Fahrzeugkonzept bieten, das auch die Fahrenden überzeugt. Das sagen uns auch die Kunden: Ein Fahrer, der drei Wochen und länger in seinem Fahrzeug leben muss, der wird sich über einen XG+ mehr freuen als über den XF, der zwar auch alle Vorteile der neuen Reihe bietet, nur eben nicht das deutlich erweiterte Angebot an Lebensraum.

Thema Sicherheit: Auch DAF bietet mit der neuen Reihe nun Kamera-Spiegel an.

Ja, die Spiegel durch Kameras und Monitore zu ersetzen, hat mehrere Vorteile: Der Sicherheitsaspekt durch Vermeidung der Toten Winkel, die allgemein bessere Sicht auf die Fahrzeugumgebung und die Möglichkeit, die unmittelbare Fahrzeugumgebung auch nachts unauffällig kontrollieren zu können – all das vermittelt dem Fahrer deutlich mehr Sicherheit und Praxisnutzen als die herkömmlichen Spiegel. Dazu kommt der nicht unerhebliche Gewinn an aerodynamischer Qualität. Die Kameras verbessern den Luftwiderstand messbar und sind daher ein wichtiger Faktor bei der Senkung der Fahrwiderstände und damit des CO2-Ausstoßes.

Eines ist wohl sicher: Billiger werden die neuen XG und XG+ bestimmt nicht, oder?

Na ja, ich will es mal so formulieren: Das Investment ist etwas höher, der Kunde bekommt aber auch einen deutlichen Mehrwert, der sich nicht nur in zehn Prozent weniger Treibstoffkosten niederschlägt.

Auch ein guter Service trägt zur Kundenzufriedenheit bei. Plant DAF hier eine Erweiterung der Servicestützpunkte?

Ich kann hier nur für den deutschen Markt sprechen. Und hier haben wir fast keine „weiße Flecken“ mehr auf der Landkarte, was die Verteilung der Service-Stützpunkte angeht. Innerhalb 40 bis 45 Minuten erreichen sie in Deutschland immer einen DAF-Partner, der ihnen weiterhilft. Aber ja, es gibt einige Landstriche, wo wir das Service-Netz noch dichter knüpfen können. Da sind wir dran, jeden Tag. Und übrigens auch an der ständigen Verbesserung und Optimierung bereits bestehender Partner.

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Die Erneuerung der schweren Fernverkehrsreihe XF XG und XG+ haben sie ja nun erfolgreich abgeschlossen. Welche Baureihen knöpfen sie sich als nächstes vor?

Zunächst erweitern wir die neuen X-Modelle um weiter Achskonfigurationen. An einem neuen CF, also der mittleren Baureihe wird ebenfalls schon gearbeitet.

Viele Fuhrunternehmer denken manchmal recht konservativ, was Innovationen wie etwa die Kamera-Spiegel angeht. Haben sie schon Reaktionen aus ihrer Kundschaft, was die Akzeptanz bezüglich Kamera-Spiegel betrifft?

Es ist erstaunlich: Manche Kunden und Kundinnen ordern die neue Generation zuerst mit herkömmlichen Spiegel. Dann sehen sie in unserer DAF-Erlebnis-Welt in Eindhoven die Kamera-Spiegel und erkennen offenbar sofort die Vorteile. Denn sehr oft ändern Kunden selbst während der Lieferzeit die Spiegel-Optionen und entscheiden sich für das Kamera-System. Aber ist ja klar: Nur wenige konnten das Spiegelsystem bislang in der Praxis ‚erfahren‘. Aber ab Produktionsbeginn Anfang Oktober werden wir mehr und mehr Fahrzeuge auf der Straße haben.

In Eindhoven konnten sie der Fachpresse Mitte dieses Jahres schon einen XF mit Wasserstoff-Verbrennungsmotor zeigen. Wo geht bei DAF die Reise bei den alternativen, CO2-neutralen Antrieben hin?

Wir glauben, dass batterie-elektrische Antriebe der Weg sind für leichte Verteiler-Trucks und die Lebensmittel-Distribution. Und zwar nicht nur als Solo-Lkw sondern auch als leichter Sattel, mit Reichweiten von 200 bis 300 Kilometer am Tag, in bestimmten Fällen sogar bis 500 km während eines Arbeitstages. Der Diesel wird uns mittelfristig sicher im schweren Fernverkehr erhalten bleiben. In Sachen regenerativ erzeugter Wasserstoff beschäftigen wir uns sowohl mit Brennstoffzellen-basierten E-Antrieben als auch mit dem Direkt-Verbrenner, der mit unserer großvolumigen Hubraum-Lösung eine sehr effektive Lösung sein kann. Immer vorausgesetzt natürlich, es gibt eine Infrastruktur für grün erzeugten Wasserstoff.

Warum hat sich DAF in der Vergangenheit nicht in größerem Maßstab an der Entwicklung von LNG-Motoren, also Erdgas, engagiert?

Wir haben sehr viele Erkenntnisse zu Erdgasmotoren von unseren Partnern in den USA. Die LNG-Technik ist sehr aufwändig, vor allem was die Tanks betrifft. Und: Fossiles Erdgas bietet auf Grund des schlechten Wirkungsgrades des Otto-Brennverfahrens nicht wirklich einen relevanten CO2-Vorteil. Bei Bio-Methan sieht das natürlich anders aus aber wo bekommen wir diese Mengen an Bio-LNG her? Die Weiterentwicklung der Elektro- und Wasserstoff-Technik ist da vielversprechender.

Werden sie auf der NUFAM ihren Kunden die Gelegenheit bieten können, den einen oder anderen Truck der neuen Generation sozusagen life und in Fahrt erleben zu können?

Aber klar: Wissen sie – Papier ist geduldig. So ein neues Produkt muss man doch selbst erfahren und erleben. Wir hoffen sehr, dass viele Interessenten von diesem Angebot Gebrauch machen werden. Einfach auf dem Stand anmelden, Termin festlegen – und los geht’s. Wer das zeitlich nicht schafft: Ab Oktober werden die neuen Demo-Fahrzeuge bei unseren Handelspartnern als Test-Fahrzeuge zur Verfügung stehen

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Seite 7 | Rubrik NUTZFAHRZEUGE
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