60 neue Technologien und Funktionen: Interview mit Stefan Buchner, Mercedes-Benz Lkw

Stefan Buchner, Mitglied des Bereichsvorstands Daimler Trucks und Leiter Mercedes-Benz Lkw, erklärt, warum sich der neue Mercedes-Benz Actros wie in einem Triathlon den Herausforderungen stellen muss, was einen Truck eigentlich intelligent macht.

Stefan Buchner, Leiter Mercedes-Benz Lkw Bild: T. Schweikl
Stefan Buchner, Leiter Mercedes-Benz Lkw Bild: T. Schweikl
Redaktion (allg.)
INTERVIEW

Ein Nutzfahrzeughersteller muss sich darauf einstellen, nicht nur Lösungen zu entwickeln, die den aktuellen Anforderungen der Kunden entsprechen, sondern er sollte auch wissen, was die Kunden morgen und übermorgen brauchen. Herr Buchner, welchen Anforderungen wird der Lkw der Zukunft genügen müssen?

Stefan Buchner: Der Transport der Zukunft und damit der Lkw der Zukunft steht vielen Herausforderungen gegenüber. Neben CO2-Limits und überlasteten Straßen werden unsere Kunden künftig mit steigendem Fahrermangel konfrontiert sein. Das Thema Sicherheit ist unverändert von höchster Bedeutung. Sie sehen: Das ist mehr als nur eine große Anforderung. Man könnte sagen, dass der Lkw der Zukunft einen Triathlon meistern muss: Er muss effizient sein wie nie zuvor, sicherer denn je – und längere Zeit im Einsatz sein als je zuvor. Gleichzeitig muss er den Fahrer in seiner Arbeit unterstützen und sie ihm erleichtern. All diese Herausforderung hatten wir klar vor Augen, als wir unseren neuen Actros entwickelt haben.

Was ist von diesen in die Zukunft weisenden Entwicklungen schon auf der IAA bei Daimler/Mercedes-Benz Lkw zu sehen?

Bei der diesjährigen IAA präsentieren wir unseren neuen Mercedes-Benz Actros, den modernsten Lkw der Welt. Das mag ambitioniert klingen, kann aber mit konkreten Zahlen belegt werden: Im neuen Actros sind insgesamt über 60 neue Technologien und Funktionen eingebaut, die den Straßengüterverkehr sicherer, effizienter und leistungsfähiger machen – und dem Fahrer die Arbeit gleichzeitig deutlich erleichtern. Der Schwerpunkt liegt auf dem Thema intelligente Assistenzsysteme und Vernetzung. Lassen Sie mich nur drei Beispiele nennen – übrigens alles absolute Welt- und Branchenneuheiten: Wir werden mit Active Drive Assist das teil-automatisierte Fahren ermöglichen. Das heißt: Das System hält den Lkw bei allen Geschwindigkeiten in der Spur. Damit ist uns ein wirklich wichtiger Fortschritt gelungen: Wir können die Gefahr für schwere Unfälle auf Autobahnen, ausgelöst durch unabsichtliches Verlassen der Spur, deutlich verringern. Mit Active Brake Assist 5 schützen wir die schwächsten Teilnehmer im Straßenverkehr – die Fußgänger – jetzt noch umfassender, und mit der Mirror Cam ist unser Lkw nicht nur sicherer unterwegs, sondern auch kraftstoffsparender.

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Der Mangel an qualifizierten Berufskraftfahrern dürfte sich vor allem im gewerblichen Güterverkehr in den kommenden Jahren drastisch zuspitzen, ist aber schon heute für die Branche ein großes Problem. Welche konkreten Lösungen beziehungsweise Unterstützungen kann ein Nutzfahrzeughersteller dabei seinen Kunden liefern?

Wir setzen an einem wesentlichen Punkt an: dem Arbeitsplatz des Fahrers. Diesen haben wir im neuen Actros komplett überarbeitet und digitalisiert. Mit unserem Multimedia-Cockpit wollen wir dem Fahrer seine Arbeit deutlich leichter machen. Die Veränderung fällt einem gleich beim Einsteigen ins Auge: Es ist alles sehr übersichtlich und aufgeräumt. Statt eines herkömmlichen Kombi-Instruments gibt es nun ein großes Display – auf diesem werden neben den üblichen Informationen zu Geschwindigkeit, Drehzahl etc. auch wichtige Informationen unserer Assistenzsysteme angezeigt. Nächster Punkt: Licht, Klima, Navigation, Telefon und die Kommunikation mit dem Disponenten waren bislang nur mit vielen Schaltern und separaten Geräten möglich. Das ist Vergangenheit: Im neuen Actros gibt es lediglich ein Display, das es in sich hat: Der Fahrer kann alle eben genannten Funktionen dort nutzen, und zwar intuitiv per Touchscreen, wie mit einem Smartphone. Das Display ist übrigens auch in der neusten A-Klasse verbaut. Auch Fahrzeugdaten wie zum Beispiel Achslasten oder Reifendruck – das läuft alles über ein Display. Im neuen Actros kann der Fahrer ins Fahrzeug steigen und loslegen, statt zuerst Bedienungsanleitungen zu studieren.

Bei der Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass es immer wieder neue Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung gibt. Ist da nicht irgendwann das Ende der Fahnenstange erreicht? Oder sehen Sie weitere, bisher noch nicht ausgeschöpfte Potenziale?

Wir sind Ingenieure, deshalb stellen wir uns der Herausforderung gerne. Und mit dem neuen Actros ist uns in der Tat eine weitere Verbesserung beim Verbrauch gelungen: Mit diesem Lkw sind bis zu drei Prozent weniger Kraftstoff im Fernverkehr und bis zu fünf Prozent weniger im Überlandverkehr möglich, und zwar im Vergleich zum bereits sehr effizienten Vorgänger-Modell. Diese Kraftstoffeinsparungen haben wir erreicht, weil wir das Gesamtsystem Lkw optimieren, nicht nur den Antriebsstrang. Lassen Sie mich nur ein Beispiel nennen: Wir haben unseren bewährten Tempomat PPC weiterentwickelt. Der neue Actros kann jetzt auch hochauflösende, digitale Straßenkarten verarbeiten – damit kann Predictive Powertrain Control auch auf kurvigen Überlandstrecken arbeiten. Bisher war dort der Einsatz eines Tempomaten nicht denkbar. Zudem werden Daten aus dem Abstandsassistenten genutzt, vorausfahrende Fahrzeuge werden ebenfalls in die Fahrstrategie unseres neuen Tempomaten einbezogen.

Auf der letzten IAA Nutzfahrzeuge vor zwei Jahren wurde der neue Dienst „Mercedes-Benz Uptime“ erstmals präsentiert. Wie entwickelt sich die Kundennachfrage? Welche Erfahrungen haben Sie mit Uptime bisher gemacht?

Die Resonanz ist sehr gut, die Kunden sind begeistert von der Zeitersparnis. Und diese ist nachweisbar: Die Diagnosezeit für den Eingangstest in der Werkstatt ist bei Uptime-Fahrzeugen um bis zu Faktor drei kürzer. Außerdem können wir durch die frühzeitige Fehlererkennung den Stopp in der Werkstatt komplett vermeiden. Konkret haben wir bei der Mehrheit aller Mercedes-Benz Uptime Fahrzeuge ungeplante Werkstattaufenthalte bereits um mehr als die Hälfte reduziert.

Grundsätzlich ist die Vernetzung „intelligenter“ Lkw ein großes Thema auf der diesjährigen IAA. Aber was macht einen Truck eigentlich intelligent?

Die Intelligenz eines Trucks liegt – wie beim Menschen – im Inneren verborgen. Ein intelligenter Truck arbeitet mit Radar, Kameras und mit Sensoren, er nutzt und kombiniert deren Daten für unterschiedlichste Assistenzsysteme, die ihn effizienter, sicherer, leistungsfähiger und noch leichter bedienbar machen. Ein solches Assistenzsystem ist zum Beispiel der bereits erwähnte Tempomat PPC. Er ermöglicht Kraftstoffeinsparungen und unterstützt den Fahrer dabei, vorausschauend zu fahren. Active Drive Assist und der Active Brake Assist 5 erhöhen die Sicherheit auf den Straßen weiter. Mit der Mirror Cam sind unsere Lkw nicht nur effizienter, sondern auch sicherer unterwegs. Kurz und gut: Sinnvolle Innovationen, die den Fahrer entlasten und unsere Kunden erfolgreich machen – das macht einen Truck für uns intelligent.

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