Herr Minister Hermann, mit welchem Anspruch haben Sie die Schirmherrschaft für die NUFAM 2017 übernommen?
Winfried Hermann: "Die Nutzfahrzeuge sind für Baden-Württemberg als führendes Land im Fahrzeugbau nicht nur ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. In diesem Sektor geht es wie bei der gesamten Fahrzeugindustrie um einen Umstieg in emissionsfreie Antriebe sowie um die Entwicklung nachhaltiger und umweltschonender Logistikkonzepte. Für diese Aufgabenstellung erhoffe ich mir wichtige Impulse von der NUFAM."
Welchen Stellenwert messen Sie dabei den Entwicklungen in den Bereichen Digitalisierung und EMobilität für die Mobilitätsarchitektur in Baden-Württemberg zu?
"Ziel des Landes ist es, umweltfreundliche Verkehrsarten und Antriebe zu unterstützen und Baden- Württemberg zum Wegbereiter einer modernen und nachhaltigen Mobilität der Zukunft zu machen. Im Bereich der E-Mobilität hat sich das Land zum Ziel gesetzt bis 2020 die Anzahl der Elektrofahrzeuge auf 200.000 zu erhöhen. Die Ausgangsbasis für den Markthochlauf ist geschaffen. Baden-Württemberg hat mehr als 120 Elektro- beziehungsweise Hybridfahrzeuge in der eigenen Landesflotte. Im ÖPNV wurden über 50 Elektro- und Hybridbusse sowie Taxis, elektrische Fahrschulfahrzeuge und Pedelecs an Bahnstationen gefördert. Mit der Landesinitiative Elektromobilität III unterstützt das Land zudem den Kauf von E-Nutzfahrzeugen und ELastenfahrrädern."
Und im Bereich Digitalisierung?
"Digitalisierung kann den Straßenverkehr sicherer und ökologischer machen, wenn sie richtig eingesetzt wird. Assistenzsysteme und technischen Entwicklungen für das Autonome Fahren können die Verkehrssicherheit erhöhen und zu einem besseren Verkehrsfluss beitragen. Mit dem Testfeld in Karlsruhe, Bruchsal sowie Heilbronn werden die neuen Technologien künftig im tatsächlichen Verkehrsgeschehen auf unterschiedlichen Straßentypen erprobt. Baden-Württemberg unterstützt den Aufbau des Testfelds mit 2,5 Millionen Euro für die Infrastruktur, die Fahrzeugtechnik und die Soft-und Hardwareinstallationen. Weitere 2,5 Millionen Euro bringt das Landesministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in das Forschungsvorhaben ein."
Wo sehen Sie in den beiden Bereichen besonderen Handlungsbedarf?
"Für die E-Mobilität beim Ausbau der Ladeinfrastruktur, des Stromnetzes sowie bei der Vielfalt von Transportfahrzeugen. Für die Akzeptanz der Elektromobilität ist eine flächendeckende, öffentliche Ladeinfrastruktur von Bedeutung. Der damit verbundene, höhere Strombedarf muss über erneuerbare Energien gedeckt werden. Verkehrs- und Energiewende gehören zusammen und müssen Hand in Hand gehen. Im Bereich der schweren Nutzfahrzeuge erfordern die Reichweite, der Ladezeitraum und die Praxistauglichkeit weitere Forschung und Entwicklung."
Sind diesbezüglich bereits konkrete Projekte in der Planung?
"Für die Förderung der E-Mobilität stellt Baden-Württemberg bis 2021 gut 43 Millionen Euro bereit. Hierbei sind auch Nutzfahrzeuge im Fokus, beispielsweise E-Lkw, Hybrid-Lkw und die dazu gehörende öffentliche Ladeinfrastruktur.
Zudem entsteht bis Ende 2019 auf zwei Teilbereichen der B 462 im Murgtal im Schwarzwald ein vom Bundesumweltministerium mit 16,8 Millionen Euro gefördertes Pilotprojekt mit Oberleitung für schwere Elektro- Lkw. Auf der Pilotstrecke werden jährlich 500.000 Tonnen Papier und Pappe in ein Logistikzentrum geliefert – insgesamt 250.000 Kilometer pro Jahr. Ab 2020 erfolgen die täglich 64 Umläufe mit Oberleitungs-Lkw.
Im Bereich der Digitalisierung gibt es seit Juni 2017 die neue App „VerkehrsInfo BW mit aktuellen Informationen zur Verkehrslage in Baden- Württemberg und der Belegung von fünf Lkw-Parkplätzen an der A5 in Richtung Süden. Für 2018 sind ein digitales Verkehrsmanagement für Baustellen und weitere intelligente Steuerungsanlagen für verbesserten Verkehrsfluss sowie weniger Staus und Umweltbelastung durch Schadstoffe geplant."
Automechanika & IAA Transportation: Die Zukunft des Lkw-Verkehrs ist elektrisch.
Von welchem Ausstellersegment der NUFAM 2017 erwarten Sie dafür die wichtigsten Impulse?
"Hier sind alle Austellersegmente gefragt. Die Veränderungen im Bereich der Nutzfahrzeuge betreffen die Entwicklung der Fahrzeuge und der weiteren Komponenten, von der Zugmaschine über die Reifen bis zur gesamte Aerodynamik. Daneben gilt es, bei langen Transportwegen die Verlagerung auf nachhaltige Verkehrsträger wie Schiene und Binnenschiff stärker auszubauen."
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