„Das Ziel ist maximale Zuverlässigkeit“: Interview mit Michael Kobriger, MAN Truck & Bus AG

Michael Kobriger, MAN Truck & Bus AG, über den Einstieg in die Welt der vollelektrischen Stadtbusse.

FOTO: MAN TRUCK & BUS
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Redaktion (allg.)
Interview

MAN präsentiert den Lion’s City E als Weltpremiere in Hannover. Können Sie den weiteren Fahrplan für die Markteinführung skizzieren?

Michael Kobriger: Auf der IAA Nutzfahrzeuge zeigen wir einen Prototyp unseres vollelektrischen Lion’s City. Als nächstes folgen dann einige Testeinsätze einer Demoflotte unter realen Alltagsbedingungen bei ausgewählten Verkehrsbetrieben, bevor der Lion’s City E in der Zwölf-Meter-Variante dann mit einer entsprechenden Anlaufkurve im Jahr 2020 in den Markt kommen wird. Der Gelenkbus wird etwa sechs Monate nach dem Solobus folgen.

Sie sind relativ spät mit ihrem ersten vollelektrischen Modell am Markt? Wie wollen Sie den Vorsprung von europäischen Mitbewerbern aufholen?

Für uns war es eine bewusste Entscheidung, mit dem E-Bus auf die neue Stadtbusfamilie zu setzen. Hierbei konnten alle Antriebsformen gleich von Anfang an in der Entwicklung berücksichtigt werden, so dass wir nun ein perfekt an die Bedürfnisse der Busunternehmer angepasstes Fahrzeug vorstellen können. Unser Ziel ist maximale Zuverlässigkeit auch beim Elektrobus – von Anfang an. Dafür nehmen wir den etwas späteren Markteintritt in Kauf. Diese zusätzliche Zeit nutzt MAN auch, um weitere Verbesserungen für die Kunden zu realisieren. Außerdem brauchen auch die Betreiber und Kommunen noch Zeit, um Betriebshöfe und Infrastruktur überhaupt bereitzumachen für einen Einsatz, der über den reinen Test von zwei drei Fahrzeugen hinausgeht. Und wenn es richtig los geht mit der E-Mobilität, ist unser Bus bereit.

Wie kann sich der Lion’s City E vom Wettbewerb abheben, was Technik und Dienstleistungen rund um den elektromobilen Praxiseinsatz angeht?

Uns ist es sehr wichtig, ein Fahrzeug genau für die Kundenbedürfnisse zu entwickeln. Daher haben wir mit vielen Kunden gesprochen. Gelernt haben wir u.a., dass ein zuverlässiger Einsatz vergleichbar mit einem Bus mit Verbrennungsmotor und Reichweite unter realistischen Einsatzbedingungen entscheidend für die alltägliche Nutzung sind. Daher werden wir diese Bedarfe von der Markteinführung an erfüllen: Unser Lion’s City E bietet zuverlässig 200 km Reichweite unter realistischen Bedingungen, bis zu 270 km unter günstigen. Da sich damit die überwältigende Mehrheit der Linien bereits heute abdecken lässt, ermöglicht dies das ausschließliche Laden im Depot, was sich gerade bei den Infrastrukturkosten erheblich bemerkbar macht. Und unser E-Bus, der auf der IAA Nutzfahrzeuge 2018 seine Premiere feiert, ist bereits mit Blick auf die nächste Batteriegeneration entwickelt und daher kompatibel.

Als großen Vorteil sehen wir die Platzierung der Batterien auf dem Fahrzeugdach. Zum einen sind sie damit außerhalb des crashgefährdeten Heckbereichs untergebracht. Zum anderen ermöglicht der Entfall des Motorturms eine großzügige Innenraumgestaltung im Heck mit zusätzlichen Sitzplätzen. Beim Umstieg auf Elektromobilität geht es für einen Betreiber aber um viel mehr Herausforderungen als nur das Fahrzeug – Stichwort Energiemanagement, Ladeinfrastruktur, Routenplanung etc. Außerdem besteht Schulungsbedarf bei Fahrern und Werkstattpersonal. Bei all diesen Fragen unterstützen die Kollegen von MAN Transport Solutions mit ihrer ganzheitlichen Beratung, um es Verkehrsbetrieben so einfach wie möglich zu machen.
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Von welchem Anbieter stammen die Batteriezellen und wer zeichnet für das Packaging verantwortlich?

Die aktuell verwendete Batterietechnologie (Li-NMC-Ionen) stammt aus dem Volkswagenkonzern, adaptiert an die Anforderungen für den Nutzfahrzeugeinsatz. Die Zellen kaufen wir aktuell zu, das Knowhow beginnt jedoch danach bei der Paketierung, Verschaltung und Thermomanagement für den jeweiligen Einsatzzweck. Und das machen wir selbst.

Auf welche anderen Messehighlights der Marken MAN und Neoplan können sich die IAA-Besucher im Busbereich freuen?

Neben dem eBus wird der MAN Lion’s City G mit dem komplett neu entwickelten Gasmotor E18 die Stadtbusfamilie komplettieren. Abgesehen davon, dass der neue Gasmotor besonders kompakt und leistungsfähig ist, begeistert mich vor allem die Kombinationsmöglichkeit mit dem MAN EfficientHybrid. Das macht ihn zu einer ökonomisch und ökologisch höchst attraktiven Lösung, erst recht wenn der Bus mit Biogas betrieben wird. Und dass mit einer ausgereiften Technik – wir haben immerhin 75 Jahre Erfahrung mit Gasmotoren in Bussen.

Unter anderem mit einem MAN Lion’s Coach stellt MAN die neue Generation des automatisierten Schaltgetriebes TipMatic vor. Außerdem stecken in allen gezeigten Bussen die neuen leistungsgesteigerten Motoren hinter der Klappe. Bei den ausgestellten Neoplan Cityliner und Skyliner fällt gleich der Entfall der Rückspiegel ins Auge. Beide verfügen über das Spiegelersatzsystem, bei dem Kameras auf beiden Fahrzeugseiten Echtzeitbilder auf zwei im Sichtfeld des Fahrers verbaute Displays liefern und so den Toten Winkel eliminieren. Im Innenraum überraschen die Fahrzeuge mit einem neuen Colour & Trim, beim Neoplan Skyliner ist zudem die Treppe nun optional auch auf der rechten Fahrzeugseite verfügbar. Das verbessert den Fahrgastfluss und schafft zusätzliche Sitzplätze. Gleichzeitig fällt damit auch der Fahrerplatz deutlich großzügiger aus. Und dann begrüßen wir noch ein ganz neues Mitglied der MAN-Busfamilie: Mit einem Minibus auf Basis des MAN TGE 5.180 rundet MAN sein Busportfolio ab. Gezeigt wird ein Intercity mit 15 Fahrgastsitzen, bis zu 19 sind möglich.

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